Ein Haus mit der perfekten Energieeffizienz, das sein eigenes Wasser liefert, keine teuren Technologien braucht und seinen Abfall recycelt? Umweltschutz wird beim ökologischen Bauen groß geschrieben. Neue Bau-Visionen zeigen, wie autarkes Wohnen funktionieren kann.

Text Babett Müller

Alternatives Wohnen

Was sich anhört wie ein Traum, ist keinesfalls mehr Zukunftsmusik: Verschiedene Bewegungen, Architekten und Designer haben sich Projekten verschrieben, die autarkes Wohnen wahr werden lassen und Ideen für nachhaltiges, umweltschonendes Bauen vorantreiben. Da gibt es beispielsweise ein Modelldorf in den Niederlanden, das von der Energieversorgung über die Lebensmittelherstellung bis hin zur Abfallentsorgung komplett autark funktionieren soll. Oder Wagensiedlungen in Großstädten, in denen sich unterschiedlichste Menschen zusammentun und in ausgebauten Bau-, Last- oder Zirkuswagen hausen, Hühner halten, Gemüse anpflanzen und eine Art Aussteigerleben als Alternativlösung zu den ständig steigenden Mietpreisen führen. Ganz nach dem DIY-Gedanken bieten Tüftler sogar schon fertige Bausätze zum Selbermachen eines autarken Mini-Hauses an: Auf etwa 20 Quadratmetern soll der Bewohner unabhängig von der städtischen Wasser- und Stromversorgung leben und sich selbst mit Wärme und Lebensmitteln versorgen können.

Diese Art zu wohnen, könnte einige der Probleme lösen, die Bevölkerungswachstum, Urbanisierung und Ressourcenknappheit in Zukunft mit sich bringen werden.

Eine neue Generation von Visionären baute gemeinschaftlich am Tempelhof mit dem Ziel, ihre Lebensweise in geschlossene ökologische Kreisläufe zu integrieren.

Nachhaltig bauen: Eine neue Generation von Visionären arbeitete gemeinschaftlich am Tempelhof mit dem Ziel, ihre Lebensweise in geschlossene ökologische Kreisläufe zu integrieren.

Umdenken – hin zum alternativen Bauen und Wohnen!

Die Community Earthship Biotecture Deutschland für konsequent nachhaltiges Bauen, Lernen und Leben setzt mit ihren Earthships ein Statement gegen die unermessliche Müllproduktion unserer Gesellschaft, die Verschwendung von Trinkwasser und Energie und die Unausgewogenheit zwischen moderner Architektur und unserem natürlichen Lebensraum. Zusammen mit Gleichgesinnten baut die Organisation in Workshops Räume aus recycelten Materialien, in denen es möglich sein soll, im Einklang mit der Natur zu leben.

Energieeffizienz optimieren

Als erstes Projekt in Deutschland wurde im Mai 2017 das Earthship Schloss Tempelhof, gelegen zwischen Stuttgart und Nürnberg, eröffnet. Weltweit gibt es bereits über 600 Earthships dieser Art, deren Konzept vor 40 Jahren vom US-Amerikaner, Architekten und Pionier Michael Reynolds entwickelt wurde. Die 25 Nutzer werden alle mit Wärme, Wasser, Strom und Nahrungsmitteln versorgt – unter minimalem Einsatz von Ressourcen. Das gelingt zum Beispiel durch das Auffangen von Regenwasser und die Stromerzeugung per Photovoltaik-Anlage. Die Räumlichkeiten werden durch Rohre mit kühlender Luft klimatisiert, in der Nacht und in kälteren Jahreszeiten durch im Erdwall gespeicherte Wärme geheizt.

Alternative Wohnformen – miteinander leben

Anders als die meisten Earthships ist das lehmverputzte Schiff in Schloss Tempelhof kein Einfamilienhaus, sondern bildet den zentralen Teil eines Wohnkomplexes. Das Miteinander wird hier großgeschrieben. Es gibt eine offene Küche mit Essbereich und Sitzecke, Duschen und Toiletten auf 155 Quadratmetern. Ringsherum stehen Bauwagen und Jurten, in die sich die Bewohner beim Wunsch nach Privatsphäre zurückziehen können.

www.earthship-tempelhof.de

Fotos: © Earthship