Bienen und andere Insekten spielen trotz ihrer kleinen Größe eine wichtige Rolle in unserem Ökosystem und sind besonders wichtig für die Zukunft unserer Erde. Doch das Insektensterben nimmt zu, die Anzahl der Bienen sinkt stetig – das sollten wir dringend ändern!

Text Marina Priller

Gelb-schwarze Streifen, Flügelchen, ein bisschen pelzig: So oder so ähnlich sieht das Bild in unseren Köpfen aus, wenn wir an Bienen denken. Tatsächlich gibt es neben der uns stets präsenten Honigbiene noch zahlreiche weitere Bienenarten. Bisher kennt man 560 wilde Bienenarten, zu denen außerdem über 30 verschiedene Hummelarten zählen. Für unsere Ökosys­teme und Landschaften sind alle Arten unverzichtbar. Durch das Bestäuben der Wild- und Kulturpflanzen sor­gen sie für die Nahrungsgrundlage von Mensch und Tier. Sie helfen dabei, unsere Böden gesund zu halten, bilden Humus und tragen zur biologischen Vielfalt bei.

Warum immer mehr Bienen sterben

Seit einigen Jahren ist die Existenz von  Bienen und andere Insekten je­doch stark bedroht. Zu viele negative Faktoren wirken gleichzeitig auf sie ein. So haben Bienen zum Beispiel mit dem Einsatz von Pflanzenschutzmitteln sowie mit Parasiten zu kämpfen. Doch das größte Problem sind die schwindenden Lebensräume. Auf Feldern und Wiesen, auf öffentlichen Grünflächen oder in privaten Gärten: die Anzahl und Auswahl der Blumen, von denen sie sich ernähren können, nimmt immer stärker ab. „Viele öffentliche Grünflächen und Gär­ten werden heute nach dem Vorbild der englischen Park­anlagen angelegt und sind oft überpflegt. Was für die Bienen interessant ist, wird nicht berücksichtigt – die freuen sich nämlich über bunte Blumenwiesen und ein paar unauf­geräumte Ecken im Garten“, beklagt Melanie von Orlow, Biologin und Bienenexpertin beim Naturschutzbund Deutschland (NABU). Die industrielle Landwirtschaft, die Zucht von Monokulturen, das Aussterben von Wildpflanzen und der Klimawandel tragen zudem ihren Anteil zum Bienenster­ben bei.

In einem niedrig angelegten Hochbeet wachsen heimische Wildblumen wie Löwenzahn, Sonnenblumen und Dahlien zwischen frischem Salat.

Aktiv werden und Bienen retten!

In anderen Ländern, wie beispielweise in Japan und China, ist das Problem des Bienensterbens bereits so drastisch, dass die Blüten in mühevoller Handarbeit mit Pinseln bestäubt werden müssen. Damit es in Deutsch­land erst gar nicht so weit kommt, muss frühzeitig ge­gengesteuert werden. Ein erster Schritt ist, den eigenen Garten so zu bepflanzen, dass Bienen vom Frühjahr bis in den Herbst hinein angelockt werden. Denn bestimmte Pflanzen sind nicht nur schön anzusehen, sondern ver­sorgen Bienen und andere Insekten mit ausreichend Nektar und bieten einen geeigneten Lebensraum. Und für alle, die nicht das Glück haben, einen eignen Garten zu besitzen: Auch auf einem kleinen Balkon oder einer Ter­rasse lassen sich tolle Bienenoasen schaffen.

So wird der eigene Garten zum Paradies für Bienen:

An akkurat getrimmten Rasen grenzt ein buntes Blumenbeet mit gelben, pinken und weißen Blüten, die Bienen, Hummeln und andere wichtige Insekten mit Nektar versorgen.

Ganzjährig Blüten anbieten

Damit Bienen ganzjährig Nahrung haben, sollte bei der Auswahl der Pflanzen darauf geachtet werden, dass von März bis Oktober immer etwas blüht. Neben typischen Frühblühern sollten verstärkt Sommer- und Herbstblüher gepflanzt werden.

Welche Blüten sind die richtigen?

„Wer schon einen Garten hat oder einen neu übernimmt, der sollte als ers­tes eine Bestandsanalyse machen, um zu sehen, welche bienenfreundlichen Pflan­zen und Gehölze eventuell schon vorhan­den sind, die nützlich für die Natur sind“, rät Biologin von Orlow. Bienen brauchen eine große Auswahl an unterschiedlichen Blüten. Wichtig ist zudem, dass die Blüten Pollen und Nektar produzieren, was bei einigen Züchtungen leider nicht mehr der Fall ist. Zwar gibt es Bienenarten, die dankbar  jede Nektarquelle annehmen, jedoch können die meisten Insekten mit exotischen Pflanzen nicht allzu viel anfangen. Deshalb sollten im Garten bevorzugt einheimische Blumen, Sträu­cher und Co. gepflanzt werden. Im besten Fall wird der Garten ökologisch angelegt und  bildet die heimische Natur ab.

Nistplätze schaffen

Anders als die bekannte Honigbiene, sind die meisten Wildbienenarten Einzelgänger und leben nicht in großen Völkern innerhalb eines Bienenstocks zusammen. In der zumeist sehr aufgeräumten Landschaft haben diese Bienen es besonders schwer, einen geeigneten Unterschlupf zu finden. Sie haben einen sehr geringen Aktionsradius von nur 300 bis 500 Metern, in denen Nistmöglichkeiten und ausreichend Futterpflanzen vorhanden sein müssen. Ideale Nistplätze für Wildbienen sind beispielsweise hohle Bäume oder löchrige Baumscheiben, mit lehmigem Sand gefüllte Kübel – idealerweise in die Erde eingegraben – oder Bienenhäuschen die nach Süden oder Südosten zeigen und durch ein kleines Dach geschützt sind. Außerdem empfiehlt die Expertin des NABU, bei entsprechender Gartengröße und Struktur, Felssteine und Totholzstapel einzuplanen. Solitäre Bienen brüten gerne in Steinritzen und Hummeln ziehen gerne in verlassene Bauten von Mäusen ein, die sich in Totholzstapeln sehr wohl fühlen.

Einfach mal weniger mähen

Eine kurz gemähte Wiese ist für Bienen und andere Nützlinge in etwas das Gleiche, wie für uns Menschen eine kahle Wüste. Den Insekten hilft es bereits, einige Stellen beim Mähen auszusparen und diese höchstens zwei Mal im Jahr und frühes­tens ab Juni zu kürzen. Hier können dann Unkraut und Wildblumen zur Blüte kommen. Wenn auf der Wiese nicht von selbst genügend sprießt, kann eine Wildblumenmischung angesät werden.

Weniger ernten

Viele Kräuter wie Bärlauch, Schnittlauch oder Oregano werden meist vor der Blüte geerntet, da dann ihr Aroma am intensivsten ist. Somit werden den Bienen wichtige Nahrungsquellen weggenommen. Besser nur einen Teil ernten, damit die restlichen Pflanzen ihre volle Blüte entwickeln können.

Durstlöscher für Bienen

Eine Biene hat sich auf einem großen,. Grünen Seerosenblatt niedergelassen, um aus dem dunklen Gartenteich zu trinken.

Auch Bienen müssen trinken! Daher sollte im Garten stets eine Wasserversorgung bereit stehen. Ob Gartenteich, Brunnen oder mehrere Wasserschälchen spielt dabei keine Rolle. Wichtig ist, dass ausreichend Äste, Rindenstücke oder Steine aus dem Wasser ragen, damit die Tiere beim Trinken nicht abrutschen und ins Wasser fallen.

Alternativen zum Kunstdünger

Kunstdünger verbraucht in der Her­stellung sehr viel Energie und belastet durch giftige Schwermetalle Pflanzen und Tiere. Mineralische Düngemittel bestehen zudem aus löslichen Salzen, die in Verbindung mit Schweiß eine Salzlösung bilden, die zu Schäden, Reizungen und Trockenheit auf der Haut führen können. Besser sind organische Dünger wie Kompost, Hornspäne, Mist, Gesteinsmehl oder Kräuterextrakte.

Torffreie Erde verwenden

Handelsübliche Gartenerden bestehen oft überwiegend aus Torf, einer Ansammlung an mehr oder weniger zersetztem pflanzlichen Material. Torf kommt allerdings nur in ökologisch wertvollen Moorgebieten vor, die für die Gewinnung trocken gelegt werden müssen. So verlieren seltene Pflanzen und zahlreiche Kleintiere ihren Lebensraum. Zudem speichern intakte Moore große Mengen an Kohlen­stoffdioxid und tragen somit aktiv zum Klimaschutz bei. Bei der Zerstörung der Moore wird das CO₂ allerdings wieder freigesetzt. Daher sollte unbedingt auf Alternativen wie Kompost, Rindenhumus, Holz-, Kokos-, Chinaschilf- oder Hanffasern zurück­gegriffen werden. Am besten ist ein Komposthaufen in einer kleinen Ecke des Gartens, in dem Gartenabfälle und Holzschnitte gesammelt und nach eini­ger Zeit ausgebracht werden können.

Pestizide meiden

Nicht nur in bienenfreundlichen Gärten sollten chemische Pflanzen­schutzmittel absolut tabu sein. Die giftigen Pestizide stellen außerdem eine Gefahr für die Natur, die Tierwelt und unsere eigene Gesundheit dar. Reste da­von reichern sich in der Nahrungskette an, schädigen Bodenorganismen und töten Bienen, Schmetterlinge sowie andere Insekten. Glücklicherweise gibt es zahlreiche Alternati­ven. Gegen Schädlinge können zum Beispiel Nützlinge eingesetzt werden. Eine befallene Pflanze sollte rabiat herunter ge­schnitten oder im Zweifelsfall komplett entfernt werden. Unkraut anstatt mit der Chemiekeule zu bekämpfen, einfach jäten oder natürliche Pflanzenschutz­mittel wie Kräuterjauchen, -brühen, -tees und -auszüge verwenden.

Mit diesen Pflanzen helfen Sie den Bienen:

✽ (Wild-)Blumen: z. B. Flockenblumen, Rundblättrige Glockenblumen, Gelbes Sonnenröschen, Rainfarn, Sonnenblu­men, Kapuzinerkresse, Ringelblumen, ungefüllte Dahliensorten, Astern, Schafgarbe

✽ Kräuter: z. B. Lavendel, Rosmarin, Thy­mian, Salbei, Oregano, Bärlauch, Peter­silie, Dill, Pfefferminze

✽ Sträucher: z. B. Wildrosen, Weißdorn, Kornelkirsche, Brombeeren, Johannis­beere, Liguster

✽ Bäume: vor allem Obstbäume wie Wild­kirsche, Birnen- oder Apfelbaum, Sal-Weide, Kastanie, Ahorn, Schlehe

✽ Gemüse: z. B. Kürbis, Zucchini, Bohnen, Zwiebel, Lauch, Paprika, Tomaten, Möhren

✽ Perfekt für Balkon oder Terrasse geeignet: Küchenkräuter, Fächerblumen, Kapu­zinerkresse, Löwenmäulchen, Verbe­nen, Männertreu, Husarenköpfchen, Steinkraut

Buchtipp für einen Garten, den Bienen lieben

Weitere Tipps zum bienen­freundlichen Gärtnern sowie Porträts von Pflanzen, die viel Nahrung für Insekten bereithalten, finden Sie in:

Die schönsten Pflanzen für Bienen & Hummeln – im Garten und auf dem Balkon • Ursula Kopp • Bassermann Verlag, 2016 • 9,99 Euro (D)

Der Titel des Buches Die schönsten Pflanzen für Bienen und Hummeln von Ursula Kopp zeigt blühenden Lavendel im Kontrast zu dem kräftigen Grün der umliegenden Wiese.

Wir tun was für Bienen

Seit 2016 gibt es den bundesweiten Pflanzwettbewerb Wir tun was für Bienen!, der jedes Jahr mit dem 1. April startet. Das Ziel der Aktion ist es, Garten, Balkon oder naturferne Flächen möglichst bienenfreundlich umzugestalten. Bis zum 31. Juli kann man an dem Wettbewerb der Initiative Deutschland summt teilnehmen. In diesem Zeitraum hat jeder die Möglichkeit, sein Projekt auf der Internetseite anzumelden, die Fortschritte mit Fotos oder Videos zu dokumentieren und online zu präsentieren. Mitma­chen können Gruppen ab drei Personen – bei Privatgärten und Balkonen auch Einzelpersonen – in insgesamt sechs Kategorien. Nach Ende des Wettbewerbszeitraums wählt eine Jury aus jeder Kategorie einen Gewinner. Als Preise warten Bargeld und attraktive Sachpreise. Die größten Gewinner stehen allerdings schon fest – und das sind die Bienen.

Hilfreiche Tipps und Tricks dazu, sowie Saatgut und Pflanzen zu Sonder­konditionen sind auf der Webseite des Pflanzwettbewerbs zusammengestellt. Also schnappen Sie sich Ihre Freunde, Verwandten, Vereins­mitglieder oder Kol­legen, denn es heißt wieder: Auf die Beete. Fertig. Los!

Vier Teilnehmer an dem Pflanzwettbewerb Wir tun was für Bienen! stehen inmitten einer blühenden Anlage und zeigen stolz ihre Urkunde, die ihnen bescheinigt, dass sie etwas gegen das Bienensterben unternommen haben.

Fotos: © Astrid Schmidhuber;  NokHoOkNoi (2), Krawczyk-A-Foto , Giorgio1978 / Shutterstock

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