Fitness, Vertrauen, Erdung und das unschlagbar gute Gefühl zu fliegen – Acroyoga macht es möglich. green Lifestyle Redakteurin Babett hat die anspruchsvolle Yogarichtung ausprobiert.
Noch eine weitere Yogaart im Dschungel der Stilrichtungen, denke ich zuerst. Nach kurzer Videorecherche im Internet bin ich allerdings zutiefst beeindruckt von den kraftvollen, anmutigen Posen und der atemberaubenden Schönheit der Bewegungsabläufe. Vor allem reizt mich die Durchführung der Übungen in der Luft, die sind nämlich schon auf dem Boden nicht ohne. Keine Frage also – auf zum Acroyoga!
Acroyoga: Aufwärmübungen und Straddle Bat
Ein heller Raum, ausgelegt mit Bodenmatten, eine Vertiefung ringsherum, gefüllt mit weißen Steinen, säumt die Fläche, einige Grünpflanzen stehen dicht an den Wänden. Jeden Mittwoch treffen sich die Mitglieder von Acroyoga Jam München zum gemeinsamen Fliegen, etwa 35 Frauen und Männer. Die Stunde beginnt mit dem Singen eines melodischen Mantras, Lehrer Michael spielt Ukulele dazu. Die Atmosphäre ist sehr entspannt, irgendwie friedlich. Dann geht‘s los mit Aufwärmen: Verschiedene Yoga-Übungen wie das Brett, die Kobra, der herabschauende Hund, die Krähe und der gedrehte Ausfallschritt sind dabei. Ganz schön anstrengend! Warm und durchgedehnt starten wir mit Handständen. Der Spotter, der Beobachter, der besonders bei Anfängern eine wichtige Rolle spielt, sichert die Übungen, um Verletzungen zu vermeiden. Danach geht es weiter mit der Straddle Bat, der gespreizten Fledermaus. In dieser Position liegt die Base, die Basis, am Boden und ermöglicht dem Flyer, der Oberperson, die Welt kopfüber zu betrachten. Die dritte Person, und bei Bedarf zusätzlich eine vierte, stabilisiert und sichert. Erstes Fazit: Körperspannung, Balance und Vertrauen sind essentiell, keine Angst vor Körperkontakt! Und es macht großen Spaß.
Sport und Spiritualität beim Acroyoga
Acroyoga, eine Wortzusammenstellung aus Akrobatik und Yoga, hat seine Anfänge im Jahr 2003 und wurde von den Kaliforniern Jason Nemer und Jenny Sauer-Klein populär gemacht. Die Stilrichtung verbindet Akrobatik mit Elementen aus dem Yoga und der Thai-Massage. Man dehnt und stärkt nicht nur den Körper – ein grundlegender Bestandteil ist das Vertrauen zum Partner und die Verbundenheit, die dadurch mit ihm entsteht. Durch das Stützen mit Händen und Füßen der Oberperson wird diese sanft von der auf dem Boden liegenden Person massiert und lernt, Spannung zu halten und gleichzeitig loszulassen. Es ist selbstverständlich einfacher, das Gleichgewicht zu halten, wenn der Flyer leichter ist als die Base – mit etwas Übung können auch Frauen die stützende Position einnehmen und Männer das Fliegen lernen.
Als Steigerung der Fledermaus-Figur versuchen wir uns am Cartwheel. Dabei wird der Flyer in einer schwungvollen Bewegung – oder ganz kontrolliert wie in Zeitlupe – von der einen Seite der Base auf die andere befördert, schlägt somit also ein Rad über die Base hinweg, ohne dabei den Boden zu berühren. Wenn man den Dreh einmal heraus hat, weiß, wo die Füße ansetzen müssen und wieviel Spannung die Arme haben sollten, dann schaffen diese Bewegung mit Hilfe eines Spotters auch Acroyoga-Neulinge. Eine erfüllende Erfahrung für alle Beteiligten. Denn Ziel beim Acroyoga ist es, nicht nur körperlich topfit, sondern auch seelisch gelassener zu werden. Ein inneres wie äußeres Gleichgewicht und Vertrauen ins Team sind das Ergebnis regelmäßiger Acroyoga-Praxis. Außerdem sollen die Massageelemente stressreduzierend auf den Körper wirken.
So endet unsere Stunde auch: mit einer Massage des Partners und einem abschließenden gemeinsamen Oooom – eine Hand auf dem Herzen, eine auf dem Rücken des Nachbarn, das gefühlt den ganzen Raum in Schwingung versetzt und lange in mir nachhallt. Bis es am nächsten Tag dem Muskelkater weicht.
Weitere Infos auf www.flying-yogis.de
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Fotos: © ISOstudios /Shutterstock