Corona hält die Welt in Atem. Das Virus beeinflusst menschliches Verhalten, politische Entscheidungen und wahrscheinlich sogar das Klima. Das profitiert zumindest momentan vor allem von den massiven Einschränkungen des weltweiten Reiseverkehrs in der Luft, zu Lande und im Wasser, aber auch vom Produktionsstopp großer Industriezweige.
Text Annika Brandenburger
In der chinesischen Metropole Wuhan, von der die Covid-19-Pandemie ausging, sanken die Emissionswerte Anfang des Jahres 2020 merklich nach Verhängung der Quarantänemaßnahmen und auch in Rom können die Menschen nachweisbar wieder sauberere Luft atmen. Zurückzuführen ist diese Entwicklung darauf, dass kaum noch Autos, Busse und andere motorisierte Fahrzeuge auf den Straßen unterwegs sind und dass es durch massive Einschnitte in der Wirtschaft und Industrie zu weniger CO₂-Emissionen kommt.

Symbolbild: Foundry via Pixabay
Auch dass die Menschen derzeit kaum noch um den Erdball reisen – sei es per Flugzeug oder mit dem Schiff – macht sich aktuell bemerkbar. Airlines wie die Lufthansa lassen nur noch ganz wenig Flüge stattfinden, Easyjet hat seinen Flugbetrieb bis auf Weiteres sogar komplett eingestellt. Aber auch die Kreuzfahrtindustrie ist seit Mitte März fast vollständig zum Erliegen gekommen. Der japanische Kreuzfahrtanbieter Luminous Cruise musste bereits Insolvenz anmelden, die deutsche AIDA-Reederei sagt alle Reisen mit Starttermin 4. April bis Ende des Monats ab. Kaum eine Reiseindustrie ist so schädlich für das Klima wie die Kreuzfahrtbranche. 2018 lagen die Gesamtemissionen bei etwa 748 713 Tonnen CO₂ weltweit.
Viele Kreuzfahrt-Reisende scheinen jedoch nicht gänzlich auf einen Urlaub auf dem Meer verzichten zu wollen und sind nun auf der Suche nach kleineren und somit auch umweltfreundlicheren Alternativen. Das Bootscharter-Unternehmen Zizoo hat in diesem Zusammenhang einen merklichen Anstieg von Buchungsanfragen für kleine Boote und Yachten mit Skipper verzeichnet und eine Datenanalyse dazu durchgeführt. So hat man dort auch einmal ausgerechnet, um wie viel der CO₂-Ausstoß in den kommenden Wochen allein durch das Brachliegen der Kreuzschifffahrt zurückgehen wird: Global würde es in den ersten vier Monaten 2020 zu einer Einsparung von 117 000 Tonnen Treibhausgas-Emissionen kommen.


Fotos via Zizoo
Auch die Aufrechterhaltung der Ausgangsbeschränkungen in Deutschland über Ostern und der damit verbundene Appell der Bundesregierung, weiterhin auf Reisen und Besuche über die Feiertage zu verzichten, wird sich mit Sicherheit kurzfristig positiv auf die CO₂-Bilanz in Deutschland auswirken. Doch Experten wie Dirk Messner, Präsident des Umweltbundesamtes, warnen vor einem „Einmaleffekt“ beim Rückgang der Emissionen. Auch wenn derzeit noch die Produktionsbänder bei Unternehmen wie Volkswagen, BMW, Opel oder Daimler stillstehen – irgendwann werden sie wieder zum Laufen kommen. Dann erwarten Experten einen Anstieg von Produktion und Konjunktur und damit auch wieder einen massiv erhöhten CO₂-Ausstoß.

Symbolbild: Karlokick via Pixabay
Welche langfristigen Auswirkungen die Corona-Krise auf das weltweite Klima haben wird, lässt sich derzeit noch nicht verlässlich voraussagen und muss nach Meinung vieler Experten im Nachhinein betrachtet werden. Doch für einen Moment können Natur und Umwelt etwas aufatmen, kann die Bundesrepublik Deutschland wahrscheinlich sogar ihre Klimaziele für 2020 einhalten. Es bleibt zu hoffen, dass das Thema Klimawandel durch die Pandemie nicht vollends ins Abseits gedrängt wird und dass die Menschen sich weiterhin für die Umwelt engagieren und – sobald sie es wieder dürfen – wieder auf die Straßen gehen, um Politik und Wirtschaft zum Handeln im Sinne des Klimas zu bewegen.