Das Überleben des Bamberger Hörnchens ist dem hohen Einsatz von nur wenigen Menschen zu verdanken. Diese leckere, alte Kartoffelsorte wäre beinahe ausgestorben – heute ist sie eine begehrte und ausgezeichnete Delikatesse, sie gilt jedoch nach wie vor als gefährdet.
Text Almut Gaude/Judith Freund/BUND
Das Bamberger Hörnchen, auch „Bamberger Hörnla“ oder „Bamberger Hörnle“ genannt, ist eine alte Kartoffelsorte aus Franken und steht mit ihren fingerförmigen Knollen für die Gruppe der Kipfler-, Hörnchen- und Zapfenkartoffeln.

Bamberger Hörnchen. Foto © Art_Pictures via shutterstock.com
Steckbrief
Merkmale: Kleinwüchsige Pflanze mit dünnem, zartem Kraut und schneeweißen Blüten; kleine, fingerförmige und leicht gekrümmte Knollen; hellockerfarbene, hauchdünne Haut mit leicht rötlichem Schimmer; sattgelbes, dichtes und festes Fleisch; leicht nussiges Aroma und speckige Konsistenz.
Anbaugebiet: vorwiegend in Süddeutschland, Franken
Gefährdung: Auf Roter Liste der gefährdeten einheimischen Nutzpflanzen in Deutschland
Aufwendiger Anbau
Das Bamberger Hörnchen wurde um 1850 erstmals im Raum Bamberg beurkundet. Es ragt unter den alten Kartoffelsorten besonders durch seinen sehr feinen, nussigen Geschmack heraus. Deshalb war es in seiner fränkischen Heimat stets zu haben, wenn auch nur in kleinen Mengen. Denn sein hoher Pflegeaufwand per Hand bei sehr niedrigem Ertrag (nur 20 bis 30 Prozent einer durchschnittlichen Kartoffelernte!) machte es bei den Erzeugern zum reinen Liebhaberprodukt.
Das Besondere und Schicksalshafte am Bamberger Hörnchen ist neben dem Geschmack auch seine längliche, gekrümmte Form. Die länglichen Knollen sind für eine maschinelle Bearbeitung kaum geeignet. Und so verschwand mit dem verstärkten Einsatz von Kartoffelpflanz- und Erntemaschinen Mitte des 20. Jahrhunderts die Sorte weitgehend aus dem Feldanbau. Überlebensmöglichkeiten boten lange Zeit nur der Gartenbau und die Direktvermarktung.
Von Gärtnern und Landwirten gerettet
Als freie Landsorte stand das Bamberger Hörnchen lange Zeit nicht auf der Sortenliste des Bundessortenamtes und hatte auch keine offiziellen Erhaltungszüchter, wodurch der Bezug von gesundem und sortenreinem Pflanzgut kaum möglich war. Zugleich war das echte Bamberger Hörnchen durch fehlenden Schutz in Gefahr, weil im Handel einfacher anzubauende Hörnchensorten als Bamberger Hörnchen ausgegeben wurden. Es schien, als wäre die alte Sorte nicht mehr zu retten.
Einige wenige fränkische Gärtner und Landwirte wollten jedoch nicht vom Bamberger Hörnchen lassen und starteten eine einmalige Rettungsaktion, die bald von vielen anderen unterstützt wurde. So wurde im Jahr 2005 das Bamberger Hörnchen als Passagier in die Slow-Food-„Arche des guten Geschmacks“ aufgenommen. 2007 gründete sich die Förderkreisinitiative „Bamberger Hörnla in Franken e. V.“ und in der Folge schuf die Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft die Grundlagen für eine Erhaltungszüchtung im fränkischen Ursprungsgebiet.
Die Kartoffelsorte wurde offiziell in die neu geschaffene Liste der Erhaltungssorten beim Bundessortenamt eingetragen und zur „Kartoffel des Jahres 2008” gekürt. Die Europäische Union verlieh ihr die Auszeichnung als „geschützte geografische Angabe g. g. A.“. Durch die gute Zusammenarbeit von Erzeugern, Vermarktern und Förderern in Franken sowie der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft stehen inzwischen wieder genügend gesunde Pflanzkartoffeln zur Verfügung. Die Produktionsflächen und -mengen des Bamberger Hörnla steigen wieder.
Der BUND fordert
- Um seltene Pflanzensorten besser zu schützen, müssen sie angebaut und genutzt werden – dafür muss sich ihr Anbau jedoch auch lohnen.
- Es braucht eine andere EU-Agrarpolitik: Anstatt Geld weiter mit der Gießkanne pauschal nach der Flächenausstattung der Bauernhöfe zu verteilen, müssen die Milliarden aus Brüssel dafür genutzt werden, gesellschaftliche Leistungen der Landwirte zu honorieren. Für Klimaschutz, Tierwohl und den Erhalt der Artenvielfalt.
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Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e. V. (BUND) ist eine nicht-staatliche Organisation. Er setzt sich für Umwelt und Natur ein, indem er sich unter anderem für ökologische Landwirtschaft, das Klima, den Ausbau regenerativer Energien sowie den Schutz bedrohter Arten, des Waldes und des Wassers engagiert. green Lifestyle veröffentlicht regelmäßig informative Beiträge der Organisation.