Wir lieben unsere Boot-Cuts, Skinnys, Baggys, Slim Fits, High- und Low-Waist oder Boyfriend-Jeans. Für jeden Style haben wir eine passende Jeans-Hose im Schrank. Doch die Herstellung unserer liebsten Beinkleider ist oft sehr schädlich und problematisch für Mensch und Umwelt.

Bis die Jeans ihren Weg über den Online-Shop oder den Einzelhandel in unseren Kleiderschrank findet, hat sie einen meist sehr weiten und beschwerlichen Weg hinter sich. Der Anbau der Baumwolle und ihre Weiterverarbeitung zur Jeans bergen Gefahren für Natur, Arbeiter und Träger der trendigen Hose. Trotzdem muss niemand auf sein Lieblingsteil verzichten. Denn immer mehr Brands setzen auf biologisch angebaute, zertifizierte Baumwolle sowie alternative Färbe- und Bleaching-Methoden.

Billige Jeans schaden der Umwelt

Die konventionelle Jeans-Produktion schadet Mensch und Natur: Bilder von Blau gefärbten Flüssen und Berichte über kranke Fabrikarbeiter in der Textil- und insbesondere in der Jeans-Branche finden sich seit Jahren in den Medien.
Fangen wir ganz vorne an: Denim wird in den meisten Fällen aus Baumwolle gefertigt. Ein extrem hoher Wasserverbrauch – zwischen 10 000 und 30 000 Liter für ein Kilogramm Baumwolle –, der Einsatz von Chemikalien und Gentechnik sowie Kinder- und Zwangsarbeit dominieren den konventionellen Baumwollanbau.
Bis die fertige Jeans im Laden landet, durchläuft die Baumwolle noch etliche weitere Produktionsschritte, die häufig über die ganze Welt verteilt sind: Nach der Gewinnung der Rohfaser und der Entkörnung der Baumwolle wird diese zu Garn weiterverarbeitet und gefärbt. Anschließend wird der Denim-Stoff gewoben, zugeschnitten, vernäht, Accessoires wie Label und Reißverschluss angebracht, ausgerüstet – Bleichen, Färben, Effekte anbringen – und dann erst gelangt die Jeans in den Vertrieb. Bei der konventionellen Jeans-Herstellung gefährdet vor allem der Produktionsschritt der Ausrüstung die Gesundheit der Arbeiter: Chlor und Kaliummanganat, die zum Bleichen verwendet werden, sind hochgiftig und vor allem flüchtig. Aber das Sandblasting kann nachweislich tödlich für die Arbeiter enden – die durchschnittliche Lebensdauer eines Fabrikarbeiters, der die giftigen Gase und Staubpartikel ein bis zwei Jahre einatmet, beträgt lediglich zehn weitere Jahre. Nur selten wissen die Arbeiter, wie gefährlich ihr Job für sie ist.

Warum faire Jeans besser sind

Doch es gibt Alternativen, die nachhaltiger mit Ressourcen umgehen: Die Nachfrage nach Biobaumwolle ist in den vergangenen Jahren deutlich angestiegen.
Laser statt Chlorbleiche. Airbrush statt Sandblasting bzw. Sandstrahlen. Grüne Chemie statt giftiger Farben. In der Jeans-Industrie entstehen zusehends innovative Alternativen zur konventionellen Produktion. Das erklärte Ziel: Umwelt, Ressourcen und die Gesundheit der Fabrikarbeiter zu schonen. Die neuen Ideen zeigen Wirkung – nachhaltige Marken sparen in der Produktionskette Wasser und Energie, vermeiden giftige Chemikalien und bieten gleichzeitig Jeans an, die den modischen Ansprüchen von Trendsettern entsprechen. Coole Used-Effekte und Muster gibt es also auch ganz ohne Gift und Umweltverschmutzung.
Wer also eine nachhaltige Jeans produzieren möchte, achtet im Idealfall auf folgende Punkte:
Erstens, Transportwege – die gesamte Produktionskette sollte entweder am Herstellungs- oder Vertriebsort angesiedelt werden. Zweitens, zertifizierte Rohstoffe – die Verwendung von zertifizierter Biobaumwolle. Drittens, nachhaltige Weiterverarbeitung – Innovation und umweltschonende Verfahren ersetzen im Bereich des Färbens und Ausrüstens die üblichen Methoden. Viertens, eine vernünftige Bezahlung und Behandlung der Arbeiter auf den Plantagen und in den Fabriken. Biosiegel verbieten im Gegensatz zum konventionellen Anbau Gentechnik, Umweltgifte, Ausbeutung und Kinderarbeit. Mechanische Methoden, pflanzliche Jauchen und Humus verhelfen den Bauern zu einem gesunden Boden und schädlingsfreien Pflanzen. Wasser wird durch intelligente Bewässerungsmethoden oder durch Anbau in niederschlagsreichen Regionen gespart – der Wasserverbrauch kann somit auf 7000 Liter für ein Kilogramm Baumwolle gesenkt werden. Grundsätzlich können Verbraucher auf Textilsiegel wie IVN Best (Internationaler Verband der Naturtextilwirtschaft) oder GOTS vertrauen. Sie garantieren jährliche Kontrollen aller beteiligten Produktionsstufen vom Anbau bis zum Vertrieb. Werden auch nur bei einem dieser Schritte die strengen Richtlinien nicht beachtet, wird das Endprodukt nicht zertifiziert. Der IVN begleitet Unternehmen zudem im Improvement-Prozess – hin zu einer nachhaltigen und umweltschonenden Produktionsweise. Dabei werden neben den restriktiven Maßnahmen, die schädliche Verfahren verbieten, auch der Kontakt zu Lieferanten hergestellt und weitere Beschaffungsmöglichkeiten geklärt.

Probleme bei Jeans-Herstellung

  • Konventionell angebaute Baumwolle
  • Färbung: Gebrauch gefährlicher Chemikalien
  • Ausrüstung: schädliche Verfahren wie Sandstrahlen, Bleaching durch Chlor und Kaliumpermanganat
  • Allgemeine Hygienemängel, schlechte Belüftung mit drastischen gesundheitlichen Auswirkungen für Arbeiter
  • Chemikalien und Schwermetalle in der gesamten Produktionskette fördern Allergien
  • Sweatshops zahlen minimale Löhne bei schlechten Arbeitsbedingungen
  • Transport: Häufig reist eine Jeans einmal um die Welt

Ökologische Jeans-Produktion

  • Zertifizierte Biobaumwolle
  • Umweltschonende und ungefährliche Farben
  • Ausrüstung: Lasertechnik und Bleaching durch Ozon und Sauerstoff gewährleisten die Sicherheit der Arbeiter
  • Schutzmaßnahmen werden durch Richtlinien verpflichtend, Arbeiter werden über Gefahren aufgeklärt
  • Verbot von Giftstoffen in der gesamten Produktionskette
  • Bessere Löhne und Arbeitszeiten tragen zur Senkung der Armut bei
  • Regionale Produktion: Herstellung wird auf wenige Länder beschränkt

Was ist eigentlich …

… Sandstrahlen?

Sandblasting oder auch Sandstrahlen ist ein abrasives Verfahren, bei dem Oberflächen aufgeweicht oder verformt werden, indem Sand unter Hochdruck auf das Material gerichtet wird. Traditionell wird die Technik bei Metall- und Keramikverarbeitung angewandt. Um Kosten einzusparen, wird vor allem in sogenannten Billiglohnländern meistens sehr feiner Quarzsand verwendet. Dieser wird beim Sandstrahlen so fein, dass selbst Atemschutzmasken die kleinen Körnchen nicht mehr aufhalten und schon nach kurzer Zeit können Krankheiten wie Staublunge entstehen.

… das Sandstrahlen von Jeans?

Beim Sandstrahlen von Jeans wird Sand unter Hochdruck auf den Stoff geschossen – mit dem Ziel, ihn auszubleichen und aufzuweichen. In vielen Ländern wird von Hand sandgestrahlt, indem die Arbeiter den Sand mit Hochdruck aus Schläuchen auf die Jeans schießen, wobei Sandstaub austritt.

… das Gesundheitsrisiko beim Sandstrahlen?

Das Einatmen von großen Mengen (Quarz-) Staub führt zu Silikose oder auch Staublunge. Silikose ist eine unheilbare Lungenkrankheit. Die Schädigung der Lunge ist irreversibel und selbst wenn kein weiterer Staub mehr eingeatmet wird, schreitet die Krankheit fort. Wenn die Arbeiter dem Staub in hohen Dosen  oder über einen langen Zeitraum ausgesetzt sind, erkranken sie deutlich schneller und schwerer. Im Krankheitsverlauf verschlechtert sich der Zustand bis zur Invalidität und häufig bis zum Tod. Die Arbeiter sterben, weil sie nicht mehr richtig atmen können. Außer einer Lungentransplantation ist bisher kein Heilmittel bekannt.

… der Grund dafür, dass Jeans sandgestrahlt werden?

Im Vergleich mit anderen Verfahren lässt sich durch das Sandstrahlen ein sehr präzises Muster gestalten, indem zum Beispiel nur einzelne Bereiche bestrahlt werden und andere ausbleiben. Natürlicher Sand ist günstig und auf Sicherheitsausrüstung wird verzichtet. Dennoch verkaufen sich Jeans im Wornout- oder Vintage Look zu deutlich höheren Preisen.

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Foto: © Photobyphotoboy / Shutterstock