Ein Leben ohne Smartphone, Tablet und Computer ist für viele Menschen heutzutage undenkbar. Aber ist digitales Leben und Arbeiten so viel umweltfreundlicher als mit Papier, Akten, Karteikarten und Co.? So viel Strom verbrauchen digitale Geräte, Internet & Co. wirklich.

Smartphone, Tablet, Notebook und Desktop-PC sind seit vielen Jahren unsere lieb gewordenen und täglichen Begleiter. Sei es nur, um Kontakt mit seinem sozialen Umfeld zu halten oder kreativ und produktiv zu arbeiten. Ohne stromverbrauchende Geräte geht heute zumindest privat fast gar nichts mehr, im Geschäftsleben sind Netz und Strom essenzielle Lebensgrundlagen. Ob nun aber das viel gepriesene „Paperless Office“ mit seinen ausschließlich digitalen Workflows und modernes Dokumentenmanagement in der Cloud wirklich so viel umweltfreundlicher sind als der gute alte Aktenschrank, darf mittlerweile bezweifelt werden. Wir werfen einen Blick auf die Ökobilanz und schauen uns genauer an, wie viel Strom Internet & Co. wirklich verbrauchen.

Onlinenutzugang als Stromfresser

Wie viel Strom verbraucht das Internet? Darüber machen sich wohl die wenigsten Nutzer Gedanken bei der fast allgegenwärtigen Verwendung. Mal eben einen Suchbegriff bei Google eingegeben und in wenigen Millisekunden ein Ergebnis auf dem Monitor oder dem Handydisplay – kaum jemand macht sich Gedanken darüber, wie viel Energie für die vielen Rechenzentren solch eines weltweit kostenlos verfügbaren Services aufgebracht werden muss. Immerhin verarbeitet die größte aller Suchmaschinen rund sechs Millionen Suchanfragen pro Minute!

Pro Suchanfrage werden ca. zwei Gramm CO₂ erzeugt, mit der verbrauchten Strommenge könnte man eine Energiesparlampe rund 18 Sekunden lang leuchten lassen. Der Google-Konzern gibt an, dass der Stromverbrauch für eine Suchanfrage bei 0,0003 Kilowattstunden liegt. Das hört sich zunächst nicht viel an, aber genau dies ist die Energiemenge für die besagten 18 Sekunden Licht einer Energiesparlampe. Das Multiplizieren dieser Zahl mit der Summe aller Suchanfragen pro Zeiteinheit mag dem Leser überlassen bleiben. Über den gesamten Stromverbrauch gibt sich Google ansonsten sehr bedeckt, jedoch wird man seitens des Konzerns nicht müde zu betonen, dass man versucht, Energie zu sparen, wo es nur geht. In einem Artikel der Londoner Times war mal zu lesen, dass man aufgrund von Berechnungen zu dem Ergebnis kam, dass man mit nur einer Suchanfrage immerhin das Wasser für eine Kanne Tee aufkochen könnte.

Der Stromverbrauch setzt sich jedoch bei den Endgeräten der Nutzer fort. So werden immer wieder Ideen laut, die dafür plädieren, die Startseite von Google mit einem dunklen statt weißem Hintergrund zu versehen. Die geringere Leuchtkraft auf dem Monitor würde zu einer zusätzlichen Stromersparnis beitragen. Zwar handelt es sich hier um wenige Cent pro Haushalt, aber in der weltweiten Ökobilanz ist dies ein nicht zu vernachlässigender Faktor. Insgesamt kann festgehalten werden, dass die Firma Google mit all ihren Diensten (Maps, Streetview, Kalender, GMail usw.) mehr Strom verbraucht als die meisten Länder.

IT-Stromverbrauch in Unternehmen und ihr Einsparpotenzial

Schauen wir uns mal den Energieverbrauch der IT in kleinen und mittelständischen Unternehmen an. Von einzelnen Servern bis zu ganzen Serverlandschaften ist hier jede Größenordnung vertreten, um den alltäglich anfallenden Datenfluss zu managen und zu verarbeiten. Doch wie die Praxis zeigt, sind gerade in kleineren Betrieben die unterhaltenen Server oft überdimensioniert für die Aufgaben, die sie zu bewältigen haben. Es kommt vor, dass ein ausgewachsener Server, der um die 600 Watt verbraucht und dabei rund um die Uhr läuft, lediglich ein paar wenige Textdokumente bereitstellen oder eine kleine Website im Format einer Firmen-Visitenkarte ins Netz stellen soll. Solche Aufgaben können heute auch Einplatinencomputer in der Größe einer Kreditkarte problemlos bewältigen. Diese benötigen nur wenige Watt und sind je nach Leistungs- und Speicherbedarf genauso frei skalierbar wie ihre großen Brüder im Serverraum.

Ähnlich verhält es sich bei den Endgeräten am Arbeitsplatz. Auch hier brummen den ganzen Arbeitstag lang Desktop-PCs vor sich hin. Festplatten, Lüfter, ein stromhungriger Prozessor, eine für Office-Anwendungen viel zu leistungsfähige Grafikkarte – all diese Komponenten verbrauchen unnötig Energie. Hier gehen energiebewusste IT-Verantwortliche jedoch zunehmend dazu über, auf den Schreibtischen stromsparende Thin Clients zu platzieren. Kleine Rechner, die ihr Betriebssystem sowie Daten und Applikationen komplett aus dem Netz oder gar aus der Cloud beziehen – bei minimalem Stromverbrauch.

Die Cloud als Allheilmittel?

Immer mehr Unternehmen gehen heute den Weg des Outsourcings, wenn es um die firmeneigene IT-Infrastruktur geht. Statt eigene Serverlandschaften zu unterhalten, zu warten und zu pflegen, legen sie die Datenhaltung und Rechenleistung in die Hände von externen IT-Unternehmen, die eigene Rechenzentren betreiben, was den Auftraggebern bei der Senkung der eigenen Energiekosten hilft. Und in der Tat können Cloud-Anbieter wesentlich energieeffizienter arbeiten, etwa durch virtuelle Server, bei denen sich mehrere Kunden einen physischen Server teilen. Hier sollte man jedoch nachfragen, ob der Cloud-Anbieter seinen Strom aus erneuerbaren Energiequellen bezieht. Eine Reihe von Anbietern weisen heute bereits in Form von Zertifikaten nach, dass sie verantwortungsbewusst mit ihrem Stromverbrauch umgehen – sowohl der Umwelt zuliebe als auch aus Kostengründen.

Smartphones als Umweltsünder

Der moderne Mensch will auch unterwegs online und erreichbar sein. Gleichzeitig will er aber auch nachhaltig leben, damit auch nachkommende Generationen in einer halbwegs intakten Umwelt leben können. Hier offenbart sich bereits ein Interessenkonflikt. Wie der Digitalverband BITKOM berichtet, türmen sich in deutschen Schränken, Schubladen und Kartons rund 124 Millionen ausgediente, aber funktionsfähige Mobiltelefone. Oft lassen sie sich aufgrund ihres Alters aber nicht mehr verkaufen. Auf jeden Fall gehören auch kleine Geräte dieser Art nicht in den Hausmüll, sondern auf den Recyclinghof, wo sie fachgerecht entsorgt werden können.

Ist ein Leben ohne Smartphone heute noch denkbar? Foto © Yura Fresh via unsplash.com

Wie verhält es sich jedoch mit dem Stromverbrauch der Mobilfunknetze? Der Strom, der für die Handy-Akkuladungen benötigt wird, ist nicht das primäre Problem, sondern wieder einmal die Datenhaltung und der Datentransport. Mobile Dienste werden in großen Serverfarmen bereitgestellt: Jede Kurznachricht, jeder Anruf, jedes Online-Video läuft über mindestens ein Rechenzentrum. Diese verbrauchen – ebenso wie die Mobilfunknetze selbst – viel Energie. Ein Stromverbrauch, den der Nutzer nicht sieht. So rät etwa das Umweltbundesamt, mobile Geräte, wo es geht, mit einem stationären WLAN anstatt einer Mobilfunkanbindung zu betreiben. Zum häuslichen WLAN-Router funkt man sehr energiesparend nur über wenige Meter, dagegen kann der nächste Mobilfunkmast kilometerweit entfernt sein, was einen wesentlich höheren Energiebedarf erfordert.

Eine Studie des Fraunhofer-Instituts im Auftrag des Bundeswirtschaftsministeriums hat ergeben, dass der Stromverbrauch der Telekommunikationsnetze in den nächsten Jahren um rund ein Drittel steigen wird, nämlich von 18 auf 24 Terawattstunden. Insofern gilt weiterhin: Die digitale Mobilität hat ihren Preis – auf Kosten der Umwelt.

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