Ob im Sommer am Badesee, beim Bummeln in der Stadt oder im Winter auf der Skipiste – um unsere Haut vor der Sonne zu schützen, können wir ganz auf Chemie verzichten. Es gibt mittlerweile eine Vielzahl an tollen Naturprodukten. Doch wirken diese genauso gut? Was gilt es bei der Verwendung von mineralischen Sonnencreme-Produkten zu beachten? Und was bedeutet überhaupt die Lichtschutzfaktor-Zahl? greenLIFESTYLE hat mit Dr. med. Alexandra Ogilvie, Fachärztin für Dermatologie und Allergologie, über natürlichen und mineralischen Sonnenschutz gesprochen.

Im Interview mit greenLIFESTYLE: Dr. med. Alexandra Ogilvie, Fachärztin für Dermatologie und Allergologie.

Frau Dr. med. Alexandra Ogilvie, können Naturprodukte die Haut genauso gut vor Sonne schützen wie herkömmliche Cremes?

Wenn man als Naturprodukt versteht, dass die Sonnencreme auf chemische Filter verzichtet, kann man sagen: ja! Es gibt zwei zugelassene und damit bewiesenermaßen hochwirksame Schutzfilter, die einen sehr hohen Lichtschutz bewirken. Das sind Titandioxid und Zinkoxid. Diese reflektieren das UV-Licht und schützen die Haut vor den schädigenden Einflüssen effektiv. Andere, zum Beispiel aus Pflanzen gewonnene Substanzen mit UV-Schutzwirkung, sind zumindest bis lang nicht zugelassen worden.

Wie wirken Bio-Sonnencremes?

Die mineralischen Schutzfilter wirken wie kleinste Reflektoren in der Creme und „spiegeln“ quasi die Strahlung von der Hautoberfläche weg.

Worauf sollte man bei der Verwendung von Sonnenschutz-Naturprodukten achten?

Nur Titandioxid und Zinkoxid im Produkt versprechen nachweislich hohe und effektive Schutzwirkung. Und Naturprodukte sind nicht automatisch besser geeignet für empfindliche Haut. Im Gegenteil: Viele pflanzliche Inhaltsstoffe können allergische Reaktionen auslösen. Also hier bitte stets vorsichtig auswählen: je weniger Inhaltsstoffe, desto geringer das Risiko einer Unverträglichkeit.

Mineralische Sonnencremes hinterlas­sen oft einen weißlichen Film auf der Haut. Wodurch entsteht dieser „Weißel“-Effekt?

Der weiße Farbton entsteht durch den Inhaltsstoff Zinkoxid. Je kleiner jedoch die Partikelgröße im Produkt, desto bes­ser lässt sich das Zinkoxid emulgieren und desto weniger weiß wirkt die Sonnencreme auf der Haut.

Abhilfe schaffen mineralische Partikel in Nanogröße, über die jedoch in letzter Zeit immer wieder diskutiert wurde. Was hat es mit diesen Nanopartikeln auf sich?

Die Gefahr, die von Nanopartikeln ausgeht, ist bislang nur hypothetisch. Kleine Partikel können theoretisch die Membranen und Grenzschichten unse­rer Haut durchdringen und somit in den Körper gelangen. Welche Auswirkungen Stoffe wie Titandioxid oder Zinkoxid dann haben, ist unklar. Wirklich nachgewie­sene Schädigungen sind bislang nicht bekannt. Hochwertige Sonnenschutzpro­dukte ummanteln die kleinen Partikel, sodass diese Gefahr ausgeschlossen werden kann, weil die Filter nicht die Hornschicht durchdringen.

Auf Sonnencremes ist stets ein Licht¬schutzfaktor angegeben. Was bedeutet diese Zahl?

Die deklarierte LSF-Zahl bedeutet die Verlängerung der Eigenschutzzeit – man multipliziert die individuelle Eigenschutz­zeit der Haut mit dem Faktor. Das be­deutet, ein Hauttyp, der nach 15 Minuten Sonne rot wird, kann nach Auftragen von LSF 20 für 300 Minuten in der Sonne blei­ben. Danach muss die Haut 24 Stunden regenerieren. Formal wird dieser Wert für UVB-Strahlung gemessen und definiert. Für UVA liegt die Wirkung ca. bei einem Drittel der UVB-Schutzwirkung. Bei hochwertigen Markenprodukten wird der UVA-Schutz gesondert angegeben. Das bedeutet aber auch, dass nur ein hoher LSF auch eine ausreichende Schutzwir­kung im UVA-Spektrum gewährleistet, das für den Schutz vor Hautalterung ent­scheidend ist.

Muss ich bei mineralischen Sonnencremes öfter nachcremen als bei konventionellen Produkten?

Nein, der Schutzfilter gibt ja für das jeweilige Produkt die Zeit der schützenden Wirkung an, unabhängig durch welchen Filter er erzielt wird.

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Foto: © Diana Indiana/ Shutterstock