Meditation ist mehr als religiös angehauchter Hokuspokus. Das sagen inzwischen sogar wissenschaftliche Studien. Was steckt hinter dem Trend, mit dem stressgeplagte Manager und Work-Life-Balance-Jünger versuchen, sich „runterzufahren“?
Text Benigna Daubenmerkl
Dass regelmäßige Meditation wirklich etwas bewirkt, berichten Meditierende schon seit es sie gibt. Also seit vielen, vielen Jahrhunderten. Aber handfest beweisbar war das lange Zeit nicht. Erst in den letzten Jahren zeigten neuere Untersuchungen namhafter Universitäten mittels Hirnscan, dass Meditation tatsächlich etwas verändert. Im Gehirn nämlich. Nach acht Wochen täglicher Anwendung eines erprobten achtsamkeitsbasierten Meditationsverfahrens beispielsweise stellten die Wissenschaftler eine deutliche Verringerung der Dichte der grauen Substanz in der Amygdala fest. Sie spielt eine entscheidende Rolle in der Stress- und Angstverarbeitung. Gleichzeitig war eine höhere Dichte im Hippocampus des Gehirns nachzuweisen, in jenem Bereich also, der die Selbstwahrnehmung und das Mitgefühl steuert. Auch die Teilnehmer selbst beobachteten Veränderungen bei sich selbst und berichteten, durch regelmäßiges Meditieren besser mit Stress umgehen zu können.

Om korrespondiert mit den Zuständen des Wachens, des Träumens, des Tiefschlafs und der tiefsten Ruhe. In allen hinduistischen Religionen gilt es als das heiligste aller Mantren.
Mediziner und Psychotherapeuten setzen meditative Techniken und Achtsamkeitsübungen längst erfolgreich bei chronischen Schmerzen wie Migräne ein, bei Angstzuständen oder auch bei Schlafstörungen und Depressionen. Sie diskutieren inzwischen sogar darüber, wie sich diese Praxis auf die Stärkung des Immunsystems auswirkt. Was von Neurowissenschaftlern lange als religiös-spirituelle Grauzone abgetan wurde, rückt so immer mehr in den Fokus.
Denn Meditation ist wesentlich mehr als nur ein „mentales Training“ für eine verbesserte Selbstwahrnehmung, eine bessere Ausrichtung der Aufmerksamkeit sowie eine tiefe Entspannung. So jedenfalls sieht es die Hirnforschung heute. Auch Emotionen wie Mitgefühl und liebevolle Güte, auf deren Entwicklung sich einige große Meditationstraditionen ausrichten, geraten inzwischen vermehrt in den Fokus von Forschern, beispielsweise am Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften in Leipzig.
Training des Geistes und Bewusstseinserweiterung
Meditationspraktiken verändern nachweislich das Nervensystem und die Arbeit des Gehirns durch stetiges Training und können so nachhaltige Verhaltensänderungen bewirken. In den Manageretagen macht das gerade als „Mindfulness“, der Achtsamkeitstrend, seine Runde. Die meisten Praktiken des Meditierens haben sich in den Ländern des Fernen Ostens entwickelt, in der Heimat des Buddhismus und des Hinduismus. Dort findet sich die Achtsamkeit, die Kunst, jeden Moment des Tages „wach“, aufmerksam und bewusst wahrzunehmen, praktisch in allen Meditationsrichtungen. Aber es steckt sehr viel mehr hinter diesem Konzept als eine kurzlebige Mode für Manager, die mehr Erfolg und höhere Leistungsfähigkeit im Alltag verspricht. Diese innere Haltung der Achtsamkeit trainiert die Fähigkeit, sich immer umfassender und ausschließlicher auf sein gegenwärtiges Tun auszurichten. Das Ziel ist es, ganz im Hier und Jetzt anzukommen.
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Fotos und Illustrationen: © Kitja Kitja, Katja Gerasimova, ViSnezh / Shutterstock.com