Umweltbewusstsein im Urlaub beginnt bereits beim Reiseziel: nah, individuell und naturverbunden statt billigem Pauschal-Tourismus. Wir geben Tipps für einen nachhaltigen Urlaub in Österreich.

Text Lisa Rupp

Unseren Alltag gestalten wir täglich nachhaltiger – sei es beim Energiesparen, Einkaufen oder in der Mobilität. Jeder kleine Schritt führt zum nächsten und so leben wir mit jedem Tag ein bisschen umweltbewusster. Wenn wir jedoch aus unserem Alltag entfliehen und Urlaub machen, lassen manche auch ihr Umweltbewusstsein zu Hause zurück. In vielen Urlaubregionen ist es zudem schwer nachvollziehbar, welchen Stellenwert Nachhaltigkeit in der Unterkunft oder dem Restaurant der Wahl haben. Sind die Zutaten für das Abendessen bio, regional und fair? Wird das Hotel mit Ökostrom betrieben und spielt Umweltschutz bei den Service-Leistungen eine Rolle?

Bergpanorama mit Wiese und Bäumen im Vordergrund und felsigen Gipfeln im Hintergrund

Je näher das Reiseziel desto nachhaltiger der Urlaub – zum Beispiel in Österreich. Foto © Laci Dame via Pixabay

Im Urlaub oder in der eigenen Stadt gilt: Wer fragt bekommt Antworten! Ein kurzer Anruf oder eine E-Mail bringen bereits erste Klarheit, falls auf der Internetseite des Hotels oder Restaurants keine genaueren Infos stehen. Wer keine klare Auskunft geben möchte, leistet häufig keinen großen Beitrag zum Umweltschutz. Andere wiederum definieren Nachhaltigkeit sehr großzügig und werden mit ihrem Engagement den eigenen Ansprüchen nicht zu 100 Prozent gerecht.

Nachhaltigkeit in Hotels und Restaurants in Österreich

Glücklicherweise erkennen immer mehr Betriebe aus dem Gastgewerbe, dass ein nachhaltiger Umgang mit Ressourcen für die Zukunft essentiell ist – für die eigene und die der Erde. Wer bewusst und umweltschonend wirtschaftet, kommuniziert das meist transparent. Zur Orientierung helfen außerdem Siegel und Plaketten, Auszeichnungen und Verbände, die einen gewissen Standard gewährleisten. Wer Urlaub bei unseren Nachbarn in Österreich machen möchte, findet zahlreiche Orientierungshilfen für eine umweltbewusste Auszeit.

An der Grünen Haube erkennen Gäste Betriebe, die mit hochwertigen Bioprodukten aus der Region arbeiten. Vergeben werden die Grünen Hauben, die an die Auszeichnung „Hauben” für gehobene Gastronomie in Österreich erinnern, seit 1990 von der Non-Profit Organisation (NGO) Styria vitalis. Der österreichische Verein unterstützt unter anderem Gastronomie und Einrichtungen zur Gemeinschaftsverpflegung dabei, die Speiskarten in eine gesunde und ausgewogene Richtung weiterzuentwickeln. Ein Kriterium für die Grüne Haube ist beispielsweise, dass es mindestens ein vollwertiges, vegetarisches Menü gibt. Wie auch bei Speisen mit Fisch und Fleisch wird nach eigenen Angaben zudem auf die Einhaltung biologischer und ökologischer, ethischer und sozialer, regionaler und nachhaltiger Maßnahmen geachtet. Das Qualitätszeichen ist markenrechtlich geschützt und setzt eine umfassende Prüfung des Gastronomie- oder Hotelbetriebs voraus.

Zu den bekanntesten Prüfzeichen in Österreich zählt das AMA-Gütesiegel: Das Zeichen des Agrarmarkt Austria (AMA) steht für hohe Qualitätsstandards, die über den gesetzlichen Bestimmungen liegen. Kombiniert mit der österreichischen Landesflagge in Rot und Weiß garantiert das Siegel zudem die nachvollziehbare Herkunft aus Österreich. Speziell für Bioprodukte gibt es zudem das AMA-Biosiegel. Die Umweltstandards liegen über denen des grünen EU-Siegels mit den zu einem Blatt angeordneten Sternen. Beispielsweise verzichten Produkte mit dem AMA-Biosiegel auf Palmöl oder Palmkernöl und sind zudem umweltfreundlich verpackt. Beim Biosiegel zeigen die Farben Rot und Weiß ebenfalls an, dass das Produkt aus Österreich stammt. Die AMA-Siegel sind staatlich anerkannt und die Kriterien zum Siegelerwerb werden dem BMLRT (Bundesministerium für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus Österreich) zur Genehmigung vorgelegt. Unabhängige und staatlich akkreditierte Kontrollstellen überprüfen die Betriebe auf Einhaltung. Neben der Kennzeichnung für Lebensmittel vergibt die AMA ihre Siegel ebenso für Gastronomie-Betriebe, die auf regionale Qualität und kurze Versorgungsketten achten.

Koch schneidet Eierteigrolle mit scharfen Messer an

Auf regionale Zutaten in Bioqualität legen immer mehr Gäste beim Restaurantbesuch wert. Foto © Klaus Nielsen via Pexels

Ein Beispiel für Nachhaltigkeit nach den Kriterien beider Siegel und darüber hinaus ist das Biohotel Eschenhof in Kärnten. Der Tourismusbetrieb bezieht die Bioprodukte aus der Umgebung und benennt diese transparent: Biomilchprodukte stammen aus den Molkereibetrieben Kaslab’n, Mallhof oder Wedl, die Biofleischprodukte kommen von Ilgenfritz. Von Familie Obereder in Gnesau stammen die Eier von freilaufenden Hühnern, die Backwaren liefern die Familienbetriebe Glanzer, Ottinger und Schruner aus der Umgebung. Außerhalb der Küche setzt das Hotel Nachhaltigkeit beispielsweise mit einem umweltschonenden Energiekonzept und durch natürliche Baumaterialen um.

Bio oder regional: Was wollen wir?

Transparenz schafft Vertrauen und darauf legen immer mehr Gäste wert. Das Handelshaus Wedl befragte 2019 dazu 500 volljährige Endkonsument*innen aus Österreich, die einmal wöchentlich in einem Restaurant essen, und führte außerdem 150 Interviews mit Chefköchen, Restaurantleitern und Geschäftsführern von gutbürgerlicher und gehobener Gastronomie und solchen Hotelbetrieben.

Braune Kuh liegt auf einer grünen Bergwiese in Österreich

Nachhaltigkeit im Urlaub bedeutet auch Naturverbundenheit vor Ort. Foto © Olaf Janssen via Pexels

Unter anderem wurde gefragt, welche Rolle Bioprodukte und regionale Erzeugnisse bei der Restaurantwahl für Frühstück, Mittag- und Abendessen spielen. Zusammengefasst ergab die Umfrage:

  • Knapp der Hälfte (47 Prozent) sind Regionalität beim Mittagessen außer Haus sehr wichtig oder wichtig. 34 Prozent achten auf Bioprodukte.

  • Beim auswärtigen Abendessen gaben 44 Prozent der Befragten an, auf regionale Produkte Wert zu legen. Bioprodukte waren knapp einem Drittel (32 Prozent) wichtig oder sehr wichtig.

  • Beim Frühstück oder Brunch legten die Befragten am wenigsten Wert auf die Kriterien regional oder bio. Dennoch gaben 38 Prozent an, auf Regionalität zu achten und 28 Prozent auf Bioprodukte.

  • Der Trend zum bewussten Konsum machte sich auch bei den befragten Gastronomen bemerkbar: 85 Prozent gaben an, dass Regionalität für die Gäste an Bedeutung gewonnen hat, 37 Prozent beobachteten diese Entwicklung auch für Bioprodukte.

Was bedeutet regional?

Regional bedeutet ganz einfach gesagt, dass ein Produkt aus der Region stammt. Jedoch stellt sich damit die nächste Frage: Wie definiert sich Region? Eine gesetzliche Vorgabe gibt es nicht und so kann Regionalität von Produzenten und Vermarktern unterschiedlich ausgelegt werden. Beispielsweise erstreckt sich die Bodenseeregion über die drei Länder Deutschland, Schweiz und Österreich. In den jeweiligen Ländern hingegen sind die Gebiete rund um den See wieder eigenen Regionen zugeschrieben – in Deutschland beispielsweise Oberschwaben und Allgäu, in Österreich dem Bundesland Voralberg und in der Schweiz der Region Ostschweiz, die sich aus mehreren Kantonen zusammensetzt. Unter den von Wedl befragten Endkonsumenten definierten mit der Bezeichnung Produkt aus der Region spontan 22 Prozent Erzeugnisse aus dem lokalen Umfeld und 15 Prozent Produkte aus Österreich. Bei der gestützten Abfrage assoziierten mit der Bezeichnung 87 Prozent Produkte aus der unmittelbaren Region, 68 Prozent eine nachvollziehbare Produktion, 66 Prozent Frische und 17 Prozent das Attribut teuer.

Was bedeutet bio?

Eine genaue Definition von Bio ist schwierig. Es ist die Kurzform des Wortes biologisch, das zunächst das Leben und die natürlichen Zusammenhänge auf der Erde beschreibt. Daraus ergibt sich die Bezeichnung für Produkte, die nach ökologischen Standards und möglichst umweltschonend hergestellt werden. Im deutschsprachigen Raum gibt es verschiedene Bio-Siegel, die unterschiedliche Kriterien voraussetzen. Der Begriff selbst ist nicht geschützt und so können Hersteller und Anbieter, beispielsweise in der Gastronomie, für sich selbst festlegen, ob beispielsweise ein Lebensmittel bio ist. Um sicher zu gehen, dass die eigene Erwartung an ein Bioprodukt erfüllt ist, helfen unterschiedliche Siegel und Zertifikate, deren Richtlinien transparent nachgelesen werden können.

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Fazit: Nachhaltiger Urlaub in Österreich

Urlaub bei unseren Nachbarn in Österreich ist allein durch die Nähe nachhaltiger als ein Pauschalurlaub mit einigen Flugstunden Entfernung. Vor Ort geben Zertifikate und Siegel einfache Orientierung, um den Aufenthalt und Restaurantbesuche umweltbewusst zu gestalten. Ein klarer Vorteil im deutschsprachigen Ausland ist die Kommunikation und damit die Transparenz der Richtlinien für nachhaltige Auszeichnungen wie die Grüne Haube oder das AMA-Siegel. Dass Regionalität und Bioqualität verstärkt nachgefragt werden, zeigt außerdem eine Umfrage des Handelshaus Wedl unter Endverbrauchern und Gastronomen. Wenn alle vermehrt auf einen nachhaltigen und bewussten Konsum zu Hause, im Urlaub oder in der Arbeit achten, profitieren am Ende alle von einer besseren Umwelt.