In Ihren Schubladen zu Hause verstauben alte Sonnenbrillen, die vielleicht nicht mehr modisch sind oder Ihren Kindern nicht mehr passen? Und Sie wissen nicht, wohin mit den Brillen, denn zum Wegwerfen sind sie eigentlich viel zu schade? Schauen Sie sich doch nach Sammelstellen von Organisationen um! Ein tolles Hilfsprojekt ist zum Beispiel Shades of Love: Ausrangierte Sonnenbrillen werden an Menschen in den Himalaya- und Anden-Regionen zum medizinischen Schutz gespendet. Nachhaltigkeit pur! greenLIFESTYLE hat mit Organisationsgründer Jürgen Altmann gesprochen.
Herr Altmann, wie ist Shades of Love entstanden?
Bei einer kleinen Auszeit habe ich 2004 einige Wochen in der Himalaya-Region verbracht und dort mit Kindern in einer buddhistischen Sozialstation gearbeitet. Zu dieser Anlage gehörte auch ein Krankenhaus, in das die Menschen mit verschiedensten Krankheiten von überallher kamen. Dabei habe ich mitbekommen, dass viele Operationen am Auge durchgeführt wurden. Die Sonne ist in der extremen Höhe so aggressiv, dass rund 80 Prozent der Bevölkerung an schlimmen Augenkrankheiten leiden und viele früher oder später erblinden. Deshalb wird in jedem Reiseführer ausführlich erklärt, warum das Tragen von Sonnenbrillen hier so wichtig ist. Aber viele der Bewohner, die den ganzen Tag draußen auf dem Feld arbeiten, wissen nicht einmal, was eine Sonnenbrille ist. Hier wollte ich etwas tun und habe für meine nächste Reise Sonnenbrillen gesammelt.

Jürgen Altmann, Besitzer der Aroma Kaffeebar in München, hat greenLIFESTYLE verraten, wie jeder von uns mit einer einfachen Sonnenbrille helfen kann.
Woher hatten Sie die ersten Sonnenbrillen?
Ich habe Leute in meinem Café sowie einige Optiker angesprochen und konnte mit 300 Stück wieder nach Ladakh reisen, einer kargen, abgelegenen Bergregion zwischen Tibet und Pakistan. Im Durchschnitt leben die Menschen hier auf über 3000 Metern. Um die Leute zu erreichen, die im Gebirge abgeschottet und unter den extremsten Bedingungen leben, habe ich mir ein uraltes Motorrad geliehen, eine Royal Enfield, und mich auf den langsamen Weg nach oben gemacht, um die Sonnenbrillen zu verteilen. Es war unglaublich, Menschen zu beobachten, die zum ersten Mal eine Sonnenbrille aufgesetzt haben! Die meisten waren zunächst sehr neugierig, haben sich die Sonnenbrillen aufgesetzt, interessiert geschaut und gestrahlt! Manche haben sich anfangs auch geschämt und sehr schüchtern reagiert. Für mich war schnell klar: Hier muss man viel mehr machen.
Also haben Sie weiter gesammelt?
Ja, dann ging es erst richtig los. Unter dem Namen Shades of Love habe ich Privatpersonen, aber auch Firmen, Augenoptiker, Logistik-Unternehmen und viele mehr angesprochen und um Unterstützung gebeten. Auf jeder weiteren Reise hatte ich einen Schwung Sonnenbrillen im Gepäck dabei und konnte sie an Kinder, Frauen und Männer verteilen. Um ihnen zu erklären, was ich damit will, bin ich zum Teil auch mit Dolmetschern gereist.
Ist den Bewohnern bewusst, weshalb sie ihre Augen schützen sollten?
Oftmals leider nicht, deshalb ist neben der Verteilung von Sonnenbrillen auch die Aufklärung so wichtig. Inzwischen arbeite ich unter anderem mit dem Augen-Camp „Live to love“ sowie mit mehreren Kliniken zusammen, die vor Ort informieren, Untersuchungen anbieten und sogar klinische Augenoperationen durchführen.
Somit ist aus der einfachen Verteilung von einigen Sonnenbrillen ein Projekt mit Kooperationspartnern entstanden?
Ja, Schritt für Schritt ging es immer weiter und ich bekomme inzwischen aus der ganzen Welt Sonnenbrillen zugeschickt. Diese zu den Betroffenen zu bringen, ist im Moment die größte Herausforderung. Manchmal helfen Bekannte auf ihren Reisen hierbei oder eine Lufthansa Crew nimmt ein Paket mit, aber das liegt dann in Delhi am Flughafen – und wie kommt es von dort weiter? Zum Glück habe ich inzwischen ein gutes Netzwerk an zuverlässigen Leuten, an die ich mich wenden kann. Ich kenne alle persönlich und vertraue ihnen, sodass ich sicher sein kann, dass alle Spenden direkt bei den Betroffenen ankommen. Aber der Weg dahin war und ist nicht immer so einfach. Deshalb bin ich wirklich happy, dass der Kreis an Unterstützern immer weiter wächst. Mittlerweile hat Shades of Love einen weiteren Meilenstein erreicht: Ich werde von einem sechsköpfigen, internationalen Team unterstützt und wir sind offiziell als Non- Profit-Organisation eingetragen. Gemeinsam schaffen wir es hoffentlich noch besser, weitere Kooperationspartner zu erreichen und Spenden zu erhalten, denn darauf sind wir angewiesen.
Gratulation! Mit geballter Leidenschaft könnt ihr sicher noch mehr bewegen.
Ja, es macht großen Spaß und wir haben spannende neue Ideen, wie unsere Shades of Love-Partys, mit Musik, Drinks und natürlich Sonnenbrillen! Jeder Gast musste mit Sonnenbrille kommen und ohne wieder gehen, sie also zum Ende des Abends spenden.
Darüber hinaus gilt es weiterhin, Firmen anzusprechen und unter anderem Logistik-Partner zu finden. Mittlerweile reisen wir auch in die Anden, denn leider verursachen auch in diesem Hochgebirge die Sonnenstrahlen gefährliche Augenschäden. Es gibt also weiterhin sehr viel zu tun.
Nehmen Sie jede Sonnenbrille an?
Ja klar, ich freue mich über jede einzelne Spende! Aber damit keine beschädigten Sonnenbrillen im Himalaya landen, wird jede einzelne Sonnenbrille von der Non-Profit-Organisation „BrillenWeltweit“ kontrolliert, desinfiziert und wenn möglich auch repariert – ohne dass uns hier Kosten entstehen!
Was möchten Sie mit Shades of Love noch erreichen?
Ich möchte alle Hochgebirgslagen unterstützen. Seit 2009 haben wir über 14 000 Sonnenbrillen verteilt. Aber allein die Himalaya-Region benötigt 50 000! Allerdings kostet der Versand jeder Sonnenbrille etwa 1,50 Euro. Am besten wäre es daher, wenn jeder zur Sonnenbrille auch gleich 1,50 Euro Versand mitspendet.
Wie kann man helfen?
Ganz einfach: alte Sonnenbrillen ausmisten, mir per Post senden oder direkt in der Aroma Kaffeebar in München in die Sammelbox legen. Es wird sich jemand darüber freuen, für den die Sonnenbrille nicht nur ein modisches Accessoire ist, sondern medizinischen Schutz bedeutet. Und damit immer mehr Leute von unserer Mission Shades of Love erfahren, laden wir alle Menschen dazu ein, uns auf Facebook zu folgen und uns ein „Like“ zu schenken.
Oder wenn Sie im größeren Rahmen helfen möchten:
- Widmen Sie Ihr Event: Stellen Sie Ihre nächste Geburtstagsparty oder Firmenfeier unter das Motto Shades of Love. Statt Geschenken sollen Ihre Gäste einfach alte Sonnenbrillen mitbringen.
- Verschenken Sie Platz in Ihrem Koffer: Sie fliegen nach Delhi oder Lima? Spenden Sie Ihren übrigen Stauraum im Koffer für Sonnenbrillen! Ein Shades of Love-Botschafter wird diese am Flughafen in Empfang nehmen.
- Platzieren Sie eine Sammel-Box: Ob in der Büroküche, im Eingangsbereich Ihres Ladens oder auf der Theke in Ihrem Café: Stellen Sie eine Box auf und sammeln Sie Sonnenbrillen für Shades of Love.
Bitte senden Sie Ihre Sonnenbrillen an:
Aroma Kaffeebar
Jürgen Altmann
Pestalozzistraße 24
80469 München
Weitere Informationen auf: www.shadesoflove.org
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Foto © Jürgen Altmann, Shades of Love