Immer mehr Produkte im Kosmetikregal werden natürlicher, umweltfreundlicher und tierleidfrei und sind mit entsprechenden Begriffen gekennzeichnet. Jedoch liegen große Unterschiede zwischen Bezeichnungen wie „vegan“ und „tierversuchsfrei“. Wir erklären wie man vegane vs. tierversuchsfreie Kosmetik unterscheidet.

Tierfreundlich einzukaufen fällt im Supermarkt vielen wahrscheinlich leichter als in der Drogerie und Parfümerie. Denn während Lebensmittel lediglich vegetarisch oder vegan sein können, gibt es in der Kosmetik weit mehr mögliche Bezeichnungen und Siegel. Das große Problem: Nicht immer verbirgt sich das dahinter, was sich die Verbraucher erhoffen oder wovon sie anhand der Betitelung ausgehen. Die Unterschiede zwischen veganer, tierversuchsfreier und natürlicher Kosmetik können gravierend sein. Wie unterscheidet man vegane vs. tierversuchsfreie Kosmetik?

vegane vs. tierversuchsfreie Kosmetik

Worin liegt der Unterschied zwischen veganer und tierversuchsfreier Kosmetik? Foto © Iryna Inshyna via shutterstock.com

Differenzierung zwischen veganer und tierversuchsfreier Kosmetik

Vegane Produkte aus dem Kosmetikbereich werden als solche bezeichnet, wenn ihre Inhaltsstoffe vollständig frei von tierischen Substanzen sind. Dabei wird nicht zwischen toten und lebenden Tieren unterschieden. Allerdings umschreibt der Begriff „vegan“ nicht automatisch, dass das Produkt auch ohne Tierversuche ausgekommen ist. Denn die vegane Bezeichnung bezieht sich ausschließlich auf die verwendeten Ingredienzen, jedoch nicht auf den Prozess der Herstellung. Natürlich würde kein Verbraucher bei dem Begriff „vegan“ daran denken, dass Tierversuche in Verbindung mit dem Produkt stehen – tatsächlich ist es aber durchaus möglich!

Umgekehrt können sich tierversuchsfreie Produkte aus Inhaltsstoffen tierischen Ursprungs zusammensetzen. Zu den nicht-veganen Zutaten in Kosmetika zählen zum Beispiel Karminrot in Lippenstiften, das von Schildläusen stammt, und Bienenwachs. Auch Kollagen ist nicht vegetarisch oder gar vegan: Der Stoff, der Teil vieler Pflegecremes ist, wird vorwiegend aus tierischem Gewebe gewonnen.

Ein weiterer Begriff, der sich etabliert hat, ist Clean Beauty. Hierbei handelt es sich um einen Überbegriff für Produkte, bei denen bewusst auf kritische Inhaltsstoffe wie Parabene, Mikroplastik, synthetische Duftstoffe, Mineralöle etc. verzichtet wird. Manche Shops, wie die Parfümerie Douglas, kennzeichnen ihre Produkte mit einem internen Clean Beauty Label, das Auskunft darüber gibt, wenn ein Produkt „frei von …“ ist. Dieses muss jedoch folglich nicht zwangsläufig vegan sein, es ist in der Regel aber zumindest tierversuchsfrei.

vegane vs. tierversuchsfreie Kosmetika
vegane vs. tierversuchsfreie Kosmetika

Kosmetika können frei von unterschiedlichen Inhaltsstoffen sein; Foto © douglas.de

Siegel und Auszeichnungen: Wie erkenne ich vegane und tierversuchsfreie Kosmetik?

Kosmetikmarken setzen aber nicht nur auf Zusatzinformationen wie den Begriff „vegan“, sondern zunehmend auf Siegel. Diese erleichtern Verbrauchern die Einschätzung darüber, welche Inhaltsstoffe (nicht) enthalten sind und wie es in puncto Tierversuchen im Herstellungsprozess aussieht.

Ein mögliches Siegel bei der Unterscheidung vegane vs. tierversuchsfreie Kosmetik ist die Veganblume. Diese zeigt, dass keine tierischen Inhaltsstoffe in einem Produkt verwendet wurden. Zudem informiert das Siegel darüber, dass der Hersteller keine Tierversuche durchgeführt hat. Auch auf das Kaninchen, das von einer stilisierten Hand beschützt zu werden scheint, ist hilfreich. Dieses Logo des Deutschen Tierschutzbundes besagt, dass während des Produktionsprozesses keinerlei Tierversuche für das Produkt durchgeführt wurden. Auch bestimmte Inhaltsstoffe sind hier ausgeschlossen. Außerdem kann das Logo Leaping Bunny, eine Art aus dem Bild springender Hase, für eine Einschätzung herangezogen werden. Hier darf kein einziger Inhaltsstoff des Produktes an Tieren getestet worden sein und dem Unternehmen hinter der Kosmetik ist es nicht erlaubt, Tierversuche in Auftrag zu geben. Peta führt neben seinem eigenen offiziellen Siegel zudem eine Datenbank mit über 800 tierversuchsfreien Marken und Herstellern.

Die wichtigsten Siegel für vegane und tierversuchsfreie Kosmetik im Überblick

Leaping Bunny

Leaping Bunny

V-Label

V-Label

Veganblume

Veganblume

Hase mit schützender Hand

Hase mit schützender Hand

Peta

Peta

Schwierigkeiten: Ungeschützte Begriffe und verschiedene Rechtslagen

Im Gegensatz zu den Siegeln, die nur dann vergeben werden, wenn die jeweiligen Voraussetzungen durch das Produkt erfüllt werden, gibt es bei den Begriffen keine Eindeutigkeit. So sind weder das Wort „vegan“ noch der Titel „Naturkosmetik“ geschützt oder in irgendeiner Form klar definiert. Daher müssen in „Naturkosmetik“ nicht unbedingt viele natürliche Stoffe stecken.

Auch die unterschiedlichen Rechtslagen rund um Tierversuche in der EU und in anderen Ländern wie China können es den Verbrauchern schwer machen, tierfreundliche Produkte zu finden. Innerhalb der EU dürfen seit 2013 keine Tierversuche mehr von Kosmetikunternehmen in Auftrag gegeben werden. In China jedoch waren Tierversuche lange Zeit sogar vorgeschrieben. Wer Kosmetika in dieses Land exportiert, musste daher bisher nachweisen, dass Tierversuche stattgefunden haben.

Jedoch wurde im Januar 2021 die sogenannte „CSAR“ (Cosmetics Supervision and Administration Regulation) verabschiedet, die in China gelten soll und Tierversuche nicht länger verpflichtend nötig macht. Seit dem 1. Mai dieses Jahres sollen Unternehmen tierversuchsfreie Kosmetika, die importiert wurden, verkaufen dürfen. Unter das Gesetz fallen verschiedene Produktgruppen wie Make-up, Lippenstifte und Pflegeprodukte für Körper und Gesicht. Dennoch ist fraglich, inwiefern das Gesetz dazu beiträgt, dass auch in China Tierversuche reduziert werden. Denn Unternehmen, die von dieser Regelung Gebrauch machen möchten, müssen sich um eine Ausnahmegenehmigung kümmern.

Problematik der rechtlichen Schlupflöcher

Unabhängig von diesen stark voneinander abweichenden Regeln in verschiedenen Ländern gibt es noch die Schwierigkeit, dass Kosmetikunternehmen rechtliche Schlupflöcher ausnutzen können. So gilt das Verkaufsverbot in der EU nur für Produkte, die ab dem 11. März 2013 neu zu erwerben sind. Vorher gefertigte Produkte mit Tierversuchen in der Historie sind von dem Verbot ausgeschlossen. Ebenso dürfen außerhalb von Europa verkaufte Kosmetika an Tieren getestet werden. Und: Wenn eine Firma auf ihr Produkt schreibt, dass sie selbst keine Tierversuche durchführt, könnte dies jedoch immer noch ein anderes, in den Herstellungsprozess involviertes Unternehmen tun.

Fazit: Tierleidfreie Kosmetik ist nicht leicht zu erkennen

Wer den Unterschied zwischen veganer und tierversuchsfreier Kosmetik erkannt hat, ist trotzdem nicht gänzlich davor geschützt, mit Tierleid verbundene Produkte zu erwerben. Denn die Begrifflichkeiten sind schwammig und es gibt rechtliche Schlupflöcher für die vertreibenden Firmen. Eine gute Orientierung ermöglichen jedoch die verbindlichen Siegel wie die Veganblume und der von einer Hand geschützte Hase. Diese können darüber Aufschluss geben, ob in einem Produkt tierische Inhaltsstoffe enthalten oder Tierversuche durchgeführt worden sind.

Titelbild © Savanevich Viktar via shutterstock.com

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