Der Feldhamster ist eine der am stärksten gefährdeten Säugetierarten Deutschlands. Bis in die 1980er-Jahre wurde er als weitverbreiteter Getreideschädling aktiv in der Landwirtschaft bekämpft. Heute steht er sogar kurz vor dem Aussterben …
Text Almut Gaude/Judith Freund/BUND
Als Getreideliebhaber profitierte der heimische Feldhamster in den 1960er- und 1970er-Jahren von der sich ausbreitenden Landwirtschaft. Hierzulande galt er jedoch als Plage. Der Einsatz von modernen und hocheffizienten Maschinen in der intensivierten Landwirtschaft, der Wechsel zu früh reifenden Getreidearten sowie das schnelle Unterpflügen der Stoppelfelder hat ihn heute an den Rand der Ausrottung gebracht. Es bleiben kaum mehr Erntereste übrig. Die Zerschneidung der Landschaft durch Straßen und der Bau von Siedlungen auf Ackerflächen sind zusätzliche Faktoren, warum der Feldhamster kaum mehr Überlebenschancen in Deutschland hat.

Der Lebensraum des Feldhamsters ist nicht mehr sicher für ihn. Foto © SgH von pixabay.com
In nur wenigen Gebieten seines ursprünglichen Lebensraumes ist der Feldhamster heute noch zu finden. Und das meist in nur noch winzigen, voneinander getrennten Populationen. In Sachsen-Anhalt, Thüringen, Nordbayern, Hessen, Südniedersachen, im nordöstlichen Baden-Württemberg und in Rheinland-Pfalz lässt sich das seltene, nachtaktive Tier mit viel Glück noch beobachten. Der Feldhamster steht auf der Roten Liste und gilt als akut vom Aussterben bedroht. Gemäß der Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie der EU ist er eine streng zu schützende Art von gemeinschaftlichem Interesse.
Der Feldhamster im Porträt
Mit gerade einmal sieben Gramm – so viel wie eine 1-Euro-Münze wiegt – kommt ein Feldhamster auf die Welt. Er futtert Getreide, Wildkräuter, ab und zu Insekten und bringt als Erwachsener stattliche 500 Gramm auf die Waage. Damit ist er doppelt so groß wie sein kleiner Verwandter, der als Haustier gehaltene und aus Syrien stammende Goldhamster. Am liebsten lebt der Feldhamster in Kornfeldern, unter denen er seinen weitverzweigten Bau anlegt. Im Winter hält der kleine, kräftige Kerl mit kurzen Unterbrechungen sechs Monate Winterschlaf. Im Spätsommer und Frühherbst sammelt er dafür kiloweise Samen und Körner und lagert sie in seine unterirdischen Vorratskammern ein. Seine dehnbaren Backentaschen erleichtern ihm dabei das sprichwörtlich gewordene Hamstern. Bei Gefahr lässt sich der Feldhamster entweder in die von ihm eigens dafür eingerichtete Fallröhre plumpsen oder aber er richtet sich auf, faucht und zeigt seinen weiß geränderten schwarzen Bauch – seine Fressfeinde sollen diesen als Rachen wahrnehmen und flüchten.
Steckbrief

Der Feldhamster ist ein scheues Lebewesen. Foto © SgH von pixabay.com
Der Feldhamster (Cricetus Cricetus) ist ein Nagetier aus der Familie der Wühler und der Unterfamilie der Hamster. Er ist die einzige Art der Unterfamilie Hamster in Deutschland.
Merkmale: Bis zu 35 cm lang; kurzer Stummelschwanz (3 bis 5 cm); 200 bis 650 g schwer; brauner Rücken, helle Flecken an Kopf und Körperseiten, weiße Pfoten und schwarzer Bauch; dämmerungs- und nachtaktiv; Winterschlaf: Oktober bis März; Nachwuchs zwischen April/ Mai und Oktober, in der Regel drei Würfe; wird bis zu drei Jahre alt; frisst Feldfrüchte, Gräser, Kräuter, Insekten und kleine Wirbeltiere; fürchtet Fuchs, Greifvögel und Hauskatzen.
Lebensraum: Der Feldhamster bevorzugt strukturreiche, kleingliedrige Ackerlandschaften mit tiefgründigen, gut grabbaren Böden für seine bis zu zwei Meter tiefen Baue.
Gefährdung: Rote Liste Deutschland und Internationale Rote Liste: vom Aussterben bedroht; Bestand aktuell: sehr selten; Trend kurz: sehr starke Abnahme; Trend lang: sehr starker Rückgang
Schutzstatus: FFH-Richtlinie der EU: streng zu schützende Art von gemeinschaftlichem Interesse
Besonders hohe Verantwortlichkeit Deutschlands für den Erhalt dieser Art.
Der BUND setzt sich für den Schutz des Feldhamsters ein
Der BUND (Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland) kämpft in allen Bundesländern für den Feldhamster. Seit mehr als 20 Jahren setzen sich die Umweltschützer zum Beispiel in Hessen für den Schutz des Feldhamsters ein. In der Wetterau nördlich von Frankfurt am Main gründete der zugehörige Kreisverband das Projekt „Hamsterhelfer“. In Zusammenarbeit mit örtlichen Landwirten und weiteren lokalen Akteuren baut der BUND Wetterau in der Region kleinflächig unterschiedliche Feldfrüchte an, die zu allen Jahreszeiten Deckung und Nahrung für den Feldhamster und andere Tierarten bieten. Der BUND kämpft vor Ort für den Erhalt von Ackerrand- und Erntestreifen und organisiert Hamster-Exkursionen.
Außerdem fordert der BUND weitere Maßnahmen, um das gefährdete Nagetier zu schützen. Darunter:
• Sympathien für den Hamster aufbauen, damit Landwirte bei seinem Schutz mitmachen.
• Finanzielle Förderung einer Feldhamsterfreundlichen Bewirtschaftungsweise – zum Beispiel, wenn Erntestreifen stehen gelassen oder eine Bodenbearbeitung nur zwischen Mitte Oktober und Ende März vorgenommen wird sowie den Stopp Hamstertötender Pestizide (Rodentizide).
• Die Lebensräume der Hamster so aufbauen, dass sich ihre Restpopulationen wieder vergrößern können.
• Bei Bauvorhaben auf Grundstücken mit nachgewiesenen Hamstervorkommen müssen Alternativstandorte geprüft werden.
Fazit: Der heimische Feldhamster muss aktiv vor dem Aussterben geschützt werden
Der Bestand des Feldhamsters ist besorgniserregend gering – es liegt jetzt an uns, das Aussterben seiner Art zu verhindern. Mit Sympathie für selbst kleinste Lebewesen als wichtiger Bestandteil unserer Natur und Rücksichtnahme in der Landwirtschaft können wir zum Erhalt seiner Art maßgeblich beitragen.
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Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e. V. (BUND) ist eine nicht-staatliche Organisation. Er setzt sich für Umwelt und Natur ein, indem er sich unter anderem für ökologische Landwirtschaft, das Klima, den Ausbau regenerativer Energien sowie den Schutz bedrohter Arten, des Waldes und des Wassers engagiert. green Lifestyle veröffentlicht regelmäßig informative Beiträge der Organisation.