Nach einem sensationellen Sommer und sonnig-goldenen Herbsttagen hält bald der Winter mit frostigen Temperaturen Einzug. Am besten, man ist dafür mit nachhaltigen Winterjacken gerüstet.

Die Ansprüche an nachhaltige Winterjacken und -mäntel sind hoch: Sie sollten wärmen, atmungsaktiv sowie wasserabweisend sein und obendrein chic aussehen. Die Kollektionen eco-fairer Marken können da aber locker mithalten und bieten nachhaltige Winterjacken für jeden Stil. Verarbeitet sind darin innovative Materialien, die durch ihre „grünen“ Eigenschaften glänzen und die gleichen Vorzüge bieten wie Produkte aus dem konventionellen Segment. Zudem kann man sicher sein, dass soziale Standards eingehalten und keine Tiere gequält werden.

Nachhaltige Winterjacken schonen die Umwelt, die Haut, Tiere und den Geldbeutel; Foto © New Africa via shutterstock.com
Nachhaltige Winterjacken schonen die Umwelt, die Haut, Tiere und den Geldbeutel; Foto © New Africa via shutterstock.com

Daunen? Nein, danke!

Man weiß um die Umstände, unter denen man Daunen billig gewinnt. In vielen Daunenproduktionsländern wie in China findet immer noch der Lebendrupf Anwendung. Dabei werden Mastgänse in ihrem ohnehin kurzen Leben zwei- bis viermal gerupft, indem Federn von Hals, Rücken, Bauch sowie Brust gerissen und die Tiere dabei schwer verletzt werden. Elterntiere müssen diese Prozedur bis zu 16 Mal in ihrem Leben ertragen. Gute Voraussetzungen für die Produktion von nachhaltigen Winterjacken sind das nicht.

In Deutschland ist der Lebendrupf zwar verboten, aber der größte Teil der bei uns verkauften Federn und Daunen stammt aus China. Außerdem verläuft das in Deutschland erlaubte Raufen (Auskämmen der losen Federn während der natürlichen Mauser) nicht grundsätzlich schmerz- und stressfrei.

Todrupf, bei dem man die Federn erst nach der Schlachtung entfernt, ist auch nicht die Lösung, wenn die Tiere beispielsweise zur Herstellung von Foie Gras (Gänse- bzw. Entenstopfleber) gehalten wurden.

Damit Käufer erkennen, ob Federn und Daunen aus tiergerechter Haltung stammen, gibt es Siegel zur Herkunft und Gewinnung.

Tierleid garantiert: Mode mit Pelz

Eigentlich könnte man den Eindruck haben, Pelz ist heute eher gesellschaftlich geächtet als akzeptiert. Doch wenn Tierfell – wie es große Labels der konventionellen Modeindustrie propagieren – als modischer Besatz an Jacken, Mützen, Stiefel und Co. daherkommt, sehen die Konsumenten das Ganze laut Pro Wildlife nicht mehr so eng. Seit 2006 steigt der Umsatz im Pelzgeschäft stetig und im Jahr 2017 betrug der Fellbesatz anteilig 70 Prozent des Gesamtumsatzes von 40 Milliarden Euro. Dabei wäre die Rechnung doch ganz einfach: Egal, ob viel oder wenig Pelz – ein Tier muss dafür sein Leben lassen. Bei der Jagd oder auf einer Pelz-Farm, das macht keinen Unterschied.

Qualvoll und tödlich

2018 waren allein in Kanada 50 000 kommerzielle Fallensteller aktiv, vor allem in den Provinzen Quebec, Ontario und Alberta. Den Trappern ist seit 2007 zwar vorgeschrieben, nur noch als „human“ lizenzierte Fallen zu benutzen. Es sind dennoch Methoden, die in Europa verboten sind und nicht den Anschein erwecken, besonders mustergültig zu sein: Schlagfallen brechen das Genick, Nackenschlingen strangulieren, Beinhaltefallen schnappen nach Zehen oder Krallen. Funktionieren diese nicht wie konzipiert, erwartet die Tiere ein langsamer, qualvoller Tod.

Flapsige Argumente, dass Kojoten, Bisamratten und Waschbären Schadtiere oder potenzielle Krankheitsüberträger wären, greifen zu kurz. Verhütungsmittel und Impfstoffe wären sinnvoller sowie tierfreundlicher. Außerdem tappen oftmals nicht die gewünschten Pelzträger in die Falle, sondern andere Arten wie Elche, Rinder, Schafe, Hunde, Katzen und sogar Adler. Bis zu 75 Prozent der geschnappten Tiere sind sogenannte Fehlfänge.

Die EU als Hauptimporteur von Pelz

Um sich nicht selbst die Finger schmutzig machen zu müssen, importieren Hersteller Felle, Häute und Co. in die Europäische Union. Deutschland zählt hier zu den Hauptabsatzmärkten. Genaue EU-Importzahlen liegen aber nur für jene Arten vor, die durch das Washingtoner Artenschutzübereinkommen (engl. CITES) geschützt sind. Dieses regelt im Übrigen den internationalen Handel mit gefährdeten Arten wild lebender Tiere und Pflanzen. Nach Angaben des Pro Wildlife kamen von 2008 bis 2017 knapp 200 000 ganze Felle und mehrere Tausend Hautstücke geschützter Füchse, Luchse, Fischotter und Wölfe sowie Seebären über die EU-Grenze. Die Einfuhr von Arten wie Kojoten, Bisamratten, Waschbären, Opossum oder Biber unterliegt keiner genauen Beobachtung.

So erkennst du echten Pelz:

  • Pusten: Echter Pelz bewegt sich oft schon bei einem leichten Lufthauch, Kunstpelz reagiert hingegen schwerfälliger.

  • Fühlen: Echtpelz ist weicher, fluffiger und gleitet durch die Finger.

  • Anschauen: Bei echtem Pelz enden die Haare in einer Lederhaut, bei Kunstpelz sind sie in Stoff eingewebt.

  • Riechen: Hält man kurz eine Feuerzeugflamme hin, riechen angesengte Tierhaare ähnlich wie verbrannte Menschenhaare.

„Weil sich Kunst- und Echtpelz häufig nur schwer unterscheiden lassen, raten wir selbst vom Kauf von Kunstpelz ab“, erklärt Sandra Altherr von Pro Wildlife. „Außerdem wird mit jeder Art von Pelz für eine Mode geworben, die auf Kosten der Tiere geht.“

Darüber hinaus haben Analysen ergeben, dass auch in als Webpelz deklarierten Materialien oftmals Echtfellanteile verarbeitet sind.

Winterjacken ganz ohne Fellbesatz sind in jedem Fall die bessere und tierfreundlichere Wahl; Foto © Roman Dean Drobot via shutterstock.com
Winterjacken ganz ohne Fellbesatz sind in jedem Fall die bessere und tierfreundlichere Wahl; Foto © Roman Dean Drobot via shutterstock.com-Resize.com

Schädliche Chemikalien

Aber nicht nur tierische Bestandteile sollten die Alarmglocken schrillen lassen. Zum Einsatz kommen darüber hinaus schädliche per- und polyfluorierte Chemikalien (PFC), welche für wasser- und schmutzabweisende Beschichtungen verwendet werden. Dazu zählen umwelt- und gesundheitsschädliche Substanzen, die sich aufgrund ihrer Flüchtigkeit global ausbreiten und mitunter in der Leber von Eisbären genauso zu finden sind wie in Muttermilch und menschlichem Blut. Die meisten PFC bauen sich freigesetzt nur sehr langsam oder gar nicht ab. Sie haben sehr hohe Treibhauspotenziale, gelten als klimarelevant und wurden bereits in entlegenen Gebieten wie der Arktis und der Antarktis gemessen. Auch das trägt nicht dazu bei, von nachhaltigen Winterjacken sprechen zu können.

Eine Greenpeace-Studie aus dem Jahr 2016 zeigt im Rahmen eines Produkttests, dass als gefährlich bekannte Chemikalien immer noch flächendeckend in Produkten verwendet werden. Zugleich zeigten die Tests eine Verschiebung zu Substanzen, die ebenfalls schwer abbaubar, aber in einigen Aspekten noch nicht so genau erforscht sind.

Nachhaltige Alternativen

Es ist ein Leichtes, eingelaufene Pfade zu verlassen, wenn es um ökologisch sinnvolle Winterjacken geht, für die niemand leiden musste. Denn die Entwicklungen im Bereich innovativer Materialien sind sensationell. Zum einen finden umweltfreundliche Pflanzenfasern Verwendung, zum anderen recycelte Kunstfasern, die genauso leistungsstark sind wie das konventionelle Angebot und daher bestens für die Herstellung von nachhaltigen Winterjacken geeignet sind.
Die Tierschutzorganisation Vier Pfoten empfiehlt daher, Winterjacken mit synthetischen Füllmaterialien zu kaufen wie z. B. Primaloft, Polyester, Lyocel oder Viskose. Ebenso empfehlenswert sind pflanzliche Daunenalternativen wie Kapok, Baumwolle oder Leinen.

Primaloft ist ein recyceltes Isoliermaterial, das ultraweich und -leicht, feuchtigkeitsregulierend, wasserabweisend, atmungsaktiv, strapazierfähig und schnelltrocknend ist. Ursprünglich wurde Primaloft für die US-Armee als Alternative zur Daune entwickelt.

Aber es geht auch auf natürlichem Wege: mit Kapok, der wild wachsenden, tropischen Frucht des Kapokbaumes. Die seidig weiche und extrem leichte Hohlfaser der Kapokschote isoliert hervorragend, ist antimikrobiell sowie hypoallergen und durch ihre natürliche Wachsschicht wasserabweisend. Des Weiteren benötigt der Baum keine zusätzliche Bewässerung und wächst ohne den Einsatz von Pestiziden. Die Kapokfrucht ist kein Nahrungsmittel und da die Bäume von Natur aus auf unwegsamem Gelände wachsen, benötigen sie kein Ackerland. Die Kapokfaser ist biologisch abbaubar und vegan.

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