Faszinierende Fakten rund ums Waldbaden, das viel mehr ist als ein Spaziergang im Wald.
Tipps zum Nachmachen inklusive!

Warum tut ein Waldspaziergang eigentlich so gut? Ist es wirklich nur die frische Luft? Ist es die kleine Auszeit, die man sich nimmt? Oder gibt es sie tatsächlich, die besondere Kraft der Bäume, die uns wieder Frische in den Kopf zaubert? Viele Wissenschaftler haben sich in den vergangenen Jahren dieser Frage angenommen – insbesondere in Japan, denn von dort kommt die Tradition des Waldbadens – und die Erkenntnisse sind faszinierend.

Waldbaden wirkt wahre Wunder für Körper und Seele

Waldbaden wirkt wahre Wunder für Körper und Seele; Foto © Jose Antonio Alba via pixabay.com

Was Waldbaden konkret bedeutet, erklärt der Umwelt-Immunologe Dr. Qing Li, Präsident der Japanischen Gesellschaft für Wald-Medizin und einer der obersten „Wald-Bademeister“ Japans:

„Während des Waldbadens ist es nicht wichtig, sich körperlich zu verausgaben, man sollte den Wald mit allen Sinnen aufsaugen: dem Murmeln eines Baches lauschen, dem Vogelgesang, die intensive grüne Farbe wahrnehmen, den Duft des Waldes einatmen, etwas aus dem Wald essen und die Bäume berühren.“

Dr. Qing Li

Waldbaden hat in Japan Tradition

In Japan praktizieren viele schon lange intuitiv Shinrin Yoku, was übersetzt so viel wie „Baden in der Waldluft“ heißt. Seit 2012 gibt es an japanischen Universitäten sogar einen eigenen Forschungszweig Waldmedizin, und es entstehen immer mehr Waldtherapie-Zentren, in denen geführtes Waldbaden angeboten wird. Inzwischen belegen eine Vielzahl an Studien, warum wir uns im Wald so wohlfühlen: Das Stresshormon Cortisol wird im Wald verringert (im Speichel messbar) und dieser Effekt ist nicht nur kurzfristig, sondern hält über Tage an. Auch werden Blutzuckerspiegel und Blutdruck gesenkt. Und dafür ist noch nicht einmal Bewegung notwendig: Waldluft wirkt auch, wenn man sitzt.

Waldbaden als Fest für unser Immunsystem

Tatsächlich hat die Waldluft einen direkten Einfluss auf unser Immunsystem, indem sie die Anzahl der sogenannten Killerzellen ansteigen lässt. Diese erkennen Zellen, die zum Beispiel von Bakterien oder Viren befallen sind – oder auch Krebszellen – und bekämpfen sie. Bereits ein Tag im Wald, so hat die Forschergruppe um Dr. Qing Li herausgefunden, lässt die Anzahl der Killerzellen im Blut signifikant ansteigen – für etwa sieben Tage. Verbringt man zwei bis drei Tage im Wald, bleibt eine erhöhte Anzahl und Aktivität von Killerzellen bis zu 30 Tage nachweisbar.

Doch unser Immunsystem hat beim Waldbaden noch einen weiteren Grund zur Freude: Die Waldluft ist nämlich reich an Terpenen. Nicht nur Bäume, sondern auch Kräuter, Moose, Farne und Pilze geben Terpene ab. Zusammen bilden sie einen Cocktail aus Duft-Botenstoffen, der in der Waldluft schwebt, und den wir über die Haut, vor allem aber über die Lungen aufnehmen. Eine besonders heilsame Wirkung auf unser Immunsystem entfalten die Terpene von Nadelbäumen.

Mehr über die Heilkräfte des Waldes erfährst du im BR-Video Wald als Therapeut: Waldbaden mit dem Schmidt Max:

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Tipps für entspanntes Waldbaden

Falls du nun Lust bekommen hast, selbst einmal ein Bad im Wald zu nehmen, halte dich einfach an diese Tipps:

Ein Waldbad sollte mindestens zwei Stunden dauern, der dabei zurückgelegte Weg jedoch nicht länger als zwei bis drei Kilometer sein. Denke daran, dass Waldbaden das achtsame, absichtslose Eintauchen in die Atmosphäre des Waldes meint, bei dem sich alle Sinne weit öffnen. Eintauchen heißt: Sei sehr langsam unterwegs, bleibe öfter stehen oder setz dich hin, um zu rasten.

Sehen: Nimm alles ganz bewusst wahr: Wie viele Farben, wie viele Grün- oder Brauntöne gibt es? Welche Formen kannst du entdecken? Welche Muster oder Tiere finden sich in der Borke eines ausgesuchten Baumes? Wie sehen die Blätter oder Nadeln der Bäume aus? Wie bewegen sich die Blätter im Wind?

Riechen: Wie riecht der Wald, wie die Blätter, die Rinde, die Wurzeln? Nimm etwas Erde oder Laub in die Hand und führe sie ganz nah an deine Nase heran. Riechen auch das Wasser oder der Stein? Was ist mit Beeren oder Kräutern? Verändert sich der Geruch und die Wahrnehmung, wenn du die Augen schließt?

Lesetipp: In unserem Artikel Lebensraum Wald: Warum er so unsagbar wichtig ist findest du spannende Infos zum Ökosystem Wald.

Hören: Lausche in den Wald, öffne die Ohren, stelle sie auf Empfang. Was hörst du mit offenen und was mit geschlossenen Augen? Hörst du auch die Stille zwischen den Geräuschen? Gehe langsam weiter und höre darauf, welche Geräusche deine Füße machen. Ändert sich etwas, wenn sich der Bodenbelag ändert? Gelingt es dir, ganz achtsam zu gehen und gar keine Geräusche zu machen?

Begreifen: Berühre die Rinde der Bäume, fühlen sie sich unterschiedlich an? Warm oder kalt, wie ist ihre Struktur? Fühle in das Moos, streiche sanft über Gräser und Kräuter.  Fasse in das Wasser, wenn du an einem Fluss vorbeikommst oder an einem See. Ziehe deine Schuhe aus und fühle den Waldboden oder das Wasser an deinen Füßen. Schließe die Augen und spüre nach, wie sich alles mit geschlossenen Augen anfühlt.

Schmecken: Im Freien schmeckt es auch anders – beispielsweise bei einem gemütlichen Picknick unter Bäumen. Was du an Essbarem im Wald gut kennst, kannst du natürlich auch direkt verzehren: ein frisches Buchenblatt oder die frischgrünen Fichtenspitzen im Mai, Beeren im Herbst.

Nimm dir am Ende deines Waldbades fünf Minuten Zeit zum Reflektieren und Zurückkommen, bevor du wieder in den Alltag eintrittst.

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