Wasser wird gerne als Lifestyle-Produkt vermarktet: Von den Fidschi-Inseln, aus unbelasteten Urwald-Quellen oder über Brunnen auf dem afrikanischen Kontinent gezapft, sollen diese Mineralwasser besonders bekömmlich sein.
Text Lisa Rupp
Die Erde ist ein Wasserplanet: Etwa zwei Drittel der Erdoberfläche sind mit Wasser bedeckt und jedes Lebewesen ist von diesem Element abhängig. So auch der Mensch. Für Erwachsene werden gemeinhin Trinkmengen von eineinhalb bis zwei Liter Mineralwasser oder ungesüßten Tee täglich empfohlen. Wichtig ist außerdem, dass sich die Wassermenge auf den Tag verteilt und nicht auf einmal getrunken wird.
Mineralwasser gilt als besonders gesund und wird gerne als Lifestyle-Produkt vermarktet. Aber sind Premium-Minerlawasser besser als heimische Quellen? Foto: © Zamurovic Brothers / Shutterstock.com
Wasser ist gesund, überlebenswichtig und – profitabel, wenn man es geschickt anstellt. Denn ein Produkt, das jeder Mensch täglich konsumiert, bietet unzählige Möglichkeiten für eine gewinnbringende Vermarktung. Das haben sich auch große Konzerne und Premium-Marken gedacht. Das Sortiment in Supermärkten besteht aus zahlreichen, kunterbunten Plastikflaschen. Sie zeigen grüne Dschungel-Landschaften, eine Hibiskusblüte auf türkisblauem oder ein Bergpanorama auf silbrig-grauem Grund. Motive, die Nähe zur Natur und Reinheit vermitteln.
Mineralwasser aus fernen Quellen
Geworben wird mit Wasser, das aus den abgelegensten Quellen der Welt stammt. Sie sind teilweise so fern der Zivilisation, dass sie keine Verunreinigungen durch selbige erfahren. Keine Belastung durch Müll, Abwasser oder andere Verschmutzung durch den Menschen. Manche sind zudem mit einem Extra an Sauerstoff oder anderen vermeintlich positiven Inhaltstoffen versetzt. Die Wässer vom anderen Ende der Welt werden mit dieser Begründung als besonders gesund vermarktet. Ein guter Schachzug in Zeiten, in denen man sich über einen gesunden Lifestyle in den sozialen Medien definiert und profiliert.
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Wasser spezieller Marken und aus vermeintlich besonderen Quellen werden auf Social Media gerne inszeniert. Foto: @drfood_tasteofhealth/Instagram
Gegenüber unserer eigenen, regionalen Quellen haben die Wasser aus weiter Ferne jedoch keinerlei Vorteile. Im Gegenteil: Allein die Transportwege lassen die Klimabilanz schlecht aussehen. Hinzu kommen die teils fragwürdigen Bedingungen, unter denen das Wasser aus den Quellen gewonnen wird. Der Konzern Nestlé macht seit einigen Jahren beispielsweise immer wieder Schlagzeilen mit seinem Wasser aus dem französischen Dorf Vittel. Anwohner wie Naturschützer befürchten, dass das Dorf künftig auf dem Trockenen sitzen wird, wenn der Lebensmittelkonzern weiter in diesem großen Stil die Quellen nutzt. Rund eine Milliarde Liter im Jahr pumpt der Schweizer Konzern Berichten zufolge in Vittel ab. Der Grundwasserspiegel sinke jährlich um etwa 30 Zentimeter.
Premium-Wasser ist schlecht fürs Klima
Das begehrte Fiji Water stammt vom Inselstaat Fidschi im Südpazifik. Um in deutschen Supermarktregalen stehen zu können, muss es 16 000 Kilometer zurücklegen. Obwohl die Wassermarke, die einem US-amerikanischen Unternehmerpaar gehört, auch als ein wichtiger Arbeitgeber gilt, kritisieren Naturschützer, dass die Natur der Insel zerstört würde, um an das Wasser zu gelangen. Ein Besuch der Quelle ist laut Berichten Externen nicht möglich.
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Dass es wichtig ist, ausreichend Wasser zu trinken, thematisieren Fitness-Influencer immer wieder – ob es jedoch unbedingt Fiji Water sein muss, bleibt fraglich. Foto: @tomkempfitness / Instagram
Das Inselwasser wird gerne an populärer Stelle inszeniert und erhält Gastauftritte in erfolgreichen TV- und Film-Formaten, beispielsweise in der Erfolgsserie Big Bang Theory.
Das Wohnzimmer der Nerd-WG aus der Serie Big Bang Theory ist weltbekannt. Auf dem Couch-Tisch stehen häufig Wasserflaschen bekannter Marken – die Etiketten sind jedoch nicht zu erkennen. Foto: @bigbangtheory / Instagram
Ist regionales Mineralwasser besser?
Dabei müssen sich unsere regionalen Wässer nicht hinter den importierten Luxuswasser-Flaschen verstecken. In Deutschland gibt es einige Quellen und Brunnen, die ebenso reines und unbelastetes Wasser fördern: Mehr als 500 Mineralwässer und 35 sogenannte Heilwässer werden aus rund 800 regionalen Quellen gewonnen. Zudem sind Richtlinien für Wasser in Deutschland mit der Mineral- und Tafelwasserverordnung (MTVO) streng geregelt: Als einziges Lebensmittel in Deutschland erhält natürliches Mineralwasser eine amtliche Anerkennung. Das bedeutet, dass es in 200 verschiedenen Untersuchungen geprüft und erst dann zugelassen wird. Laut der Informationszentrale für Mineralwasser (IDM) sind außerdem nur sehr wenige Behandlungsverfahren erlaubt, sodass es nahezu naturrein ist. Gewonnen wird es auch hierzulande aus Erdschichten, die das Wasser vor Verunreinigungen und Umweltbelastungen schützen.
Die Mineralwässer aus den verschiedenen Brunnen sind jedoch keineswegs alle gleich. Auch innerhalb Deutschlands gibt es Unterschiede. Beispielsweise enthalten nicht alle regionalen Mineralwässer gleich viel Mineralstoffe oder Spurenelemente. Quellen, die nur wenige Meter voneinander entfernt liegen, können bereits unterschiedliche Werte aufweisen und somit auch unterschiedlich schmecken: Salzig, metallisch, bitter, weich oder hart werden die Geschmäcker deutscher Mineralwässer häufig beschrieben.
Unsere regionalen Mineralwässer aus Deutschland können jedoch nicht nur mit den Premium-Wassern und Lifestyle-Brands mithalten – sie sind sogar besser. Allein die Klimabilanz lässt die Luxus-Wasser in ihren Designer-Flaschen gegenüber regionaler Mineralwasser-Lieferanten schlecht aussehen. Die Transportwege aus Frankreich, Norwegen, dem afrikanischen Kontinent oder gar aus den USA oder dem Südpazifik belasten die Umwelt unnötig mit CO₂. Hinzu kommt, dass die aufwendig designten Flaschen meist aus Plastik sind und zusätzlicher Müll produziert wird. Plastikflaschen stehen auch immer wieder im Verdacht, Giftstoffe wie Weichmacher an das Wasser abzugeben. Zwar finden sich auch unter den regionalen Wasseranbietern Kunststoffflaschen, viele führen allerdings auch Mehrweg-Glasflaschen als Alternative.
Warum regionales Mineralwasser besser für die Umwelt ist
Natürliches Mineralwasser aus Deutschland punktet allerdings nicht nur mit den kurzen Transportwegen. Die IDM bezeichnet Deutschland als Mineralbrunnenland, denn es gibt hierzulande eine Vielzahl an Quellen, die uns mit regionalem Mineralwasser versorgen. Diese werden dank der klimatischen Bedingungen mit ausreichend Niederschlag in Deutschland immer wieder gefüllt und der natürliche Wasserkreislauf aufrechterhalten.
Zudem wird Mineralwasser in Deutschland nachhaltig abgefüllt. Eine sogenannte Entnahmeregelung legt für jeden der vielen Mineralbrunnen in Deutschland fest, wie viele Liter täglich abgepumpt werden dürfen. Das stellt sicher, dass die Umwelt nicht zu sehr belastet wird und die Quellen für natürliches Mineralwasser lange erhalten bleiben.
Fazit: Mineralwasser – premium oder regional?
Mineralwasser sind in Deutschland streng kontrolliert und erfüllen höchste Standards. Ihre Qualität ist mindestens genauso gut wie bei importierten Premiumwasser-Marken – manchmal sogar besser. Allerdings hat Wasser aus Deutschland eine deutlich bessere Klimabilanz, da es nur kurze Wege transportiert werden muss. Je regionaler das Wasser, desto nachhaltiger ist das Mineralwasser.
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