Ob Handy, Regal oder Pullover: Fast immer ist es besser für die Umwelt, Gegenstände zu reparieren, statt sie zu entsorgen. Warum und wo du Hilfe beim Instandsetzen findest, erfährst du hier.

Rund zehn Kilo Elektroschrott produziert eine Person in Deutschland durchschnittlich pro Jahr. 947 067 Tonnen kaputte Elektrogeräte wurden allein 2019 in der Bundesrepublik gesammelt, gibt das Umweltbundesamt an. Dazu kommen mehr als 200 Millionen alte Handys, die laut Verbraucherzentrale ihr Dasein in Schubladen fristen. Diese Zahlen zeigen: Noch immer entsorgt man hierzulande lieber als zu reparieren. Warum es andersherum sowohl für die Umwelt als auch hinsichtlich wirtschaftlicher wie sozialer Aspekte besser wäre, liest du im folgenden Beitrag.

Roboter

Reparieren hat viele Vorteile. Foto © Besjunior via shutterstock.com

Warum überhaupt reparieren?

Viele Produkthersteller und Unternehmen wollen vordergründig eines: Umsätze machen und Profite steigern: Das gelingt am besten durch Verkauf von Neuware. Daher stecken Firmen viel Geld in Marketingstrategien und Werbung, um bei Konsumentinnen und Konsumenten das Bedürfnis zu erzeugen, immer das Neueste vom Neuesten zu besitzen. Wegen schlechter Arbeits- und Produktionsbedingungen sind diese Produkte sogar oft günstiger als die Reparatur defekter Geräte.

Damit Verbraucherinnen und Verbraucher möglichst oft Neues zum Warenkorb hinzufügen, wird außerdem die Lebensdauer von Geräten teilweise gezielt verkürzt. Dazu kommt, dass viele technische Geräte inzwischen so designt sind, dass sie nur schwer oder gar nicht repariert werden können.

Tatsächlich hätte es Vorteile, wenn Reparaturen vermehrt auf der Tagesordnung stünden. So sieht das zum Beispiel der Runde Tisch Reparatur. Der Verein ist seit 2015 aktiv und vernetzt Umweltaktivistinnen und -aktivisten, Technikfans, Verbraucherinnen und Verbraucher, Handwerkerinnen und Handwerker, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie viele andere, die sich dafür einsetzten, dass weniger weggeworfen wird.

„Wir müssen unsere Wirtschaft und unseren Umgang mit Ressourcen reparieren. Und zwar im wahrsten Sinne des Wortes.“

– Runder Tisch Reparatur

In der Reparatur von Alltagsgegenständen sieht der Runde Tisch vor allem zwei Vorteile: Zum einen könnte dadurch viel zum Schutz von Ressourcen beigetragen werden. Bei der Herstellung neuer Produkte ist der Verbrauch nämlich so massiv, dass „ein neuer, besonderes energieeffizienter Laptop beispielsweise gleich mehrere Jahrzehnte genutzt werden [müsste], um lediglich die Energie einzusparen, die bei seiner Herstellung verbraucht wurde“.

Mehr Reparaturen würden auch zum Klimaschutz beitragen, findet das Bündnis. So könne eine „Verlängerung der Lebensdauer von Smartphones, Notebooks, Waschmaschinen und Staubsauger in der EU um fünf Jahre […] bis 2030 jährlich fast 10 Millionen Tonnen Emissionen (CO₂-Äquivalente) einsparen“.  Vor allem, weil so der hohe Energie- und allgemeine Ressourcenverbrauch in Herstellungsprozessen und bei der Entsorgung alter Gegenstände stark verringert würde.

Löcher flicken und andere kleinere Reparaturen sind umweltfreundlich. Foto © Natali Ximich via shutterstock.com

Reparieren heißt: Ressourcen schonen, Arbeitsplätze schaffen

Zudem – und das ist der zweite große Pluspunkt – könnten Reparaturen die lokale Wirtschaft stärken. Durch mehr Instandsetzungen könnten qualifizierte Arbeitsplätze geschaffen werden. Der Runde Tisch geht sogar davon aus, dass es sich um rund 100 000 neue Stellen handeln könnte. Dafür jedoch müssten sich vor allem die Rahmenbedingungen für Reparaturen verbessern. Aktuell gestalten sich Reparaturversuche nämlich schwierig: „Sozialbetriebe, kleine Fachhändler, Handwerksbetriebe, Freie Werkstätten und Reparatur-Cafés leiden darunter, dass sie von Herstellern nicht mit den erforderlichen Ersatzteilen, Informationen und Softwaretools beliefert werden und manche Ersatzteile überteuert sind“, schreibt der Verein.

Recht auf Reparatur

Der Runde Tisch Reparatur fordert deshalb ein „herstellerunabhängiges Recht auf Reparatur für alle“. Dafür hat das Netzwerk klare Maßnahmen formuliert, um Reparaturen in Deutschland, aber auch auf europäischer Ebene wieder zu einer Alltagspraxis zu machen:

  • Zugang zu Ersatzteilen für alle

    „Hersteller, Händler und Importeure müssen allen Marktakteuren über die gesamte Nutzungsdauer hinweg Ersatzteile zugänglich machen.“

  • Reparaturfreundliches Produktdesign

    Denn die Gestaltung „entscheidet maßgeblich mit darüber, ob ein Produkt repariert werden kann.“

  • Mehr Informationen

    „Verbraucherinnen und Verbraucher müssen Informationen über die Möglichkeiten der Reparatur erhalten.“ Gefordert wird daher ein Reparatur-Index und Informations- und Aufklärungskampagnen.

Reparieren als Alltagspraxis ist gut für die Umwelt und die lokale Wirtschaft. Foto © ivector via shutterstock.com

Wie du Reparaturen in deinen Alltag integrieren kannst

Du möchtest versuchen, deine kaputten Alltagsgegenstände in Zukunft zunächst zu reparieren, statt diese direkt zu ersetzen? Dann haben wir ein paar Tipps:

Zum einen kannst du dich an ein Repair-Café in deiner Nähe wenden. Dabei handelt es sich um Treffen an bestimmten Terminen, bei denen Hobbybastlerinnen und -bastler zusammenkommen, um defekte Gegenstände wieder funktionstüchtig zu machen. Diese Reparaturinitiativen gibt es inzwischen in vielen Orten. Die Seite reperatur-initiativen.de listet aktuell 1 006 davon (stand Februar 2023).

Die Verbraucherzentrale schreibt über die Cafés, dass es „regen Zulauf“ gäbe und „der Andrang ist bisweilen sehr groß“. Das liegt sicher auch daran, dass die Reparatur abgesehen von Ersatzteilen kostenlos ist. Außerdem sind die Treffen auch eine Möglichkeit, sich sozial zu vernetzen. Denn: Während die Reparierenden deine Gegenstände unter die Lupe nehmen, kannst du mit anderen Wartenden bei Kaffee und Kuchen zusammensitzen – wie in einem Café. Zudem kannst du den Tüftelnden über die Schulter schauen und dir so den ein oder anderen Trick abschauen. Auf den Seiten reparatur-initiativen.de und repaircafe.org findest du Initiativen in deiner Nähe. Unter den angegebenen Adressen erfährst du die jeweiligen Termine und auf welche Produkte die Gruppe spezialisiert ist.

Wissenswertes für deinen ersten Besuch

Da die Cafés beliebt sind, solltest du dich vorher anmelden. Trotzdem kann es vor Ort zu Wartezeiten kommen – weil es aber auch um soziale Interaktion geht, ist das eigentlich sogar gewollt. Es ist nicht garantiert, dass dein Gerät tatsächlich repariert werden kann.

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Mehr Informationen

Do-it-yourself

Natürlich kannst du dich auch selbst zu Hause an Reparaturen versuchen. Online findest du dazu auf verschiedenen Blogs hilfreiche Tipps. Bei kaputt.de erfährst du zum Beispiel, wie du die Lebensdauer technischer Geräte verlängern kannst. Dort findest du zudem einfache Reparatur-Tipps.

Wenn ein Gegenstand nicht mehr zu reparieren ist, kannst du es übrigens noch mit Upcycling versuchen. Das ist eine Form der Wiederverwertung, bei der du aus Müll oder scheinbar kaputten Dingen etwas anderes Brauchbares kreierst. Wie du Möbel selbst aufwerten kannst, erfährst du hier. Und auch aus ausgemusterter Kleidung lässt sich, wie du hier erfährst, viel machen!

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