Mehrere Millionen Tonnen Lebensmittel landen jährlich allein in deutschen Privathaushalten nicht auf dem Teller, sondern im Müll. Ein Großteil davon wäre durchaus noch essbar gewesen, da die meisten Lebensmittel wesentlich länger haltbar sind als das Mindesthaltbarkeitsdatum suggeriert.
Text Daniela Fricke
Wie lange sind all die Lebensmittel aus dem Supermarkt wirklich haltbar? Foto: Mohamed Hassan via Pixabay
Ist das noch gut oder muss das weg? Eine Frage, mit der wir alle immer wieder konfrontiert sind, wenn wir einen Blick in den Kühlschrank werfen. Zudem gibt es viele Mythen, die sich um die Haltbarkeit von Lebensmitteln ranken. Da werfen wir zu oft vorschnell etwas weg, was wir ohne weiteres noch hätten essen können. Dabei sind Lebensmittel viel zu wertvoll, um unbedacht entsorgt zu werden. Hier machen wir daher reinen Tisch mit Irrtümern rund um die Lebensmittelhaltbarkeit und informieren darüber, wie lange Lebensmittel wirklich haltbar sind. Außerdem geben wir praktische Tipps für die richtige Lagerung und Lebensmittelrettung.
Unterschied von Mindesthaltbarkeitsdatum und Lebensmittelhaltbarkeit
Jeder von uns hat es schon getan: Beim Griff nach dem Joghurt haben wir festgestellt, dass das Mindesthaltbarkeitsdatum seit gestern abgelaufen ist und ihn ohne groß nachzudenken direkt in den Mülleimer geworfen. Dabei ist die Angabe „Mindestens haltbar bis“ keineswegs als Wegwerfdatum zu verstehen. Es ist lediglich eine Empfehlung des Herstellers. Bis zum angegebenen Datum garantiert er die spezifischen Eigenschaften des Produkts wie Geschmack, Geruch, Farbe, Konsistenz und Nährwert. Mit der Haltbarkeit des Lebensmittels hat das Mindesthaltbarkeitsdatum somit nichts zu tun, teilweise ist es danach sogar noch Wochen oder Monate lang haltbar.
Anders sieht es allerdings beim sogenannten Verbrauchsdatum für leicht verderbliche Lebensmittel wie Hackfleisch aus: Lesen wir auf der Verpackung die Angabe „Zu verbrauchen bis“, sollten wir uns unbedingt daran halten, sonst droht eine Lebensmittelvergiftung.
Wie erkenne ich, ob ein Lebensmittel noch gut ist?
Ganz einfach – mit Augen, Nase und Mund! Wenn Schimmel oder faulige Stellen sichtbar sind, darf das Lebensmittel ohne Umwege in die Tonne. Riecht das Lebensmittel irgendwie unangenehm, beispielsweise leicht säuerlich, ist dies ebenfalls ein Indiz dafür, dass es besser nicht mehr gegessen werden sollte. Sieht das Lebensmittel noch gut aus und ist auch vom Geruch her nichts Ungewöhnliches festzustellen, empfiehlt sich eine vorsichtige Geschmacksprobe als letzter Test vor dem Verzehr.
Schimmel und Edelschimmel – was ist der Unterschied?
Die meisten Schimmelpilzarten bilden giftige Toxine, die unsere Leber und Niere schädigen können und als krebserregend gelten. Während die blaugrünen Punkte auf dem Toastbrot oder der weiße Flaum auf Tomaten oder Erdbeeren gefährlich für unsere Gesundheit sind, handelt es sich beim Schimmel in Käsesorten wie Roquefort oder Gorgonzola um sogenannten Edelschimmel. Dieser schützt vor anderem Schimmel und zerstört während des Reifungsprozesses den enthaltenen Milchzucker. Deshalb kann Edelschimmelkäse auch bei Laktoseintoleranz gegessen werden.
Wie lange welche Lebensmittel tatsächlich haltbar sind
Die Langzeittests, die Greenpeace regelmäßig durchführt, kommen bezüglich der Haltbarkeit von Lebensmitteln immer wieder zu spektakulären Ergebnissen. So waren im Kühlschrank gelagerte Eier noch 112 Tage nach Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums genießbar. Verpackte Salami hielt 85 Tage länger durch und eingeschweißter Käse in Scheiben immerhin 22 Tage (Greenpeace Magazin, Ausgabe Juni 2020). Ein Joghurt konnte sogar 270 Tage länger gegessen werden als angegeben. Doch auch ohne Labor lässt sich relativ gut vorhersagen, wie lange ein Lebensmittel nach dem abgelaufenen Mindesthaltbarkeitsdatum durchschnittlich noch haltbar ist.
So lange halten Eier wirklich
Werden Eier im Kühlschrank aufbewahrt sind sie noch etwa zwei Wochen länger haltbar als auf dem Eierkarton angegeben. Für Speisen, die wie Tiramisu mit rohen Eiern zubereitet werden, sollten aber nur solche mit noch gültigem Mindesthaltbarkeitsdatum verwendet werden. Im Zweifelsfall hilft der Wasserglas-Test: Das Ei dafür einfach in ein Glas mit Wasser legen, frische Eier bleiben unten – Eier, die oben schwimmen sollten entsorgt werden.
Ob ein Ei noch gut ist, zeigt sich beim Wasserglas-Test. Foto © Stanislaw Mikulski via Shutterstock
Wann Milch schlecht wird
Bei Milch kommt es darauf an, um welche Art von Milch es sich handelt. Frischmilch hält sich ungeöffnet noch einige Tage länger als angegeben, H-Milch sogar einige Wochen. Wer wissen will, ob die Milch für den Kaffee okay ist, kann eine kleine Menge in eine Tasse mit heißem Wasser geben und so testen, ob sie ausflockt.
Wie lange Joghurt noch essbar ist
Wie oben erwähnt kann sich ein Joghurt als ausgesprochen langlebig erweisen. Pauschal gilt dies aber nicht für alle Joghurts, die Spanne reicht von ein paar Tagen bis zu einigen Monaten nach Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums. Teilweise setzt sich etwas Flüssigkeit ab, das ist aber unbedenklich, weil es sich um natürliche Molke handelt.
So lange halten sich Kekse, Gebäck, Müsli und Schokolade
Bei trockener und lichtgeschützter Aufbewahrung bei Zimmertemperatur sind all diese Lebensmittel in der Regel mehrere Wochen bis Monate länger haltbar als angegeben. Übrigens: Der weißliche Belag, der sich auf Schokolade bilden kann, ist kein Schimmel, sondern an der Oberfläche auskristallisierter Zucker – dem Schokogenuss steht also nichts im Weg.
Schokocookies schmecken auch noch nach Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums richtig lecker. Foto: StockSnap via Pixabay
Wann Wurst und Schinken ungenießbar werden
Werden diese Lebensmittel gut verpackt und gekühlt aufbewahrt, halten auch sie sich einige Tage länger als angegeben. Salami und geräucherter Schinken am Stück kann sogar mehrere Wochen länger genießbar bleiben.
So lange bleibt Käse haltbar
Am Stück ist Käse länger haltbar als in Scheiben. Hartkäse kann bis zu einigen Monaten nach dem angegebenen Datum noch verzehrt werden, Weichkäse bringt es auf mehrere Tage bis Wochen. Wenn schimmelige Stellen erkennbar sind, ist der Käse reif für die Tonne.
Wie lange Reis und Nudeln sich tatsächlich halten
Fans der asiatischen oder italienischen Küche können ganz beruhigt davon ausgehen, dass Grundnahrungsmittel wie Reis oder Nudeln auch noch Jahre nach Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums gegessen werden können.
Pasta aus Hartweizengrieß ist jahrelang haltbar. Foto: Bella RaKo via Pixabay
Wann Marmelade nicht mehr aufs Brot gehört
Je höher der Zuckergehalt, desto länger ist eine Marmelade haltbar. Ohnehin lässt sich an der Schimmelbildung unmittelbar erkennen, ob das Produkt noch gut ist oder nicht. Ungeöffnet kann sich Marmelade Jahre länger halten als angegeben.
Wie lange Konserven noch für eine Mahlzeit gut sind
Unbeschädigte und ungeöffnete Konservendosen sind noch Jahre nach Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums für den Verzehr geeignet.
Frisches Obst und Gemüse haben zwar kein Datum für die Mindesthaltbarkeit, viel zu oft reicht aber allein die nicht mehr ganz perfekte Optik aus, um entsorgt zu werden. Wie wäre es stattdessen mit der Verarbeitung zu einem leckeren Smoothie oder einer köstlichen Suppe?
Hier noch ein Tipp aus der Checkliste der Verbraucherzentrale Hamburg zum Thema Fleisch beziehungsweise Fisch: Wenn Fisch intensiv nach Fisch riecht, ist das ein Zeichen dafür, dass er nicht mehr frisch ist. Und: Bei tiefgekühltem Fleisch oder Fisch sollte das Auftauwasser generell nicht mit anderen Lebensmitteln, beispielsweise Salat, in Kontakt kommen.
Lebensmittel richtig lagern und so haltbarer machen
Jedes Lebensmittel ist anders: Kartoffeln beispielsweise haben es gerne kühl und dunkel, sollten aber dennoch nicht im Kühlschrank, sondern idealerweise in einem luftigen Keller gelagert werden. Hier ein paar Ratschläge für die richtige Lagerung bestimmter Lebensmittel, damit sie möglichst lange halten und nicht verfrüht weggeworfen werden müssen.
Brot sollte einerseits vor dem Austrocknen geschützt werden, andererseits ist es aber auch wichtig darauf zu achten, dass die Umgebung nicht zu feucht ist. Die Aufbewahrung in einer Kunststofftüte begünstigt die Bildung von Schimmel. Am besten ist Brot daher in einem Brotkasten oder Tontopf mit Deckel aufgehoben.
Brot, Obst und Gemüse bleiben bei richtiger Lagerung länger frisch. Fotos © Symbiot (Brot), Leonori (Obst und Gemüse) via Shutterstock
Obst und Gemüse stellen je nach Sorte unterschiedliche Anforderungen an die Lagerung. Kiwis, Beeren, Kirschen oder Zwetschgen sowie Salat, Radieschen und die meisten Gemüsesorten kommen ins Gemüsefach des Kühlschranks. Tomaten, Bananen, Mangos, Zitrusfrüchte, Avocados und Auberginen sollten außerhalb gelagert werden.
Milchprodukte gehören in den Kühlschrank und werden dort idealerweise im mittleren Fach gelagert. Tipp: Käse am Stück bleibt dort eingeschlagen in ein mit Salzwasser getränktes Tuch, das alle zwei Tage gewechselt wird, besonders lange saftig und lecker.
Milchprodukte und Wurstwaren gehören in den Kühlschrank. Fotos © Ingrid Balabanova (Milchprodukte), Lutsiv Maxim (Wurstwaren) via Shutterstock
Fleisch und Wurst zählen zu den leicht verderblichen Lebensmitteln und sollten daher bereits auf dem Weg vom Einkauf nach Hause in einer Kühltasche transportiert werden. Im Kühlschrank werden sie dann im unteren Fach gelagert. Vor dem Verzehr sicherheitshalber immer nochmal einen genauen Blick darauf werfen und den Geruch prüfen.
Augen auf beim Kühlschrankkauf
Kühlschränke mit integrierten Null-Grad-Zonen und Feuchtigkeitsregulierung wurden aus dem Gedanken heraus konstruiert, Lebensmittel länger haltbar zu machen. Temperatur und Luftfeuchtigkeit lassen sich optimal an die Bedürfnisse verschiedener Lebensmittel anpassen, die so bis zu dreimal länger haltbar sind. Mehr Informationen dazu bietet unsere Checkliste Kühlgeräte kaufen.
Lebensmittel retten – aber wie?
Indem wir unseren Einkauf gut planen, haben wir schon den ersten Schritt zur Lebensmittelrettung getan. Denn die Angaben auf dem Einkaufszettel helfen dabei, Spontankäufe zu vermeiden und Rabattaktionen á la „3 zum Preis von 2“ zu widerstehen. Der nächste Schritt ist, die Lebensmittel ihren Ansprüchen entsprechend zu lagern wie oben beschrieben. Bei der Haltbarkeit sollten wir uns wie erwähnt nicht sklavisch ans Mindesthaltbarkeitsdatum halten, sondern unsere Sinne einsetzen. Ein weiterer Schritt zur Lebensmittelrettung besteht darin, die Reste von Mittag- und Abendessen weiter zu verwerten.
Trauben sind genauso wie andere Lebensmittel viel zu gut für die Tonne. Foto: Free-Photos via Pixabay
Inspirationen für leckere Restegerichte liefert die Beste Reste-App der Initiative Zu gut für die Tonne! – unter anderem mit Rezepten von Sterneköchen und Kochpaten wie Sarah Wiener. Die App ist kostenlos im App Store und bei Google Play verfügbar, inklusive wertvoller Tipps zum Einkauf, zur richtigen Aufbewahrung und Verwertung von Lebensmitteln, einem umfangreichen Lebensmittellexikon sowie einem Einkaufsplaner für den Supermarktbesuch.
Lebensmittelrettung mit Sirplus
Das 2017 gegründete Berliner Startup Sirplus hat es sich zum Ziel gesetzt, Lebendmittelrettung zum Mainstream zu machen. Gerettet werden überschüssige, noch haltbare Lebensmittel, die die Tafeln nicht abholen oder die als Überschüsse bei Produzenten und Großhändlern anfallen. Diese werden dann bis zu 80 Prozent günstiger im Onlineshop und in drei Rettermärkten in Berlin verkauft.
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