Bienen und andere Insekten spielen eine wichtige Rolle in unserem Ökosystem. Doch das Insektensterben nimmt zu, die Anzahl der Bienen sinkt stetig. Wir zeigen, wie du sie schützen und deinen Garten bienenfreundlich gestalten kannst.
Gelb-schwarze Streifen, Flügelchen, ein bisschen pelzig: So oder so ähnlich sieht das Bild in unseren Köpfen aus, wenn wir an Bienen denken. Tatsächlich gibt es neben der uns stets präsenten Honigbiene noch zahlreiche weitere Bienenarten. Bisher kennt man 560 wilde Bienenarten, zu denen außerdem über 30 verschiedene Hummelarten zählen. Für unsere Ökosysteme und Landschaften sind alle Arten unverzichtbar. Durch das Bestäuben der Wild- und Kulturpflanzen sorgen sie für die Nahrungsgrundlage von Mensch und Tier. Sie helfen dabei, unsere Böden gesund zu halten, bilden Humus und tragen zur biologischen Vielfalt bei.

Die Hummel zählt zu den Wildbienen; Foto © Sabrina Lamm
Warum immer mehr Bienen sterben
Seit einigen Jahren ist die Existenz von Bienen und anderen Insekten jedoch stark bedroht. Zu viele negative Faktoren wirken gleichzeitig auf sie ein. So haben Bienen zum Beispiel mit dem Einsatz von Pflanzenschutzmitteln sowie mit Parasiten zu kämpfen. Doch das größte Problem sind die schwindenden Lebensräume. Auf Feldern und Wiesen, auf öffentlichen Grünflächen oder in privaten Gärten: die Anzahl und Auswahl der Blumen, von denen sie sich ernähren können, nimmt immer stärker ab. „Viele öffentliche Grünflächen und Gärten werden heute nach dem Vorbild der englischen Parkanlagen angelegt und sind oft überpflegt. Was für die Bienen interessant ist, wird nicht berücksichtigt – die freuen sich nämlich über bunte Blumenwiesen und ein paar unaufgeräumte Ecken im Garten“, beklagt Melanie von Orlow, Biologin und Bienenexpertin beim Naturschutzbund Deutschland (NABU). Die industrielle Landwirtschaft, die Zucht von Monokulturen, das Aussterben von Wildpflanzen und der Klimawandel tragen zudem ihren Anteil zum Bienensterben bei.
Aktiv werden und Bienen retten!
In anderen Ländern, wie beispielweise in Japan und China, ist das Problem des Bienensterbens bereits so drastisch, dass die Blüten in mühevoller Handarbeit mit Pinseln bestäubt werden müssen. Damit es in Deutschland erst gar nicht so weit kommt, muss frühzeitig gegengesteuert werden. Ein erster Schritt ist, den eigenen Garten bienenfreundlich zu gestalten und ihn so zu bepflanzen, dass Bienen vom Frühjahr bis in den Herbst hinein angelockt werden. Denn bestimmte Pflanzen sind nicht nur schön anzusehen, sondern versorgen Bienen und andere Insekten mit ausreichend Nektar und bieten einen geeigneten Lebensraum. Und für alle, die nicht das Glück haben, einen eigenen Garten zu besitzen: Auch auf einem kleinen Balkon oder einer Terrasse lassen sich tolle Bienenoasen schaffen.

Pfirsichbauern in China bestäuben Pfirsichbäume; Foto © chinahbzyg via shutterstock.com
So wird der Garten bienenfreundlich
Mit ein paar wenigen Tipps und Tricks lässt sich der Garten in ein echtes Insektenparadies verwandeln:
Ganzjährig Blüten anbieten
Damit Bienen ganzjährig Nahrung haben, sollte bei der Auswahl der Pflanzen darauf geachtet werden, dass von März bis Oktober immer etwas blüht. Neben typischen Frühblühern sollten verstärkt Sommer- und Herbstblüher gepflanzt werden.
Welche Blüten sind die richtigen?
„Wer schon einen Garten hat oder einen neu übernimmt, der sollte als Erstes eine Bestandsanalyse machen, um zu sehen, welche bienenfreundlichen Pflanzen und Gehölze eventuell bereits vorhanden sind, die nützlich für die Natur sind“, rät Biologin von Orlow. Bienen brauchen eine große Auswahl an unterschiedlichen Blüten. Wichtig ist zudem, dass die Blüten Pollen und Nektar produzieren, was bei einigen Züchtungen leider nicht mehr der Fall ist. Zwar gibt es Bienenarten, die dankbar jede Nektarquelle annehmen, jedoch können die meisten Insekten mit exotischen Pflanzen nicht allzu viel anfangen. Deshalb sollten im Garten bevorzugt einheimische Blumen, Sträucher und Co. gepflanzt werden. Im besten Fall wird der Garten ökologisch angelegt und bildet die heimische Natur ab.
Nistplätze schaffen
Anders als die bekannte Honigbiene sind die meisten Wildbienenarten Einzelgänger und leben nicht in großen Völkern innerhalb eines Bienenstocks zusammen. In der zumeist sehr aufgeräumten Landschaft haben diese Bienen es besonders schwer, einen geeigneten Unterschlupf zu finden. Sie haben einen sehr geringen Aktionsradius von nur 300 bis 500 Metern, in denen Nistmöglichkeiten und ausreichend Futterpflanzen vorhanden sein müssen. Ideale Nistplätze für Wildbienen sind beispielsweise hohle Bäume oder löchrige Baumscheiben, mit lehmigem Sand gefüllte Kübel – idealerweise in die Erde eingegraben – oder Bienenhäuschen, die nach Süden oder Südosten zeigen und durch ein kleines Dach geschützt sind. Außerdem empfiehlt die Expertin des NABU, bei entsprechender Gartengröße und Struktur, Felssteine und Totholzstapel einzuplanen. Solitäre Bienen brüten gerne in Steinritzen und Hummeln ziehen gerne in verlassene Bauten von Mäusen ein, die sich in Totholzstapeln sehr wohlfühlen.
Geeignete Nisthilfen und Totholzstapel sind ideale Nistplätze für Wildbienen; Foto © Sabrina Lamm
Einfach mal weniger mähen
Eine kurz gemähte Wiese ist für Bienen und andere Nützlinge in etwa das Gleiche wie für uns Menschen eine kahle Wüste. Den Insekten hilft es bereits, einige Stellen beim Mähen auszusparen und diese höchstens zweimal im Jahr und frühestens ab Juni zu kürzen. Hier können dann Unkraut und Wildblumen zur Blüte kommen, wodurch der Garten bienenfreundlich wird. Wenn auf der Wiese nicht von selbst genügend sprießt, kann eine Wildblumenmischung angesät werden.
Weniger ernten
Viele Kräuter wie Bärlauch, Schnittlauch oder Oregano werden meist vor der Blüte geerntet, da dann ihr Aroma am intensivsten ist. Somit werden den Bienen wichtige Nahrungsquellen weggenommen. Besser nur einen Teil ernten, damit die restlichen Pflanzen ihre volle Blüte entwickeln können.
Durstlöscher für Bienen
Auch Bienen müssen trinken! Daher sollte im Garten stets eine Wasserversorgung bereitstehen. Ob Gartenteich, Brunnen oder mehrere Wasserschälchen spielt dabei keine Rolle. Wichtig ist, dass ausreichend Äste, Rindenstücke oder Steine aus dem Wasser ragen, damit die Tiere beim Trinken nicht abrutschen und ins Wasser fallen.

Steine in einer flachen, mit Wasser gefüllten Schale helfen Insekten beim sicheren Trinken; Foto © BernadetteB via shutterstock.com
Alternativen zum Kunstdünger
Kunstdünger verbraucht in der Herstellung sehr viel Energie und belastet durch giftige Schwermetalle Pflanzen und Tiere. Mineralische Düngemittel bestehen zudem aus löslichen Salzen, die in Verbindung mit Schweiß eine Salzlösung bilden, die zu Schäden, Reizungen und Trockenheit auf der Haut führen können. Besser sind organische Dünger wie Kompost, Hornspäne, Mist, Gesteinsmehl oder Kräuterextrakte.
Torffreie Erde verwenden
Handelsübliche Gartenerde besteht oft überwiegend aus Torf, einer Ansammlung an mehr oder weniger zersetztem pflanzlichen Material. Torf kommt allerdings nur in ökologisch wertvollen Moorgebieten vor, die für die Gewinnung trocken gelegt werden müssen. So verlieren seltene Pflanzen und zahlreiche Kleintiere ihren Lebensraum. Zudem speichern intakte Moore große Mengen an Kohlenstoffdioxid und tragen somit aktiv zum Klimaschutz bei. Bei der Zerstörung der Moore wird das CO₂ allerdings wieder freigesetzt. Daher sollte unbedingt auf Alternativen wie Kompost, Rindenhumus, Holz-, Kokos-, Chinaschilf- oder Hanffasern zurückgegriffen werden. Am besten ist ein Komposthaufen in einer kleinen Ecke des Gartens, in dem Gartenabfälle und Holzschnitte gesammelt und nach einiger Zeit ausgebracht werden können.
Pestizide meiden
Nicht nur in bienenfreundlichen Gärten sollten chemische Pflanzenschutzmittel absolut tabu sein. Die giftigen Pestizide stellen außerdem eine Gefahr für die Natur, die Tierwelt und unsere eigene Gesundheit dar. Reste davon reichern sich in der Nahrungskette an, schädigen Bodenorganismen und töten Bienen, Schmetterlinge sowie andere Insekten. Glücklicherweise gibt es zahlreiche Alternativen. Gegen Schädlinge können zum Beispiel Nützlinge eingesetzt werden. Eine befallene Pflanze sollte rabiat heruntergeschnitten oder im Zweifelsfall komplett entfernt werden. Unkraut anstatt mit der Chemiekeule zu bekämpfen, einfach jäten oder natürliche Pflanzenschutzmittel wie Kräuterjauchen, -brühen, -tees und -auszüge verwenden.
Mit diesen Pflanzen helfen Sie den Bienen:
Buchtipp für einen bienenfreundlichen Garten
Weitere Tipps für einen bienenfreundlichen Garten sowie Porträts von Pflanzen, die viel Nahrung für Insekten bereithalten, findest du in:
Die 100 besten Pflanzen für Vögel, Bienen, Schmetterlinge • Ursula Kopp • Bassermann Verlag, 2022 • 9,99 Euro (D)
Hilfe für Bienen
Seit 2016 gibt es beispielsweise den bundesweiten Pflanzwettbewerb Wir tun was für Bienen!, der jedes Jahr mit dem 1. April startet. Das Ziel der Aktion ist es, Garten, Balkon oder naturferne Flächen möglichst bienenfreundlich umzugestalten. Auch die Initiative Deutschland summt setzt sich für Bienen ein und motiviert Menschen, aktiv zu werden.

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