Im Gegensatz zu den Chemiefasern – auch Kunst- bzw. Synthetik-Fasern genannt – haben Naturfasern ihre Quelle in der Natur, ob pflanzlichen, tierischen oder mineralischen Ursprungs.

Was sind die wichtigsten Naturfasern, welche Eigenschaften zeichnen sie aus und welche beeinflussen maßgeblich die Textilbranche? Das erfährst du hier!

Baumwolle

Zu den pflanzlichen Naturfasern gehört zum Beispiel Baumwolle; Foto © Karl Wiggers via unsplash.com

Pflanzliche Naturfasern

Biobaumwolle

Der Anbau von Biobaumwolle erfolgt völlig ohne genveränder­tes Material, ohne Pestizide und Herbizide. Zudem wird viel weniger Wasser verbraucht: Aufgrund der für den Bioanbau der Naturfasern typischen Fruchtfolge enthält der Boden mehr organische Substanz. Diese dickere Hu­musschicht speichert Feuchtigkeit besser, sodass weniger bewässert werden muss. Das ermöglicht Wassereinsparungen von über 50 Prozent. Einer Studie der Soil Association von 2015 zufolge sol­len es sogar 91 Prozent sein. Darüber hinaus wird Biobaumwolle oft von Kleinbauern produziert. Diese erhalten durch faire Handelsbeziehungen bessere Preise und Löhne. Zudem sind sie unab­hängig von den Großkonzernen der Saatgut- und Pestizidindustrie. Verarbeitet wird die ökologische Baumwolle zu Stoffen, die superweich und hautfreundlich so­wie biologisch abbaubar sind.

Kapok

Diese flaumigen, weichen Naturfasern stammen aus den Samenkapseln des im subtropischen Raum beheimateten Kapokbaumes, der nur in natür­licher Regenwaldumgebung wächst und nicht in Plantagen angebaut wird. Da die Faser sehr fein und kurz ist, kann sie nur im Mix mit anderen Rohstoffen wie Baumwolle verarbeitet werden. Sie ist biologisch abbaubar, atmungsaktiv und reguliert das Körperklima. Außerdem eignet sich Kapok als Wattierung in Winterjacken und wird daher auch Pflanzendaune genannt.

Noch mehr pflanzliche Naturfasern lernst du hier kennen:

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Foto © andersphoto via shutterstock.com

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Tierische Naturfasern

Alpaka

… stammt von den verschiedenen Lama-Arten Südamerikas. Alpaka ist fein, weich, glänzend und wenig gekräuselt. Es wird aufgesammelt, wenn es im Frühjahr büschelweise aus dem Fell fällt. Für die Naturfasern, die in Textilien stecken, wird nur das wertvolle Flaumhaar verwendet.

Angora

… stammt ausschließlich vom Angorakaninchen, dessen lange Haare geschoren werden. Die Naturfaser ist besonders schweißabsorbierend sowie wärmeerhaltend und wird daher vor allem bei Bett und Unterwäsche, Legwear und Decken eingesetzt.

Kaschmir

… gehört zu den wertvollsten und teuersten Naturfasern. Dafür wird das weiche Flaumhaar aus dem Unterfell der Kaschmirziege gekämmt. Es ist sehr weich, fein, leicht und glänzend. Einst aus der Region Kaschmir stammend, gehören heute China, die Mongolei, Iran sowie das mittelasiatische Hochland (Pamir) zu den wichtigsten Erzeugerländern.

Wolldecke

Foto © Tijana Drndarski via Unsplash.com

Mohair

… wird aus dem geschorenen Haar der Mohair- bzw. Angoraziege gewonnen, die hauptsächlich in Südafrika und der Türkei lebt. Es ist besonders langfaserig, hat eine schöne Farbbrillanz und filzt nicht. Die Naturfasern speichern Wärme ohne Hitzestau, sind federleicht und luftig.

Schafwolle

… wird aus dem geschorenen Wollkleid der Schafe gewonnen und gilt als die älteste vom Menschen genutzte Naturfaser. Sie ist sehr elastisch, nahezu knitterfrei und antistatisch. Ihre Beschaffenheit erlaubt eine Isolierung der Körperwärme und zugleich eine optimale Hautatmung. Darüber hinaus ist Wolle schmutzabweisend, während Wasser einfach abperlt und Bakterien darauf schnell absterben. Einmal jedoch Nässe aufgenommen, wird diese nur langsam wieder abgegeben. Es dauert also, bis die Wolle trocknet. Weniger erfreulich ist zudem ihre Neigung, zu pillen und zu verfilzen. Eine entsprechende Ausrüstung kann dem aber entgegenwirken. Ihre kratzige Eigenschaft verliert die Wolle bei einem Faserdurchmesser von unter 21,5 Mikrometern. Vor allem Merinowolle ist daher besonders sanft.

Minuspunkt

Nach dem Scheren muss das Vlies von Verunreinigungen wie Mist, Schweiß, Fett und Pflanzenresten gelöst werden. Dafür greift man in der konventionellen Schafzucht auf chemische Mittel zurück. Gegen den Befall von Parasiten kommen Pestizide, zum Beispiel Nervengifte, zum Einsatz. Zudem werden in Australien beim sogenannten Mulesing Schafe gegen den Befall von Fliegenmaden unbetäubt rund um den Schwanz beschnitten.

Beliebte Naturfasern: Schafswolle ; Foto © Tanner Yould via Unsplash.com

Seide

… gilt als besonders edel. Sie ähnelt der menschlichen Haut in ihrem chemischen Aufbau und ist daher besonders hautverträglich. Seide ist feuchtigkeitsabsorbierend und schnelltrocknend, sehr robust, hochelastisch, reißfest und formbeständig. Aufgrund ihrer Leichtigkeit und Isolationsfähigkeit kühlt sie bei Hitze und wärmt bei Kälte. Gegen Körperschweiß, Laugen und Sonneneinstrahlung ist Seide jedoch weniger resistent. Vorwiegend wird Seide aus China, Indien, Thailand, Japan und Brasilien bezogen. Aus tierethischer Perspektive solltest du auf Seide allerdings lieber verzichten.

Seide

Foto © Cindy C via unsplash.com

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Fazit

Naturfasern sind nicht immer der Umwelt bester Freund. Monokulturen, Anbau mit genverändertem Saatgut, Einsatz von Schädlingsbekämpfungsmitteln und Dünger, Bewässerung, Erntemethoden und Weiterverarbeitung belasten die Umwelt im großen Maße. Bioanbau bei Pflanzenfasern sowie ökologische und artgerechte Tierhaltung bei der Gewinnung von tierischen Fasern sind daher bei der Fasergewinnung zu bevorzugen und zu unterstützen.

Es gibt aber auch noch andere Materialien, die keine Naturfasern sind, und bei ecofairer Kleidung zum Einsatz kommen:

Statt Naturfasern: recyceltes Polyester

Manche Kleidungsstücke kommen leider nicht ohne synthetische Fasern aus, da sie durch diese ihre funktionalen Eigenschaften, die für Sport, Outdoor und Co. wichtig sind, erhalten. Die umweltschonendere Variante ist recyceltes Polyester, dessen Herstellung minimal Wasser verbraucht. Darüber hinaus ist es frei von gifti­gen Stoffen wie Fluor-Kohlenstoff-Verbindun­gen wie zum Beispiel PFC und PTET.

Bestenfalls ist die Herkunft des recycelten Polyesters GRS-zertifiziert (Global Recycled Standard). Durch dieses Siegel der gemeinnüt­zigen Organisation Textile Exchange sind die Rückverfolgbarkeit der Materialien sowie die umweltfreundliche Produktion während der Faserherstellung sichergestellt. Zwischen­stufen der Verarbeitung und das Endprodukt fallen nicht darunter. Enthält ein Artikel mehr als 20 Prozent recycelte Materialien, darf es mit GRS zertifiziert werden.

Lyocell / Tencel

Lyocell ist vor allem als Tencel bekannt. Unter diesem Markennamen produziert die österrei­chische Firma Lenzing in Werken in Österreich, Großbritannien und den USA zwar keine Naturfasern, aber biologisch ab­baubare Cellulose-Faser. Gewonnen wird sie aus Holz nachhaltiger Forst­wirtschaft schnell wachsender Anpflanzungen, die ohne Pestizide und Herbizide auskommen. Zudem zeichnet sich die Herstellung durch die Verwendung umweltscho­nender Lösungsmittel sowie einen geringen Wasserverbrauch aus. In Webereien entstehen mit Lyocell schließlich samtig weiche, fließende Stoffe, die atmungsaktiv und kühlend, zudem antibakteriell und angenehm bei sensibler Haut sind. In diesem Blog-Beitrag zum Thema Lyocell von Haus von Eden erfahrt ihr noch mehr über Vor- und Nachteile des Materials.

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