Viele Gärten sind zwar grün und gepflegt, bieten jedoch nur wenig Lebensraum für Insekten, Vögel und andere Tiere. Ein tierfreundlicher Garten hingegen schafft einen artgerechten und sicheren Rückzugsort, in dem Tiere Nahrung finden, sich fortpflanzen und ungestört leben können. Wir haben im Sommer einen Garten in einen tierfreundlichen Lebensraum verwandelt und freuen uns, unsere Erfahrungen und Tipps mit dir zu teilen, damit auch dein Garten zur Wohlfühloase für Tiere werden kann.
Tierfreundlicher Garten – Die Ausgangssituation:
Unser Mitarbeiter Janik lebt mit seiner Familie in einem typischen Reihenhaus mit einem kleinen, 30 qm großen Garten, der sehr aufgeräumt gestaltet ist. So gibt es eine Bepflanzung zum Nachbarn und viel Wiese ohne jegliche Strukturen.
Die Wiese wird regelmäßig durch einen Mähroboter gemäht und es gibt kein ganzjähriges Blühangebot. Zudem ist der Garten weder Insekten- noch Vogelfreundlich gestaltet – es fehlt also an Strukturen und Rückzugsmöglichkeiten.
So sah der Garten im Jahr vor der Umgestaltung aus:
Impuls für die Umgestaltung des Gartens waren eine Mischung aus dem Wunsch, den Außenbereich für Kinder interessanter zu gestalten, YouTube-Videos von tollen Gärten und natürlich green Lifestyle. Die erste Idee war, für die Kinder einen kleinen Naschgarten anzulegen und Beerensträucher zu pflanzen.
Beim Start eines Gartenprojekts ist YouTube für die Meisten Hobby-Gärtner wohl die erste Anlaufstelle. Fragen wie, „Wie schneide ich rote Johannesbeeren?“, „Wann pflanze ich Erdebeeren?“, „Wie dünge ich Steinobst?“, gilt es zu beantworten und unzählige weitere Wissenslücken zu schließen, um möglichst viele Anfängerfehler zu vermeiden.
Suchende geraten so schnell in eine „Garten-Bubble“, was sich auch auf der eigenen YouTube „For-You“-Seite zeigt. So füllt sich diese nach und nach mit Videos von Selbstversorgern und Naturgärtnern, was mit Blick auf den eignenen Garten unweigerlich folgende Frage mit sich bringt:
„Warum haben die so schöne Gärten und meiner ist so lieblos?“
Nachdem Janik im Zuge seiner Recherche eine Reportage über die neue Auszeichnung „Vogelfreundlicher Garten“ gesehen hat, gab es ein Ziel, das er unbedingt erreichen wollte. Der Startschuss war gefallen.
Info zur Aktion:
Der LBV und das Bayerische Artenschutzzentrum des Landesamts für Umwelt haben die bayernweite Aktion „Vogelfreundlicher Garten“ gestartet und verleihen vogelfreundlichen und strukturreich gestalteten Gärten eine Plakette.
Ehrenamtlichen Gartenjury-Mitglieder in Zweier-Teams haben in ganz Bayern bereits rund 4.000 Gärten ausgezeichnet.
Weitere Infos zum Projekt und wie du dich bewerben kannst, findest du in diesem Artikel!
So haben wir unseren Außenbereich in einen Naturgarten verwandelt:
Ein Insektenfreundlicher Garten ist ein vogelfreundlicher Garten! Unser Ziel, die Auszeichnung des LBV und des Bayerischen Artenschutzzentrum des Landesamts für Umwelt für einen vogelfreundlichen Garten zu erhalten, motivierte uns zusätzlich.
Folgende To-Dos gilt es abzuhaken
Schritt 1: Strukturen und Nistplätze schaffen
Wir haben uns für drei große strukturelle Änderungen entschieden:
Tierfreundlicher Garten: Wildblumen- und Sandfläche
Für dieses naturnahe Element haben wir auf der gesamten Fläche die Grasnarbe entfernt und im Vorjahr bereits einen Zwetschgenbaum gepflanzt. Ach ja, der Leimring, der noch auf dem Foto zu sehen ist, wurde mittlerweile entfernt.
Der rechte Bereich wird ein Sandbeet, der linke eine Wildblumenwiese. Ein Totholzstamm von einem alten Apfelbaum aus dem Garten der Schwiegereltern sorgt für die optische Trennung und zugleich für neuen Lebensraum und Schutz für diverse Gartenbesucher.
Für die Wildblumen haben wir uns für eine Mischung aus mehrjährigen und winterharten Samen entschieden, die speziell für Süddeutschland geeignet sind – insgesamt über 40 heimische Blumen und Wildkräuter. Die Samen werden einfach per Hand ausgebracht und dann mit dem Fuß angedrückt. Die ersten Wochen muss darauf geachtet werden, dass die Fläche immer feucht gehalten wird.
In das Sandbeet wurden vor allem wärmeliebende Pflanzen gesetzt. Fürs Erste Salbei, Thymian, Lavendel und Steinquendel – auf späteren Bildern ist noch einiges mehr zu sehen.
Zusätzlich haben wir noch einen Blaubeerstrauch in eine Mörtelwanne gepflanzt, da sie sehr anspruchsvoll ist, was die Erde angeht. Blaubeeren benötigen saure Erde, sonst gehen sie ein. Achtet darauf, dass das Gefäß unten Löcher hat und eine Drainage aus Sand oder Blähton vorhanden ist, denn Blaubeeren mögen keine Staunässe.
Trockensteinmauer und immergrünes Geißblatt
Unser Garten war durch eine circa drei Meter hohe Bambushecke vom Gehweg getrennt. Der Bambus war zwar ein super Sichtschutz und pflegeleicht, jedoch gab es keinen ökologischen Mehrwert. Das Auspflanzen war recht mühselig, dennoch ist es uns gelungen den kompletten Bambus zu entfernen. Den Großteil des Pflanzenabfalls haben wir verkleinert und für später als Nistmaterial für Vögel beiseitegelegt.
Anstelle des Bambus haben wir eine Natursteinmauer aus Sandstein gesetzt. Die Mauer wurde mit wildem Salbei und Mönchspfeffer bepflanzt. Als Sichtschutz lassen wir anstelle des Bambus das immergrüne Geißblatt ranken. Es bildet tolle Früchte, die für den Mensch giftig sind, für Vögel aber ein echter Gaumenschmaus.
Tierfreundlicher Garten – Nistmöglichkeiten:
Sandarium bauen
Ein Großteil der Wildbienen sind bodennistend. Da Menschen immer mehr an Boden versiegeln, fehlt es vor allem in Großstädten und deren Speckgürteln an Nistplätzen.
Den Bau des Sandariums zeigen wir dir im Artikel „Sandarium bauen“ im Detail. Wenn du Raum für bodennistende Insekten schaffen willst, nimm dir die Zeit, den Artikel genau zu lesen, da es beispielsweise sehr wichtig ist, dass der Sand besondere Eigenschaften erfüllt.
Nistplätze für oberirdisch nistende Insekten
Wildbienenhotel:
Du kennst sicher die „Insektenhotels“ aus dem Baumarkt. Wir haben uns dazu entschieden, keine fertige Lösung zu kaufen, sondern selbst ein Wildbienenhotel aus Restholz zu bauen.
Den Kauf fertiger Lösungen können wir dir nur bedingt empfehlen, da viele Materialien wie Tannenzapfen, Stroh und Co. wild gemixt werden, was einen Nachteiligen Effekt zur Folge hat. Wenn du das Insektenhotel nicht selbst bauen möchtest, informiere dich beispielsweise bei Nabu, welche Kriterien wichtig sind und worauf du beim Kauf achten solltest.
Unserer Anleitung, wie du ein Wildbienenhotel ganz leicht selbst bauen kannst, findest du hier.
Hummelkasten:
Ebenfalls eine tolle Option, um weiteren Lebensraum anzubieten, ist ein Nistkasten für Hummeln. Wir haben insgesamt zwei Kästen im Einsatz, beide wurden bereits besiedelt. Alles über unser Hummelkasten Projekt findest du hier in einem separaten Blog-Artikel.
Ohrwurmhotel und Vogel-Nistkasten:
Für Vögel haben wir zwei Nistkästen aufgestellt. Einen mit recht kleinem Einflugloch für vor allem Blaumeisen, die bei uns recht häufig anzutreffen sind und einen für Halbhöhlenbrüter wie beispielsweise den Hausrotschwanz, die Bachstelze, den Grauschnäpper und den Zaunkönig.
Aus einem alten Tontopf haben wir ein sogenanntes Ohrwurmhotel gebastelt. Dazu haben wir den Topf mit Stroh gefüllt und an einem Baum befestigt. Damit das Stroh nicht herausfällt, wurde ein Gitternetz an der offenen Stelle gespannt. Wichtig ist, dass der Topf Kontakt mit dem Baum hat, damit die Käfer gut rein- und rauskrabbeln können.
Tierfreundlicher Garten – Natürliche Strukturen und Wassertränken:
Neben der Trockenmauer und dem Sandarium haben wir weitere natürliche Strukturen geschaffen. Ecken mit Totholz, massive Baumstämme und diverse Steine wurden überall im Garten verteilt und bieten jetzt wertvollen Lebensraum. Die Strukturen wurden im Schatten und in der Sonne platziert, um möglichst viele verschiedene Aufenthaltsmöglichkeiten zu schaffen.
Als nächstes ist noch ein kleiner Teich geplant. Um die Zeit bis dahin zu überbrücken haben wir zwei Wasserstellen aufgestellt. Wichtig ist es hier das Wasser regelmäßig zu wechseln und in die Gefäße Steine oder Äste zu legen, über die Insekten aus dem Wasser krabbeln können.
Wir sind schon gespannt wie sich unser Garten im nächsten Jahr entwickelt und freuen uns dich daran teilhaben zu lassen.
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