Im alltäglichen Termin-Wahnsinn ist es oft nicht möglich, sich eine Auszeit zu nehmen. Wie finden wir trotz Hamsterrad wieder zu mehr Entspannung, am besten auch noch draußen? Die Entspannungsexpertin Amelie Haug verrät Tipps und Übungen, um sich auch im Alltag immer wieder ganz bewusst der Natur zu widmen.
Interview Simone Sperle
Leider haben viele Menschen verlernt, auf ihren Körper zu hören und sich zu entspannen. Was raten Sie ihnen?
Wichtig ist, etwas für sich zu finden, das Entspannung bringt – auch und gerade im Alltag. Das kann für jeden etwas anderes sein. Für den einen ist es Yoga, für den anderen Tanzen, Singen oder ein langer Waldspaziergang. Achtsamkeit kann auch bedeuten, sich in die Sonne zu setzen und ein Buch zu lesen. Wichtig ist, dass dieser Moment ganz bewusst wahrgenommen wird. Jeder Schritt, der bewusst gegangen wird, bringt die Gedanken zur Ruhe.
Welche Rolle spielt Ihrer Meinung nach die Natur beim Thema Achtsamkeit?
Die Natur spielt eine große Rolle, daher sollten wir so oft wie möglich im Grünen sein. Sie bringt uns zur Ruhe und zeigt uns, was es noch so alles im Leben gibt. Naturgeräusche fördern die innere Entspannung und lenken uns von unserem Gedankenkarussell ab. Auf Grund ihrer stärkenden, nährenden und beruhigenden Ausstrahlung kann die Natur uns aber auch eine innere und äußere Sicherheit vermitteln und unsere Kreativität stärken. Ein Spaziergang kann die pure Entspannung bedeuten, wenn wir unseren Sinnen die Möglichkeit geben, unsere Umgebung in Ruhe wahrzunehmen. Übrigens ist ein täglicher Aufenthalt in der Natur nachweislich positiv für die Gesundheit, was viele wissenschaftliche Forschungen unter dem Stichwort „Biophilia-Effekt“ zeigen. Und in Japan ist das sogenannte „Waldbaden“ sogar schon eine anerkannte Methode zur Gesundheitsvorsorge.
Gibt es Möglichkeiten für eine schnelle Entspannung, eventuell sogar mitten im Büro-Alltag?
Atemübungen helfen immer, uns in den Moment zurückzubringen. Wir atmen meistens zu flach. Tiefes Ein- und Ausatmen hilft uns, in stressigen Situationen wieder einen kühlen Kopf zu bekommen – ganz einfach auch dadurch, weil unser Körper wieder mit mehr Sauerstoff versorgt wird. Zusätzlich sollte man immer wieder einfach mal aus dem Fenster sehen und den Blick über den Horizont gleiten lassen, damit sich die Augen entspannen. Und besonders erholsam ist es, die Mittagspause an der frischen Luft anstatt am Schreibtisch zu verbringen.
3 Tipps für mehr Achtsamkeit mit und in der Natur
- Mit allen Sinnen wahrnehmen
Nutzen Sie jede Gelegenheit, draußen zu sein. Und sei es nur auf dem Weg zur Arbeit. Konzentrieren Sie sich dabei ganz bewusst und durchbrechen Sie Ihre Gedanken, indem Sie die Umgebung mit möglichst allen fünf Sinnen wahrnehmen. Planen Sie ausreichend Zeit ein, sodass Sie nicht in Hektik geraten, sondern sich zum Beispiel auf die Umgebungsgeräusche einlassen können.
- Den Boden spüren
Barfuß zu gehen, fördert die Körperwahrnehmung, idealerweise im Freien und auf unterschiedlichen Untergründen wie Sand, Gras oder Waldboden. Schenken Sie dem Gefühl unter Ihren Fußsohlen die volle Aufmerksamkeit.
- Kerzenschein genießen
Verbringen Sie einen Abend nur bei Kerzenlicht und verzichten Sie neben dem Lichtschalter auch auf elektrische Geräte wie Fernseher, Computer und Smartphone. Sie werden sehen: Alles erscheint wortwörtlich in einem anderen Licht.
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Fotos © Annika Hillebrandt