Immer mehr Menschen nutzen den Balkon, um dort knackfrisches Gemüse anzubauen. Zum einen, weil die Ernte der eigenen Tomaten oder Chilis jedes Jahr aufs Neue etwas ganz Besonderes ist. Zum anderen macht es einfach Spaß, sich um die Pflanzen zu kümmern und ihre Entwicklung zu beobachten.

Der Balkon ist ein Ort, um Frischluft und Sonnenstrahlen zu tanken – ein wahres Freiheitsgefühl in oft beengten Stadtwohnungen. Doch dieser Lieblingsort unter freiem Himmel kann noch viel mehr: Beispielsweise wenn dort leckere Snacks wie Radieschen oder Salate wachsen, die sich kurzerhand zum Abendessen verarbeiten lassen. Die Expertinnen Natalie Kirchbaumer und Wanda Ganders  von meine-ernte.de geben Tipps für den eigenen Balkongarten:

Gemüsesorten für wenig Platz

Auf einem Balkon mit Dachschräge wachsen in hölzernen Hochbeeten Salate und Kräuter.

Radieschen oder Pflücksalate eignen sich mit ihrem kompakten und eher kleinen Wuchs perfekt für den Anbau auf dem Balkon. Kräuter wie Schnittlauch, Basilikum, Thymian, Rosmarin gelingen ebenfalls und geben vielen Gerichten das gewisse Extra. Salate und frische Smoothies schmecken noch besser, wenn sie mit Wildkräutern wie Brennnessel und Löwenzahn vom eigenen Mini-Garten verfeinert werden. Auch Chili und Paprika gelingen auf kleinem Raum, wenn sie vor Wind und damit vor Abknicken geschützt werden. Auf dem Balkongarten herrschen außerdem gute Bedingungen für Mangold, Zuckererbsen und Bohnen sowie Möhren, Tomaten, Gurken, Zucchini und Kartoffeln. Beerig wird es mit Himbeeren und (Wald-)Erdbeeren: sie können in den richtigen Gefäßen und am richtigen Standort ebenfalls prima angebaut werden.

Die richtigen Kästen und Töpfe für den Balkongarten

Töpfe, Kästen und Pflanzsäcke bieten Platz für Gemüse, Obst oder Kräuter. Da Gemüse im Wurzelbereich ein Mindestmaß an Raum benötigt, sollten die Gefäße in entsprechender Größe ausgewählt werden. Bei kleinen Balkonen ist daher besser, einige wenige Kulturen anzubauen und diesen dafür ausreichend Platz zu bieten.
Auf die Größe kommt es an: Während Kräuter schon in kleineren Töpfen aus Ton oder Kunststoff ab etwa 15 Zentimeter Durchmesser Platz finden, sollten Paprika und Chilipflanzen in Gefäße mit einem Volumen von etwa zehn Litern eingesetzt werden. Tomaten benötigen 20 bis 40, Zucchini sogar 40 bis 60 Liter. Für mehrere kleinere Kulturen wie Kräuter, Salate oder Radieschen eignen sich lange Balkonkästen. Diese gibt es in verschiedenen Größen zum Aufhängen an das Balkongeländer oder aus Ton und Terrakotta für den Boden. Bei der hängenden Variante darauf achten, dass die Kästen auf der Innenseite der Brüstung angebracht sind. Insbesondere, wenn der Balkon zu einer Straße zeigt, besteht die Gefahr, dass ein Kasten bei starkem Wind herabfällt und Fußgänger verletzt.

Pflanzensäcke statt Pflanzenkübel

Platzsparender und flexibler als Kästen sind Pflanzsäcke aus robusten Stoffen, beispielsweise aus Vlies. Sie fassen viel Erde und passen mit ihrer oft quadratischen Form wunderbar in die Ecken des Balkons. Außerhalb der Pflanzsaison sie einfach zusammengefaltet und verstaut werden. Noch einfacher ist es, die Säcke, in denen Blumenerde verkauft wird, selbst zu verwenden. Kulturen mit mehr Platzbedarf wie Tomaten oder Zucchini können beispielsweise direkt in die Tüten gesetzt werden. Einfach die Oberseite der Tüte aufschlitzen und die Pflanze einsetzen. Die Plastikhülle hat den Vorteil, dass von der Pflanze nicht genutztes Wasser nicht direkt verdunstet. Außerdem haben die Wurzeln ausreichend Platz in der großen Tüte und die Plastikverpackung bekommt immerhin für eine Saison einen Nutzen bevor sie im Müll landet.

Möhren auf dem Balkon und vertikale Gärten

Für einige Gemüsesorten muss es in die Tiefe gehen. Die Möhre beispielsweise benötigt als Wurzelgemüse etwa 40 Zentimeter Platz nach unten. Mit größeren Eimern sind eigene Möhren als Balkonprojekt einen Versuch wert. Gleiches gilt für Kartoffeln. Tipps für das Gelingen der eigenen Balkonkartoffeln geben die Profis von meine-ernte.de.
Für ein ganz persönliches Flair am Lieblingsort sorgen außergewöhnliche und Behältnisse. Wo wenig Platz gegeben ist, bieten sich vertikale Konstruktionen an. Kleine Pflanzen wie Kräuter finden zum Beispiel in aufgeschnittenen Tetrapaks und halbierten Plastikflaschen Platz. Diese lassen sich mit etwas Geschick so übereinander hängen, dass nur die oberen gegossen werden müssen und das Wasser automatisch in die unteren läuft. Für etwas größere Pflanzen lassen sich aus Holzpaletten und Holzkisten mit etwas handwerklichem Geschick ebenfalls vertikale Gärten basteln. Ebenso eignen sich Obst- oder Bäckerei-Kisten, die zu kleinen Hochbeeten gestapelt wenig Platz beanspruchen. Damit überschüssiges Wasser abfließen kann, die Blumenerde jedoch nicht verloren geht, sollten durchlässige Kisten und andere löchrige Behältnisse mit einem Vlies ausgekleidet werden.

Die richtige Erde für Balkonpflanzen

Eine Frau mit blau-weißem Ringelshirt pflanzt in einen langen Blumenkasten in Terrakottaoptik verschiedene Kräuter wie Thymian, Salbei und Oregano.

Für ein optimales Ergebnis sollten Pflanzgefäße möglichst unbehandelt sein und mit nährstoffreicher sowie humoser Erde befüllt werden. Starkzehrer wie Tomate oder Zucchini freuen sich zudem über einen organischen Langzeitdünger wie Hornspäne oder frischen Kompost.

Tipp: Beim Kauf der Erde darauf achten, dass sie ausreichend Nährstoffe und vor allem keinen Torf enthält. Um Torf für Blumenerde gewinnen zu können, müssen Moore und Sümpfe trocken gelegt werden, was vielen Pflanzen und Tieren den Lebensraum nimmt.

Hochbeete richtig anlegen

Gibt der Balkon den Platz her, bieten sich Hochbeete zum Anpflanzen an. Im Handel gibt es zahlreiche Modelle in verschiedenen Höhen und Größen. Sie lassen sich aber auch relativ einfach nach den eigenen Ansprüchen selbst bauen. Das Hochbeet wird nach einem festgelegten Schichtsystem  mit verschiedenen Materialien gefüllt: Die unterste Schicht besteht aus groben Pflanzenschnitt wie zerkleinerte Äste, darauf folgt zerkleinertes Laub sowie Kompost, der abschließend mit Pflanzenerde bedeckt wird. Da Hochbeete recht schwer werden können, sollte zuvor der Vermieter gefragt werden, ob der Balkon für ein Hochbeet geeignet ist.

Verschiedene Salatsorten, zum Beispiel der rot-grüne und krause Lollo Rosso, Gewürze wie Dill und Gemüsearten wie Kohlrabi können in einem Hochbeet auf dem Balkon wachsen.

Sonne oder Schatten – auf jedem Balkon kann etwas wachsen!

Es macht einen großen Unterschied, in welche Richtung der Balkon ausgerichtet ist. Zeigt er nach Süden, bietet er viel Wärme und Helligkeit und ist für Pflanzen wie Tomaten, Chilis oder Zucchini bestens geeignet. Jedoch verdunstet das Wasser hier sehr schnell und es ist möglich, dass täglich gegossen werden muss.

Auf West-, Ost- oder gar Nordbalkonen hingegen trocknen Pflanzen nicht so schnell aus, bekommen dafür jedoch weniger Sonne ab. Das bedeutet nicht, dass die grüne Oase ein Traum bleiben muss. Pflanzen, die in der Natur eher in Wäldern wachsen, bevorzugen schattige Standorte. Dazu zählen zum Beispiel Bärlauch, Sauerampfer und Waldmeister, aber auch verschiedene Minzen, Brunnenkresse, Schnittlauch oder Petersilie gedeihen, wenn sie im Schatten oder Halbschatten wachsen. Gemüsesorten Mangold, Rote Bete, Feldsalat, Spinat, Blattsalate, Buschbohnen, Radieschen, Kohlrabi, Brokkoli oder Grünkohl haben gute Aussichten auf Erfolg, solange der Balkon wenigstens für kurze Zeit etwas Sonne abbekommt.

Es ist allerdings nie verkehrt, experimentierfreudig bei der Wahl des Gemüses zu sein. So entwickelt man schnell ein Gefühl für die Bedürfnisse der Pflanzen und erkennt, welche unter den Bedingungen auf dem eigenen Balkon wachsen können.

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Quelle: meine-ernte.de

Fotos: © meine-ernte.de; Monkey Business Images, Ingrid Balabanova, Martiapunts, Vicspacewalker / Shutterstock