Secondhand ist angesagt: Gebrauchtes kaufen gleicht manchmal einer Schatzsuche. Die Jagd nach besonderen Einzelstücken schont außerdem die Umwelt.

Text Lisa Rupp

Secondhandshops und Boutiquen für Gebrauchtes sind in den hippen Stadtteilen von Europas Metropolen nicht mehr wegzudenken. An der immer gleichen Massenware sattgesehen, suchen wir Looks und besondere Einzelstücke, die unsere Individualität betonen. Dieser Trend macht nicht nur viel Spaß, er schont außerdem die Umwelt, denn die besonderen Schätze findet man in Vintage-Stores und auf Plattformen für Gebrauchtes.

Warum Secondhand-Ware nachhaltig ist

Die Fashion-Branche ist einer der größten Verursacher des menschengemachten Klimakatastrophe. Die Produktion von Fast Fashion für große Modeketten und bekannte Brands sowie erschwingliche Looks für Discounter belasten die Umwelt enorm. Nach Angaben des WWF (World Wildelife Fashion) Schweiz ist die Textilindustrie im Jahr für 1,7 Milliarden Tonnen CO2 verantwortlich. Hinzu kommen verseuchte Gewässer, um die Kleidung in modischen Farben einzufärben sowie giftige Substanzen beim Anbau von Baumwolle und der Weiterverarbeitung. Nichtverkaufte Ware wird verbrannt. Ebenso verwerflich sind die Bedingungen unter denen Menschen die günstige Mode herstellen.

Vor einem Secondhand-Shop sind Fahrrad,Koffer, Tasche und Deko-Artikel einladend arrangiert.

In Secondhand-Stores findet man gebrauchte Einzelstücke mit Geschichte. Bild von 3888952 auf Pixabay

Wer secondhand kauft unterbricht die Maschinerie der Textilbranche: Bereits getragene und aussortierte Kleidung bekommt eine zweite Chance. Dadurch entsteht weniger Müll. Zudem setzt jede Kaufentscheidung für oder gegen ein Produkt ein Zeichen und wenn weniger Personen billig hergestellte Ware kaufen, wird langfristig weniger produziert.

Secondhand geht auch über Mode hinaus: Gebrauchte Autos, alte und gut erhaltene Möbel, Kinderspielsachen, Unterhaltungsmedien, Bücher und allerhand mehr kann heutzutage secondhand erworben werden. Jedes Produkt verbraucht bei der Herstellung Ressourcen. Neben den Rohstoffen für das Produkt selbst sind auch Energie und Wasser notwendig. Bei gebrauchten Produkten fällt dieser Ressourcenverbrauch nicht erneut an.

Gebraucht kaufen erfordert Umdenken

Wer das eigene Konsumverhalten weg von ständig verfügbarer Massenware hin zu Secondhand-Einzelstücken und gebrauchten Alltagsgegenständen optimieren will, muss sich wahrscheinlich umstellen. Insbesondere, wenn bisher nur nach Bedarf gekauft wurde. Denn das, was man selbst gerade benötigt, ist unter Umständen nicht vorrätig. Es braucht Geduld und Ausdauer, bis die eine Jacke oder die perfekte Kommode gefunden ist. Die Freude über den Shopping-Erfolg ist dann jedoch um einiges größer. Spaß am Stöbern und Suchen ist bei der Umstellung von Neu- auf Secondhand-Ware hilfreich – ungeduldige Gemüter werden sich anfangs eventuell etwas schwer tun.

Wo man am besten secondhand kaufen kann

Secondhand-Boutiquen und Shops für Gebrauchtes gibt es in kleineren und großen Städten. Häufig sind diese auf den ersten Blick garnicht als solche zu erkennen, denn das Interieur gleicht mehr einem angesagten Concept-Store. Zudem gibt es nahezu überall immer wieder Flohmärkte, die zum Stöbern und Feilschen einladen. Über das Verkaufen und Erwerben gebrauchter Gegenstände hinaus, entwickeln sich viele Flohmärkte zu eigenen Events: Essen und Trinken, Live-Musik und anderes Rahmenprogramm begleiten die Suche nach Schnäppchen.

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Flohmärkte speziell für Kinderartikel werden außerdem häufig von Kirchengemeinden oder Betreuungseinrichtungen organisiert. Kinder wachsen schnell und Kleidung passt nach nur kurzer Zeit nicht mehr. Statt immer neue Kleidung und Spielsachen im Geschäft zu kaufen, können auf Kinderflohmärkten nahezu neuwertige Klamotten erstanden oder verkauft werden.

Wer dem Shopping-Erlebnis vor Ort nicht viel abgewinnt, kann auch bequem von Zuhause aus nach Secondhand-Artikeln suchen. Online-Portale für gebrauchte Produkte bringen Anbieter und Nachfrager von gebrauchten Waren aller Art zusammen. Mittlerweile gibt es viele solcher Plattformen, denn die Nachfrage steigt. Ein weiterer Vorteil: Privatleute und Unternehmen verkaufen Secondhand-Ware im Netz und die Auswahl ist entsprechend groß. Das erhöht die Chance, das Gesuchte auch zu finden.

Secondhand verkaufen: So einfach geht’s!

Secondhand ist nicht nur praktisch und nachhaltig für das eigene Konsumverhalten. Gleiches gilt auch umgekehrt, wenn man selbst etwas weitergeben möchte. Ausrangierte, aber noch gute, Gegenstände aus dem eigenen Haushalt erhalten durch einen Weiterverkauf eine zweite Chance. Kleidung, Spielsachen, Haushaltsgeräte, Werkzeug und andere Artikel zu verkaufen funktioniert über die gleichen Wege wie das Einkaufen: Secondhand-Shops, Flohmärkte und Online-Portale.

Verkaufen über Secondhand-Shops

Insbesondere für Kleidung gibt es viele Secondhand-Stores. Für Möbel und Kinderspielsachen, Deko-Artikel und Sammlerstücke finden sich Anlaufstellen in der Nähe mit einer kurzen Recherche im Internet. Jedoch ist das noch keine Garantie dafür, dass die Liebhaberstücke aus dem eigenen Sammelsurium gekauft werden. Inhaberinnen und Inhaber solcher Geschäfte wählen die Einzelstücke für ihr Sortiment sorgfältig aus und wissen, was ihre Kundschaft sucht. Danach richtet sich der Preis und es kann zudem sein, dass so mancher Artikel erst gar nicht angekauft wird, wenn er nicht zu dem Ladenkonzept passt. Wer aber ein besonderes Einzelstück in guten Händen wissen möchte, ist mit einem spezialisierten Geschäft für Gebrauchtes am besten beraten.

Verkaufen auf dem Flohmarkt

Wer seine ausrangierten Artikel auf Flohmärkten anbietet, sollte den Trubel und das Treiben mögen. Außerdem gehört das Feilschen und Handeln bei Flohmärkten zum guten Ton – ist jedoch nicht jedermanns oder jederfraus Sache. Bei organisierten Flohmarkt-Events wird von den Verkaufenden meist eine Standgebühr verlangt. Die Höhe richtet sich nach Größe des Stands und manchmal auch nach der Platzierung auf dem Gelände. Ist die Wahl des Standorts frei, sollte man früh aufstehen und sich eine gute Position sichern. Um den Flohmarkttag geselliger zu gestalten und bei größeren Veranstaltungen die Gebühren zu verringern, kann man sich außerdem zu zweit oder dritt zusammentun. So ist der eigene Stand auch immer beaufsichtigt, wenn man mal kurz weg ist.

Verkaufen auf Plattformen

Der Aufwand auf Online-Plattformen ist im Vergleich gering: Ein Verkäuferprofil anlegen, Produkte abfotografieren, eine kurze Beschreibung texten, Preis angeben und das Inserat hochladen. Danach muss man nur noch warten, bis jemand das Angebot entdeckt und Interesse hat. Ein Nachteil kann sein, dass man beispielsweise bei großen Artikeln die Adresse für die Selbstabholung an Interessenten weitergibt. Manche fühlen sich dabei möglicherweise unwohl. Das kann man jedoch umgehen, indem man einen Abholort vereinbart oder bei kleineren Gegenständen den Versand anbietet.

Ein Paar Sneaker wird für den Weiterverkauf über eine Online-Plattform fotografiert.

Online-Plattformen erleichtern das Kaufen und Verkaufen von Gebrauchtem; Foto © Kamil Zajaczkowski via Shutterstock.com

Secondhand für den individuellen Style

Mode ist für viele mehr als Klamotten, die den Körper bekleiden und warmhalten. Sie ermöglicht, sich auszudrücken, sich abzuheben, ein Statement zu setzen oder das Selbstbewusstsein zu stärken. Während Fashionweeks und in sozialen Medien sehen wir deshalb immer öfter Styles, die aus individuellen Secondhand-Pieces zusammengestellt werden. Entertainer, Autor und LGBTQI*-Aktivist Riccardo Simonetti gewährt auf seinem Instagram-Account immer wieder Einblicke in seinen Kleiderschrank. Viele seiner Lieblingsstücke hat er secondhand in Boutiquen oder auf Flohmärkten erstanden.

Fazit: Secondhand schont die Umwelt und unterstützt Individualität

In einer Zeit, in der ein Mode-Trend den nächsten jagt, werden Unmengen Textilien produziert. Die meisten davon unter schlimmen Bedingungen für Mensch und Umwelt: Giftige Substanzen und Treibhausgase gelangen bei der Herstellung in die Natur sowie in die Atmosphäre. Secondhand-Mode ist eine nachhaltige Alternative dazu: Wer gebraucht kauft, reduziert den eigenen CO2-Fußabdruck, da für den eigenen Konsum keine neuen Emissionen in die Umwelt gelangen. Zudem reduziert das Kaufen von gebrauchten Artikeln den Müll und ermöglicht einen einzigartigen Style, der sich von den immer gleichen Kaufhaus-Looks abhebt. Der Secondhand-Trend geht zudem über Mode hinaus: Möbel, Deko,  Kinderspielsachen und vieles mehr lassen sich ebenso gut gebraucht an- und verkaufen. Die besten Anlaufstellen dafür sind spezielle Stores, Flohmärkte und Online-Plattformen.

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