Hast du dich auch schon einmal gefragt, was ein Biobauer anders macht als ein normaler Bauer? Hier erfährst du es!

Die Molkerei Berchtesgadener Land, die 2019 mit dem Deutschen Nachhaltigkeitspreis ausgezeichnet wurde, gilt als Biopionier und feiert als dieser 2023 sein 50. Jubiläum. Wir haben dies zum Anlass genommen, um mit dem Unternehmen auf Tour zu gehen und verschiedene Biohöfe in Oberbayern zu besuchen. In den Portraits über diese Biobetriebe erzählen wir, was ihre Arbeit als Biobauern auszeichnet und was sie anders machen als die „normalen“ Bauern.

Wie man auf einem Biohof lebt und arbeitet, zeigt zum Beispiel Familie Ackermann; Foto © Molkerei Berchtesgadener Land
Wie man auf einem Biohof lebt und arbeitet, zeigt zum Beispiel Familie Ackermann; Foto © Molkerei Berchtesgadener Land

Grundsätzlich unterscheidet sich die Arbeit eines Biobauern in den Ansätzen zur Nahrungsmittelproduktion. Während konventionelle Bauern intensive Technologien, synthetische Düngemittel und Pestizide einsetzen können, betonen die Biobauern Nachhaltigkeit und natürliche Prozesse. Letztere verzichten auf chemische Substanzen und fördern Vielfalt durch Fruchtfolgen und artenreiche Anbauflächen. Die konventionelle Richtung hingegen zielt auf maximale Erträge ab. Während Biobauern Bodengesundheit und Ökosysteme betonen, konzentrieren sich besonders große Landwirte oft auf effiziente Produktionsmethoden. Die Wahl zwischen beiden Ansätzen hängt von ökologischen, sozialen und wirtschaftlichen Faktoren ab.

Was macht ein Biobauer?

Biobauer ist nicht gleich Biobauer! Ihre Arbeitsweisen und Hofstrukturen unterscheiden sich – je nach Region, Bodenbeschaffenheit, Anbaumethoden, Zertifizierungen, Produktionsarten, Tierhaltung, Vermarktung etc.

Wir stellen drei bayerische Biohöfe vor, die wir persönlich besucht haben und die uns Einblicke in ihr Hofleben gegeben haben.

Familie Ackermann

Wie man auf einem Biohof lebt und arbeitet, zeigt zum Beispiel Familie Ackermann; Foto © Molkerei Berchtesgadener Land
Wie man auf einem Biohof lebt und arbeitet, zeigt zum Beispiel Familie Ackermann; Foto © Molkerei Berchtesgadener Land-Resize.com

Seit 1936 wird auf diesem Biohof erfolgreich Demeter-Landwirtschaft praktiziert. Er befindet sich in der malerischen Gemeinde Unterreit bei Wasserburg am Inn im Landkreis Mühldorf. Als Vollerwerbsbetrieb liegt das Hauptaugenmerk von Annette und Michael Ackermann auf Milchwirtschaft. Ihre Demeter-Milch geht seit 1973 an die Molkerei Berchtesgadener Land.

Doch ihr Können ist vielfältig: Michael hat eine fundierte landwirtschaftliche Ausbildung samt Fachschulbildung durchlaufen, während Annette ihre Expertise als Verwaltungsfachangestellte einbringt. Der Biohof erstreckt sich über 33 Hektar Fläche, davon sind 14 Hektar Dauergrünland zur Pacht, zehn Hektar Ackerland und 19 Hektar Wald.

Denken in Kreisläufen spiegelt sich bei den Ackermanns im Kleinen auch auf den Tellern am Mittagstisch wider. Gemüse, Gewürze und Obst stammen aus dem Nutzgarten. Das Schweinfleisch kommt von den zwei Schweinen, die das Ehepaar jedes Jahr hält, um so seinen Fleischbedarf für das ganze Jahr zu decken. Annette bäckt Brot selbst. Angeheizt wird der alte Brotbackofen mit Holz aus dem eigenen Wald. Und die Milch am Frühstückstisch um 9 Uhr kommt von ihren 50 Kühen, die von den beiden jeden Morgen um 5 Uhr von der Weide zum Melken geholt werden. Wissen, woher etwas ist und was drinsteckt – das gehört zur ihrer Lebensart „bio“.

Auf seinem Demeter-Hof, den er als Biohof von seinen Eltern übernommen hat, lebt Michael mit seiner Frau Annette bio. Ein respektvoller Umgang mit Tieren ist für die beiden einfach selbstverständlich und Nichts, das große Worte braucht: „Wir mögen unsere Kühe, da kümmern wir uns einfach gut drum“, erklärt Michael mit leuchtenden Augen.

Familie Sichler

Jakob und Mirjam Sichler führen den Bio-Ho in 17. Generation; Foto © Molkerei Berchtesgadener Land
Jakob und Mirjam Sichler führen den Bio-Ho in 17. Generation; Foto © Molkerei Berchtesgadener Land

In Grassau im Chiemgau befindet sich ein lebendiger Bio-Naturland-Betrieb, der seit 1997 Mitglied der Molkereigenossenschaft Berchtesgadener Land ist. Jakob und Mirjam Sichler führen den Hof in 17. Generation. Sie haben den Biohof von Jakobs Eltern übernommen. Auf 65 Hektar Betriebsfläche, darunter 52 Hektar landwirtschaftliche Nutzfläche, betreiben sie Milchwirtschaft, Almwirtschaft, mobile Legehennen-Haltung und bieten Urlaub auf dem Bauernhof an.

Der Biohof umfasst 50 Milchkühe, 60 Jungtiere und Kälber sowie Hühner in mobilen Ställen. Sie bewirtschaften Grünland, Almweiden, Ackerflächen, Moorflächen und Wald. Ihre Kühe haben von April bis November Weidegang, ebenso wie die Jungtiere auf der Alm von April bis Oktober. Die Hühner genießen ebenfalls den Aufenthalt im Freien. Die Produkte des Biohofes, und auch die aus ihrer Milch hergestellten Berchtesgadener Land Naturland-Milch und Molkereiprodukte, werden im eigenen, kleinen Hofladen verkauft.

Wie viele andere Biobauern haben sich Jakob und Mirjam ein zweites Standbein errichtet, um für Ernteeinbußen oder andere Widrigkeiten gewappnet zu sein. „Auch wenn in dieser Region die Welt noch in Ordnung scheint, verzeichneten wir im Frühjahr 2022 aufgrund des Ukrainekriegs im Hofladen bis zu 80 Prozent Einbußen beim Eierverkauf“, sagt Jakob und zeigt damit ein Beispiel für unternehmerische Risiken eines Biohofes auf. Das Ehepaar vermietet daher zehn Ferienwohnungen und teilt ihren Alltag mit den beiden Töchtern, Jakobs Eltern und zahlreichen Gästen.

Familie Ettenhuber

Familie Ettenhuber bewirtschaftet einen Naturland-zertifizierten Biohof; Foto © Molkerei Berchtesgadener Land
Familie Ettenhuber bewirtschaftet einen Naturland-zertifizierten Biohof; Foto © Molkerei Berchtesgadener Land

In Bruckmühl bei Rosenheim findet man einen vielseitigen Naturland-zertifizierten Biohof. Bereits seit 1985 ist dieser Mitglied der Molkereigenossenschaft Berchtesgadener Land. Biobauer Georg Ettenhuber jun. führt ihn seit Ende Juli 2000.

Das Anwesen erstreckt sich über 27 Hektar Dauergrünland (sechs Hektar davon sind Pachtflächen) und 17 Hektar Wald. Neben der Milchwirtschaft betreiben die Biobauern Annerose und Georg zudem einen Bauernhof- und Wald-Kindergarten für 56 Kinder, die hautnah den Alltag auf einem Biohof miterleben – mit all seinen positiven wie negativen Seiten – sei es die Geburt eines Kälbchens oder der Tod eines geliebten Tiers.

Zum Biohof gehören 26 Milchkühe, 28 Jungtiere und Kälber, 24 Hühner, ein Hahn sowie zwei Katzen, zwei Kaninchen, zwei Esel, zwei Zwergziegen und drei Meerschweinchen. Die Kühe haben von April bis Oktober Weidegang und werden im Laufstall gehalten.

Die Vermarktung der Produkte umfasst die Lieferung von Biomilch an die Molkerei Berchtesgadener Land. Zusätzlich wird Schlachtvieh an die Viehvermarktungsgenossenschaft Oberbayern verkauft. Eine Färse – eine ausgewachsene Kuh, die noch nicht gekalbt hat – vermarkten die Ettenhubers direkt. Eier, die von den Kindergartenkindern abgesammelt werden, sowie kleine Mengen Rohmilch verkaufen die Biobauern direkt ab Hof.

Was macht eine (Bio)Molkerei?

Molkereien verarbeiten Rohmilch, die von Bauernhöfen abgeholt wird, zu verschiedenen Milchprodukten. Damit spielen Molkereien eine entscheidende Rolle in der Lebensmittelindustrie. Biomilch muss dabei in der gesamten Liefer- und Verarbeitungskette getrennt behandelt werden und  Verarbeitungsrichtlinien müssen eingehalten werden. Wie die Landwirtinnen und Landwirte werden auch die Molkereien gemäß der EU-Bio-Richtlinie und bei Nutzung von Bioverbandssiegeln zusätzlich entsprechend der Verbands-Verarbeitungsrichtlinien kontrolliert. Eine Biomolkerei unterscheidet sich von einer konventionellen Molkerei hauptsächlich durch ihre Prinzipien und Praktiken, die im Einklang mit den Werten des ökologischen Landbaus stehen.

Deutschlands erste Biomolkerei: die Molkerei Berchtesgadener Land; Foto © Molkerei Berchtesgadener Land
Deutschlands erste Biomolkerei: die Molkerei Berchtesgadener Land; Foto © Molkerei Berchtesgadener Land

Die Qualität von Biomilch

Mit dem Beginn der Biomilch-Verarbeitung 1973 ist die Molkerei Berchtesgadener Land Deutschlands erste Biomolkerei. 600 der 1800 bäuerlichen Höfe liefern derzeit ihre Biomilch an die Molkerei.

Die Qualität der Biomilch hängt von einer schonenden Verarbeitung und maßgeblich von der Fütterung der Kühe ab. Die natürliche Fütterung mit Gräsern und Kräutern – frisch, getrocknet als Heu oder als Grassilage – verleiht der Biomilch wertvolle Inhaltstoffe und den Geschmack. So enthält Milch von Kühen, die auf Bergwiesen und Almen weiden, einen höheren Anteil an gesunden Omega-3-Fettsäuren, Linolsäuren sowie Vitaminen und Mineralstoffen. Werterhaltend und besonders schonend nach traditionellen Rezepturen verarbeitet, entstehen daraus gesunde vollwertige Biomilchspezialitäten.

Gerade bei Milch gelten Herkunft und Tierwohl als relevante Kriterien für die Qualität. Die Molkerei Berchtesgadener Land gibt auf Rohstoff und Erzeugung eine Herkunftsgarantie: Alle Bioprodukte werden ausnahmslos aus Biomilch entlang des nördlichen Alpenkamms zwischen Watzmann und Zugspitze hergestellt. Die Verarbeitung erfolgt am einzigen Standort in Piding.

Fair und nachhaltig

Die Grundsätze einer fairen Zusammenarbeit aller entlang der Wertschöpfungskette – von den Bäuerinnen und Bauern bis zu den Verbraucherinnen und Verbrauchern – wurden dem Unternehmen 2010 im Rahmen der Naturland Fair Produktzertifizierung als erste Molkerei bestätigt. Basis hierfür war die seit Jahren verfolgte Philosophie eines konstant hohen und damit fairen Milchpreises. Seit 2013 wurden zudem Rohstoffe im Biosortiment schrittweise auf Fair-Qualität umgestellt: Biozucker, Biokakao, Biobananen, Bioschokolinsen und Biomangos.

Langfristiges Ziel ist es, alle in bio und fair verfügbaren Rohstoffe im Biosortiment für die Produkte zu verwenden. Gleichzeitig setzt die Molkerei Berchtesgadener Land auch dort auf regionale Zutaten. So wurde im Herbst 2021 der bisherige bio- und fair-zertifizierte Rohrohrzucker aus Paraguay gegen fairen Biorübenzucker aus Süddeutschland ersetzt. Damit steigerte sich der Regionalanteil im Sortiment der Biomilch auf 85 Prozent.

Das kontinuierliche langjährige Engagement in Nachhaltigkeit wurde mit dem Deutschen Nachhaltigkeitspreis 2019 in der Kategorie mittlere Unternehmen bestätigt. Mit dem 2021 gestarteten Projekt Zukunftsbauer unterstützt die Molkerei alle 1800 Landwirtinnen und Landwirte konzeptionell und finanziell, ihre Höfe energetisch zu optimieren, CO2 zu sparen und so aktiv zum Klimaschutz beizutragen.

Und es wird weiterhin kräftig in Nachhaltigkeit investiert. Um künftig als selbstständige Genossenschaft mit 500 Mitarbeitenden erfolgreich am Markt agieren zu können, kam 2022 ein zweistelliger Millionenbetrag am Produktionsstandort Piding als Investition zum Einsatz – mit der Inbetriebnahme einer der modernsten und wassersparsamsten Glasabfüllungen für Milch-Mehrwegflaschen.

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