Von Urban Gardening hört man immer wieder. Wir erklären, was es damit auf sich hat.

Du bist am Gärtnern interessiert, wohnst aber in einer Stadt und hast gerade mal dein Fensterbrett zur Verfügung? Dann ist Urban Gardening vielleicht etwas für dich! Wir erklären, welche Formen von Urban Gardening es gibt und welche zu dir passt.

Urban Gardening hat viele Facetten; Foto © Jasmin Schreiber via unsplash.com
Urban Gardening hat viele Facetten; Foto © Jasmin Schreiber via unsplash.com

Meine Stamm-Joggingrunde führt mich an einem kleinen Gemeinschaftsgarten in einer entlegene Ecke eines Stadtparks vorbei. In den liebevoll angelegten Beeten winken mir je nach Jahreszeit junges Blattgrün diverser Gemüsesorten, freundliche Sonnenblumen oder winterfest gemachte Stauden entgegen. Jedes Mal stimmt mich die Vorstellung, wie hier – auf einem Fleckchen Grün zwischen zwei vielbefahrenen, hochhausgesäumten Straßen – ein paar motivierte Gärtner miteinander werkeln, jäten und ernten, verlässlich heiter. Und während ich hier meine Runden ziehe, grasen ein paar Gehminuten weiter, auf dem begrünten Dach eines Hochhauses im Münchner Stadtquartier Werksviertel-Mitte, vielleicht gerade einige Walliser Schwarznasenschafe, die sich den fantastischen Ausblick mit einigen Hühnern, Bienen- und Ameisenvölkern teilen. Kaum zu glauben, aber sie sind hier, zwischen Hochbeeten und Obstbäumen, zuhause: in der 2500 Quadratmeter großen Stadt-Hochalm – downtown über den Dächern von München. 24 Höhenmeter weiter unten, auf dem Boden des auf den ersten Blick ultraurbanen Werksviertel- Mitte, dessen Skyline von Hochhäusern und Baukränen beherrscht wird, erwartet den Besucher ebenfalls eine grüne Überraschung: Denn hier befindet sich der Werksgarten, der rund 20 Hochbeete umfasst – offen für jeden, der beispielsweise in der Mittagspause Kräuter ziehen, Gemüse züchten oder Blumen hegen möchte.

Was motiviert die Menschen hinter solchen Urban Gardening Projekten? Wollen sie sich ein Stück Natur in die Stadt holen und im stressigen Alltag ihre Sehnsucht nach Grün stillen? Etwas Gemeinsames schaffen, das anonyme Städter in einer konstruktiven Aufgabe zusammenbringt und Wissenstransfer ermöglicht? Sich an kosten- und ressourcengünstig selbstgezogenem Gemüse oder frischen Schnittblumen erfreuen, die ohne lange Transportwege in Küche oder Wohnzimmer landen? Ja, ja und ja! Schließlich werden Ballungszentren wie München so dicht bebaut wie von Gesetzes wegen nur irgend möglich, es gibt immer mehr versiegelte Flächen und somit weniger Lebensraum für Pflanzen und Tiere, die Luftqualität leidet. Zusätzlich heizt der Klimawandel den Städten mit steigenden Durchschnittstemperaturen und Hitzewellen ein. Urban Gardening, sei es im kleinen oder großen Stil, wirkt diesen Entwicklungen entgegen und gibt Stadtgärtnern das Gefühl, angesichts von urbanem Bevölkerungswachstum und Klimaerwärmung selbst etwas bewegen zu können.

Frisches Gemüse oder soziale Kontakte: Es gibt verschiedene Gründe für Urban Gardening; Foto © Markus Spiske via unsplash.com
Frisches Gemüse oder soziale Kontakte: Es gibt verschiedene Gründe für Urban Gardening; Foto © Markus Spiske via unsplash.com

Urban Gardening: Gemeinsame Sache machen

Die Deutschen lieben Gemeinschaftsgärten: Alleine in Berlin gibt es über 230 davon! Es handelt sich um gemeinschaftlich bewirtschaftete Gartenflächen, Beete, Hochbeete oder sogenannte Kistengärten im öffentlichen Raum, zum Beispiel in Parkanlagen, auf Industriebrachen oder stillgelegten Bahnhöfen. Bei manchen steht der Gemeinsinn im Vordergrund, bei anderen die Lebensmittelproduktion oder die Umweltbildung. Kurz gesagt: Das kollektive Grün ist so unterschiedlich wie die Gemeinschaft, die dahintersteht. Je nach Typus gibt es unterschiedliche Zugangsmodalitäten – offen für jeden, über eine Vereinsmitgliedschaft, nur für eine bestimmte Hausgemeinschaft und viele mehr.

In den letzten Jahren haben sich einige Spielarten des nachhaltigen urbanen Gärtnerns etabliert. Stadtbewohner, die keinen Garten ihr Eigen nennen dürfen und dennoch etwas Pflanzenerde zwischen den Fingern spüren möchten, können aus verschiedenen Optionen wählen:

Kiez-, Nachbarschafts- oder Stadtteilgärten

  • bringen Menschen im Quartier zusammen

  • Identifikation mit dem eigenen Viertel im Vordergrund

  • unkomplizierter Wissenstransfer zu Themen wie Saisonalität und Regionalität

Geeignet für:

… alle, die sich bei der Gartenarbeit nachbarschaftlich vernetzen wollen.

Interkulturelle Gärten

  • Garten als Ort zwangloser Begegnung

  • Fokus auf transkulturellem Austausch sowie Integration

  • Zielsetzung: praktische Lernorte, bereichert durch Impulse aus verschiedensten Kulturen

Geeignet für:

Menschen mit Migrationshintergrund und multikulturell interessierte Gartenfans.

Gibt es auch ausschließlich für Frauen

Gemeinschaftsgärten sind lehrreich; Foto © Kelly Sikkema via unsplash.com
Gemeinschaftsgärten sind lehrreich; Foto © Kelly Sikkema via unsplash.com

Generationen- und Inklusionsgärten

  • vereinen Alt und Jung sowie Menschen mit und ohne Behinderung in einer sinnvollen gemeinsamen Aufgabe

  • ermöglichen ein naturverbundenes, unbefangenes Miteinander

Geeignet für:

Seniorinnen und Senioren sowie Menschen mit Behinderung sowie für alle, die sich an gelebter Inklusion beteiligen möchten.

Grabeland

  • von einer Gemeinde oder der Deutschen Bahn befristet vermietetes oder verpachtetes Grundstück, das nur mit einjährigen Nutzpflanzen bestellt werden darf

  • meist künftiges Bauland, für das – anders als bei Kleingärten – kein Bestandsschutz gilt

Geeignet für:

… alle, denen es nichts ausmacht, ein Stück Land nur vorübergehend nutzen zu können.

Im Alleingang begrünen

Du möchtest lieber ohne Gruppe loslegen? Kein Problem: Urban Gardening geht auch solo. Wer eine Schrebergarten-Parzelle pachtet, bestimmt über sein eigenes Stück Garten – wenngleich mit übergeordnetem Regelwerk durch Vereinsmitgliedschaft und Gesetze. Aber auch mobile Gärten in Kisten, Eimern und Säcken, Gemüseanbau auf Flachdächern, platzsparendes Vertical Gardening mit senkrechter Bepflanzung oder (für weniger Regeltreue) sogar Guerilla Gardening sind Optionen. Und Gärtnern auf dem eigenen Balkon, der Terrasse oder dem Fensterbrett geht sowieso immer.

Hier findest du Möglichkeiten für Urban Gardening in deiner Nähe.

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