Deutschland sieht sich gerne als Recycling-Weltmeister. Beim Mülltrennen gibt es jedoch einige Mythen, die für die Tonne sind und über die wir dich hier aufklären wollen.

Den Müll zu trennen ist für die meisten selbstverständlich: Wir bringen unsere Pfandgüter zum Automaten, entfernen Lebensmittelreste aus Verpackungen, bevor wir sie entsorgen und sortieren unsere verschiedenen Abfälle feinsäuberlich in diverse, dafür vorgesehene Tonnen. Besser geht es nicht, könnte man da denken. Genau betrachtet, wird aber schnell deutlich, dass einige Mythen rund um die Mülltrennung existieren. Diese werden hier entlarvt, damit der Müll wirklich dahinwandert, wo er hingehört.

Den Müll richtig zu trennen, ist für Umwelthelden Pflicht

Den Müll richtig zu trennen, ist für Umwelthelden Pflicht.  Foto © Stokkete via shutterstock.com

Fakten und Zahlen zur Mülltrennung

Die Abfallmenge wächst in Deutschland von Jahr zu Jahr. Laut Statistischem Bundesamt (Destatis) lag das Abfallaufkommen 2020 bei insgesamt 414 Millionen Tonnen, pro Kopf waren es stolze 476 Kilogramm Haushaltsabfälle. Die Recyclingquote der verschiedenen Haushaltsabfallarten sah 2020 laut Statista folgendermaßen aus:

Abfallart Recyclingquote
Elektrogeräte 100 Prozent
Glas 100 Prozent
Papier/Pappe 99 Prozent
Bioabfall 97 Prozent
Verpackungen 93 Prozent
Sperrmüll 57 Prozent
Hausmüll 17 Prozent
Andere Werkstoffe 78 Prozent

Vor allem beim Hausmüll ist also noch Luft nach oben. Da dieser sich jedoch aus vielen unterschiedlichen Stoffen zusammensetzt, die sich nur mit großem Aufwand sortenrein trennen lassen, ist das Recycling schwierig. Am effektivsten ist es, von vorneherein darauf zu achten, möglichst wenig Restmüll zu produzieren. Denn Müll, der gar nicht erst anfällt, muss auch nicht getrennt oder entsorgt werden.

Für eine bessere Mülltrennung helfen neue Methoden in der fortschrittlichen Abfallverarbeitung, wie die Anwendung von Titrationstechniken in der Mülltrennung, die Mülltrennung so präzise wie möglich zu gestalten. Diese Methode, üblicherweise aus der Chemie bekannt, wird eingesetzt, um die Zusammensetzung von Flüssigkeiten in Abfällen genau zu bestimmen. Durch Titration können beispielsweise der pH-Wert und die Konzentration bestimmter Chemikalien in flüssigen Abfällen ermittelt werden. Dies ist besonders wichtig für die korrekte Entsorgung von gefährlichen oder speziellen Abfallstoffen. Die präzise Analyse ermöglicht es, Abfälle effektiver zu trennen und sicherzustellen, dass gefährliche Stoffe nicht in die Umwelt gelangen. Dieser Prozess trägt nicht nur zu einer effizienteren Wiederverwertung bei, sondern erhöht auch den Schutz der Umwelt vor schädlichen Substanzen.

Übrigens: Herbstlaub gehört nicht in den Restmüll, sondern in die Biotonne! Lese dazu auch unseren Artikel, wie du Herbstlaub richtig entsorgen kannst.

Mit am bedenklichsten ist, wie viele Tonnen Lebensmittel jährlich im Müll landen. Dabei könnten viele davon noch gegessen werden. Hier findest du viele Informationen, die es dir leichtmachen, zum Lebensmittelretter zu werden.

Müll trennen: Die größten Mythen

Kommen wir nun zu den wichtigsten Missverständnissen bei der Mülltrennung. Was es mit diesen Mythen wirklich auf sich hat und wie der Müll richtig getrennt wird, erfährst du hier:

Mythos #1: Papiertaschentücher und Küchenpapier sind Papiermüll

Auch wenn der Name irreführend ist, haben sie im Altpapier nichts zu suchen, da die Fasern der Tücher nicht zu Papier verarbeitet werden können. Küchenpapier kann, je nach Verschmutzung, im Biomüll entsorgt werden. Benutzte Papiertaschentücher sollten aufgrund der möglichen Kontaminierung mit Viren und Bakterien in den Restmüll wandern.

Kassenzettel gehören nicht in den Papiermüll

Kassenzettel gehören nicht in den Papiermüll. Foto © Studiofy.de via shutterstock.com

Mythos #2: Kassenzettel kommen in die blaue Papiertonne

Sie sehen aus wie Papier und fühlen sich auch so an – aber das täuscht. Kassenzettel sowie viele Fahrscheine der Öffentlichen Nahverkehrsbetriebe sind aus sogenanntem Thermopapier. Darin sind die gesundheitsbedenklichen Bisphenole A und S verarbeitet, die neben anderen Stoffen die Weiterverarbeitung von Altpapier stören.

Mythos #3: Verpackungsabfälle für die gelbe Tonne müssen ganz sauber sein

Geht man nach der Klimabilanz, lautet die Antwort ganz klar nein: Plastik- und Leichtverpackungsmüll wie Joghurtbecher werden bei den Abfallwirtschaftsbetrieben ohnehin gesäubert – das Spülen zu Hause ist also unnötige Wasserverschwendung. Lediglich bei starker Verschmutzung sollte grob gereinigt werden.

Mythos #4: Glas muss nicht nach Farbe getrennt werden

… weil beim Abtransport sowieso alles wieder gemischt wird. Auf den ersten Blick scheint an diesem Mythos etwas Wahres dran zu sein: Beobachtet man, wie Glascontainer geleert werden, entsteht der Eindruck, grünes, braunes und weißes Glas würden wild durcheinander auf der Ladefläche des LKW landen. Tatsächlich ist die Ladefläche aber unterteilt, sodass die Glasfarben nicht gemischt werden.

Du hast nicht nur Fragen zum Trennen von Müll, sondern auch rund ums Pfand? Dann schau hier vorbei!

Mythos #5: Joghurtbecher und Aludeckel werden zusammen entsorgt

Nein, der Deckel muss in jedem Fall vom Becher getrennt werden, dann kann beides in der gelben Tonne entsorgt werden. In manchen Gemeinden gibt es statt gelber Tonnen entsprechende Container auf sogenannten Wertstoffinseln. Dort sieht die Mülltrennung so aus, dass Metall separiert von anderen Verpackungen entsorgt werden kann.

Mythos #6: Tetrapack ist Papiermüll

Milchtüten und Saftverpackungen mögen äußerlich an Pappe erinnern, sind aber kein Altpapier. Tetrapack ist ein sogenanntes Verbundmaterial, das aus mehreren Komponenten besteht und damit ein Fall für die gelbe Tonne beziehungsweise für den Container auf der Wertstoffinsel.

Mülltüten aus Bioplastik dürfen nicht in den Biomüll

Mülltüten aus Bioplastik dürfen nicht in den Biomüll. Foto © Larisa Stefanjuk via shutterstock.com

Mythos #7: Bioplastik darf in den Biomüll

Das wäre schön, stimmt aber leider nicht. Zwar zersetzen sich Tüten aus Bioplastik tatsächlich mit der Zeit, allerdings zu langsam, um in der Verwertung der Abfallbetriebe berücksichtigt zu werden. Die Tüten werden daher in den Müllanlagen wieder aussortiert, im Zweifel mit den wertvollen Bioabfällen im zugeknoteten Beutel.

Mythos #8: Glas ist Glas und darf immer in die entsprechende Tonne

Glas kann unterschiedliche Eigenschaften haben: hitzebeständig, isolierend oder bruchsicher. Diese erhält es durch die Zusammensetzung, weshalb nicht alle Altgläser gemeinsam entsorgt werden können. In den Glascontainer dürfen nur Flaschen und Verpackungsglas, ohne Deckel versteht sich. Fenster und Trinkgläser beispielsweise müssen über Wertstoffhöfe entsorgt werden.

Ganz toll erklärt wird das wichtige Thema Müll richtig trennen übrigens auch im WDR-Video Mülltrennung – kompliziert, aber wichtig I neuneinhalb – deine Reporter:

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