Am 8. März ist Weltfrauentag. Viele sprechen auch vom feministischen Kampftag. Warum der Tag nach wie vor so wichtig ist, liest du hier.
Jeder dritten Frau in Deutschland wird mindestens einmal in ihrem Leben physische und/oder sexualisierte Gewalt angetan, schreibt das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Gerade erst wurde publik, dass in Österreich innerhalb von vier Tagen sechs Frauen getötet wurden. Autonome Frauenhäuser gehen dort davon aus, dass jeden Monat durchschnittlich drei Frauen ermordet werden. Aktivistinnen sehen darin ein strukturelles Problem. Das heißt patriarchale Strukturen führen dazu, dass Frauen beziehungsweise FLINTA* – Frauen, Lesben, intersexuelle, nicht-binäre, trans und agender Personen – Gewalt erleben, benachteiligt und diskriminiert werden. Der Gender Pay Gap – die Lücke zwischen dem Gehalt, das Männer und Frauen bekommen – liegt in Deutschland laut statistischem Bundesamt bei 18 Prozent. Oder anders gesagt: Vom 1. Januar bis zum 6. März 2024 haben Frauen in Deutschland – rein rechnerisch – unbezahlt gearbeitet. Um diese und viele weitere Themen geht es beim Weltfrauentag beziehungsweise feministischen Kampftag. Wo er herkommt und warum er weiter wichtig ist.
Ursprünge des Weltfrauentages
Zu den Ursprüngen des Weltfrauentages beziehungsweise des feministischen Kampftags schreibt die Bildungsstätte Anne Frank, dass sie auf Sozialistinnen in Deutschland und den USA Anfang des 20. Jahrhunderts zurückgehen. Sie kämpften für das Frauenwahlrecht und für mehr politische Teilhabe. 1975 wurde der 8. März als Internationaler Frauentag institutionalisiert. In Deutschland ist er in zwei Bundesländern – Berlin und Mecklenburg-Vorpommern – ein Feiertag.
An diesem Tag soll auf der einen Seite an die Vorkämpferinnen erinnert werden. Man blickt stolz auf das, was von feministischen Bewegungen erreicht wurde. Auf Kämpfe, die Generationen von Feministinnen ausgetragen haben. Zum Beispiel Feministinnen, die in den 1970er-Jahren aktiv waren, sich aktiv mit Fragen der Arbeitsteilung auseinandersetzten und für mehr Gelichberechtigung kämpften. Unter dem Slogan „Das Private ist politisch“, brachten sie Themen wie Gewalt in Beziehungen und die damals noch nicht gesetzlich verbotene Vergewaltigung in der Ehe an die Öffentlichkeit. Ebenfalls in diese Phase fällt der – nach wie vor andauernde – Kampf um körperliche Selbstbestimmung. Stichwort: „My body, my choice“.
Zum anderen hat der Weltfrauentag beziehungsweise feministische Kampftag eine andere Bedeutung: „Dieser Tag steht nicht nur für die Feier der Errungenschaften von Frauen, trans, agender und nicht-binären Personen in verschiedenen Bereichen, sondern auch als eine Erinnerung an die anhaltenden Kämpfe für Gleichberechtigung und Gerechtigkeit“, heißt es im Magazin Renk. Nach wie vor sind FLINTA* gefährdet und werden diskriminiert. Die Bildungszentrale für politische Bildung fasst zusammen: „Frauen und Mädchen sind häufiger von Armut, Hunger und unzureichender Gesundheitsversorgung betroffen. Frauen verdienen grundsätzlich weniger und werden öfter um ihr Recht auf Bildung gebracht.“
Begriffe: Feministischer Kampftag statt Weltfrauentag
Neben der Bezeichnung Weltfrauentag verwenden viele bewusst, die Begriffe feministischer Kampftag oder FLINTA*-Kampftag. Diese Begriffe sollen zum einen veranschaulichen, dass nicht nur cis Frauen betroffen sind, sondern, dass auch queere, non-binary, trans, inter und agender Personen unter patriarchalen Strukturen leiden. Zudem werden feministische Anliegen seit jeher nicht nur von cis Frauen, sondern im Allgemeinen von FLINTA* vertreten.
Der Begriff FLINTA*-Kampftag weist ausdrücklich darauf hin, dass es auch zwischen Frauen machtvolle Hierarchien und Privilegien gibt. Lesbische und trans Personen erfahren beispielsweise Formen von Diskriminierung und Gewalt, die cis Frauen nicht erfahren. Dies soll sichtbar gemacht werden. Mit zusätzlichen Barrieren haben FLINTA* of Color, mit Behinderung oder in Armut lebende Personen zu kämpfen. Ungleichberechtigungen verschränken sich oftmals und verstärken Diskriminierung.
Ungerechtigkeiten bestehen fort
Zudem weisen die Begriffe durch die Verwendung des Wortes Kampftag ausdrücklich daraufhin, dass Gleichberechtigung weiterhin ein hart umkämpftes Feld ist. Gerade erleben wir einen Aufschwung rechtsextremer Gesinnung – damit einhergehend nimmt auch die Zahl der Antifeministinnen und Antifeministen zu. Diese, so schreibt die Bildungsstätte Anne Frank, „propagieren klassische Geschlechterrollen, wettern gegen körperliche Selbstbestimmung und Diversität“. Die Leipziger Autoritarismus-Studie zeigte 2022 wie verbreitet solche Vorstellungen sind: Ein Viertel der Befragten stimmte sexistischen und antifeministischen Aussagen zu. Die Studie, so schreibt die Anne Frank Stiftung weiter, komme zu dem Schluss, dass „Antifeminismus eine tragende Säule für die Ausbreitung rechtsextremer Überzeugungen und ein wichtiges Element für den Erfolg der AfD“ sei.
Femizide, unfaire Bezahlung, ungleich verteilte Care-Arbeit, Queerfeindlichkeit und Gewalt sind Themen, die weiter Aufmerksamkeit bekommen müssen. Für Rechte und Schutz von FLINTA* muss weitergekämpft werden. Aber auch gesamtgesellschaftlich müssen patriarchale Strukturen in Frage gestellt und verändert werden. Gerade bei einer weltweiten Zunahme rechtsextremer Tendenzen, die einhergehen mit antifeministischen Haltungen, können wir es uns nicht leisten, nicht für feministische Anliegen zu kämpfen.
Und das nicht nur am 8. März. Solidarität und Einsatz müssen an jedem anderen Tag auch auf der Tagesordnung stehen – bis eine tatsächliche Gleichberechtigung erreicht ist.
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