In den vergangenen Jahren hat der Online-Marktplatz Temu mit seiner breiten Produktpalette zu niedrigen Preisen weltweit an Popularität gewonnen. Doch die Stimmen hinsichtlich der langfristigen Auswirkungen des Shops auf die Umwelt werden zunehmend lauter …

„Shoppe wie Milliardäre“ ist der Slogan, mit dem der Online-Shop Temu beim Download der App wirbt. Warum der Anbieter gerade diesen gewählt hat, wird bereits beim ersten Blick auf das Angebot nach dem Öffnen klar: Hunderte von Produkte zu spottbilligen Preisen. Ein Ring-Set für 1,29 Euro, ein Schuhregal für 10,78 Euro, eine Schreibtischunterlage für 3,64 Euro, ein Sommerkleid für 6,60 Euro … Und in jeder Ecke der App lockt ein anderer vermeintlicher Deal oder Rabattcode, um die ohnehin schon preisgünstigen Produkte noch billiger zu machen. Und nun versteht auch der Letzte, warum man sich bei Temu wie ein Milliardär fühlt, auch wenn man eigentlich keiner ist.

Viel Ware für ganz wenig Geld.

Temu Erfahrungen: So schlecht ist der Shop für die Umwelt; Foto © PenguinLens via shutterstock.com
Temu Erfahrungen: So schlecht ist der Shop für die Umwelt; Foto © PenguinLens via shutterstock.com

Während viele Verbraucher von der Bequemlichkeit und den vermeintlichen Schnäppchen, die Temu bietet, begeistert sind, weisen Umweltexperten und Nachhaltigkeitsbefürworter auf die versteckten Kosten hin, die mit diesem boomenden Online-Geschäftsmodell verbunden sind. Diese sind nicht monetärer Natur, sondern betreffen besonders unsere Umwelt und die Lebensqualität zukünftiger Generationen.

Übermäßiger Konsum und Wegwerfkultur

Eines der zentralen Probleme, das sich aus dem Geschäftsmodell von Temu ergibt, ist die Förderung einer Kultur des Überkonsums. Die Plattform verleitet mit ihren ständig wechselnden Inventaren und unschlagbar niedrigen Preisen Verbrauchende dazu, in einem Ausmaß zu kaufen, das weit über ihren tatsächlichen Bedarf hinausgeht. Dies führt zu einer Ansammlung von Produkten, die oft ungenutzt bleiben oder nach kurzer Zeit im Müll landen. Insbesondere in der Modeindustrie, wo Temu eine Vielzahl von sehr günstigen Bekleidungsstücken anbietet, wird die Schnell- und Kurzlebigkeit der Produkte zum Umweltproblem. Die Produktion, Nutzung und Entsorgung von Bekleidung verursachen erhebliche Mengen an CO₂-Emissionen, Wasserverschwendung und Chemikalienbelastung. Die Wegwerfkultur, die durch Plattformen wie Temu gefördert wird, verstärkt diese Probleme, indem sie den Zyklus von Kaufen, kurzem Gebrauch und Wegwerfen beschleunigt.

Umweltauswirkungen der globalen Lieferkette

Viele Produkte, die über Temu verkauft werden, werden in Ländern hergestellt, in denen Umweltstandards entweder sehr niedrig sind oder gar nicht durchgesetzt werden. Die Produktion dieser Güter erfordert den Einsatz von Ressourcen und Energie, was oft mit dem Einsatz schädlicher Chemikalien, dem Verbrauch großer Mengen Wasser und der Emission von Treibhausgasen einhergeht. Der Transport dieser Produkte um die ganze Welt, meist per Luft- oder Seefracht, führt zu einem weiteren Anstieg der CO₂-Emissionen. Diese globalen Lieferketten sind somit ein Schlüsselfaktor für den ökologischen Fußabdruck von Online-Shops wie Temu, der die negativen Auswirkungen auf das Klima und die Umwelt verschärft.

Viel Ware für wenig Geld: So verlockend die Angebote bei Temu sind, so sehr leidet die Umwelt unter den Billig-Deals; Foto © Camilo Concha via shutterstock.com
Viel Ware für wenig Geld: So verlockend die Angebote bei Temu sind, so sehr leidet die Umwelt unter den Billig-Deals; Foto © Camilo Concha via shutterstock.com

Problematik der Verpackung und des Abfalls

Um die Integrität der Produkte, die über Temu verlauft werden, während des Versands zu gewährleisten, werden häufig übermäßige Mengen an Kunststoffverpackungen und Füllmaterialien verwendet. Diese Materialien sind oft nicht biologisch abbaubar und tragen zur zunehmenden Verschmutzung durch Kunststoffe bei, insbesondere in unseren Ozeanen. Die Entsorgung und das Recycling dieser Materialien stellen eine Herausforderung dar, da sie entweder auf Mülldeponien landen, wo sie hunderte Jahre überdauern können, oder in Verbrennungsanlagen, die schädliche Emissionen freisetzen.

Soziale Auswirkungen und Arbeitsbedingungen

Viele der Fabriken, welche die Billigwaren herstellen, befinden sich in Ländern mit schwachen Arbeitsrechten, wo Arbeiterinnen und Arbeiter unter schlechten Bedingungen tätig sind, minimale Löhne erhalten und langen Arbeitszeiten ausgesetzt sind. Diese Praktiken sind nicht nur aus ethischer Sicht bedenklich, sondern fördern auch ein Wirtschaftsmodell, das auf Kosten der Umwelt und der Gesundheit der Arbeiter geht. Die Unterstützung solcher Geschäftspraktiken durch den Kauf von Produkten auf Temu trägt indirekt zur Aufrechterhaltung dieser ungerechten Systeme bei.

Der Umwelt zuliebe auf Temu verzichten

Um die negativen Auswirkungen von Temu und ähnlichen Online-Plattformen auf die Umwelt zu reduzieren, können Verbraucherinnen und Verbraucher durch bewussteres Kaufverhalten, wie die Unterstützung nachhaltiger und ethisch produzierter Marken, einen positiven Beitrag leisten. Regierungen und internationale Organisationen müssen härtere Umwelt- und Sozialstandards festlegen und durchsetzen, um die Nachhaltigkeit in der Produktion und Lieferkette zu verbessern. Unternehmen wie Temu müssen ihre Geschäftspraktiken überdenken und Strategien zur Reduzierung ihrer Umweltauswirkungen entwickeln, wie die Verringerung von Verpackungsmaterialien oder den Einsatz von nachhaltigen Verpackungen, die Förderung von Recycling und die Zusammenarbeit mit Lieferanten zur Verbesserung der Produktionsbedingungen.