Vor lauter vermeintlicher Informationen weiß man oft gar nicht mehr, was eigentlich stimmt, wenn’s ums Essen geht. Wir haben uns schlau gemacht und räumen mit den Ernährungsmythen auf.
Fast täglich werden wir ungewollt mit gut gemeinten Ratschlägen und haltlosen Informationen zu unserer Ernährung überflutet. Dem Laien fällt es schwer, zwischen Panikmache und fundierter Wissenschaft zu unterscheiden.
Nicht alles, was man zu Ernährung hört, sollte man auch glauben. Foto © Simona Sergi via unsplash.com
Gut, dass Prof. Dr. Martijn Katan in seinem Buch „Warum Brot uns nicht schadet und Mikrowellen keine Vitamine zerstören“ mit 70 weitverbreiteten Annahmen und Mythen über Zucker, Weizen, Butter, Käse, Eier, Obst, Gemüse und andere Lebensmittel aufräumt. So werden unnötige Ängste genommen, aber auch falsche Hoffnungen im Keim erstickt.
Mythos #1: Ein bisschen dick ist gesund
Schlanke 30-Jährige leben zwar länger als korpulente, aber oberhalb von 60 Jahren ist die zusätzliche Lebensdauer weniger ausgeprägt. Das liegt daran, dass diese Menschen aufgrund von nicht spürbaren Krankheiten schlanker sind und sich unter ihnen auch viele Raucher befinden. Menschen, die nur aufgrund ihres gesunden Lebensstils schlanker sind, leben länger als jene mit etwas Übergewicht. Zudem können heute viele Krankheiten, die durch Beleibtheit verursacht werden, durch Medikamente lebensverlängernd behandelt werden.
Buchtipp
Die folgenden und weitere Ernährungsmythen findest du in:
Warum Brot uns nicht schadet und Mikrowellen keine Vitamine zerstören | Martijn Katan | Riva Verlag | 2018 | 19,99 Euro [D]
Mythos #2: Milch führt zu vermehrter Schleimbildung
Das wurde in Australien untersucht. Hierfür wurden 125 Freiwillige in zwei Gruppen eingeteilt: Die eine Hälfte bekam Milch zu trinken und die andere ein Sojagetränk, das aus Wasser, Soja-Eiweiß und Pflanzenöl bestand. Beiden Getränken wurden Kakao und Minze zugefügt, sodass sie identisch aussahen und schmeckten. Die Anzahl der Personen, die nach dem Trinken über Schleimbildung klagte, war in beiden Gruppen gleich. Das heißt, das Gefühl der Schleimbildung kommt nicht von der Milch.
Es heißt oft, Rotwein sei gesund – aber stimmt das? Foto © Kym Ellis via unsplash.com
Mythos #3: Rotwein ist gut für das Herz
Die spezielle Rolle, die Rotwein zugeschrieben wird, ergab sich aus dem Hype um die Antioxidantien in den 1990er-Jahren. Damals wurden allerlei Krankheiten mit den schädlichen Effekten von Sauerstoffradikalen im Körper erklärt. Um dem vorzubeugen, müsste man viele Antioxidantien zu sich nehmen, hieß es. Jene im Rotwein heißen Polyphenole. Erst später merkten die Forscher, wie wenige davon sich im Rotwein befinden – nämlich viel weniger als im Tee. Noch einige Zeit später stellte sich heraus, dass die Antioxidantien-Hypothese insgesamt nicht stimmte. Danach folgte eine neue Hypothese – oder ein Hype – um Resveratrol, einem Polyphenol im Wein, das bemerkenswerte Wirkungen bei Mäusen und Fruchtfliegen zeigte. Bisher deutet aber nichts darauf hin, dass dies auf Menschen zutreffen könnte. Zudem ist die Menge Resveratrol in Rotwein so gering, dass man hunderte Liter am Tag trinken müsste, um überhaupt eine Wirkung zu spüren.
Mythos #4: Mehrkornbrot ist besser als normales Brot
Größtenteils bestehen Brote aus Vollkornmehl, Weißmehl (feingemahlener Weizen oder Roggen) oder einer Mischung daraus. An sich unterscheiden sich die Brotsorten kaum: Die eine enthält ein wenig Sesamsaat und die andere etwas Gerste oder Sonnenblumenkerne. Man vergibt ausgefallene Namen wie Mehrkorn-, Bauern- oder Weltmeisterbrot, um den Verkauf anzukurbeln. Aber auch diese Varianten enthalten nahezu dieselben Zutaten wie herkömmliches Brot. Um es dunkler und damit gesünder aussehen zu lassen, färben Bäcker Weißbrot oft mit Malz oder Karamell braun. Die Bezeichnungen sind ohnehin nicht gesetzlich geschützt. Der einzige gesetzlich geschützte Begriff ist übrigens die Bezeichnung Vollkornbrot. Es muss mindestens 90 Prozent Roggen- oder Weizenvollkornmehl enthalten, mit allen Ballaststoffen, Vitaminen und Mineralien aus den Keimen und der Kleie.
Übrigens: Dinkel ist eine Weizenart. Er enthält genauso wie andere alte Weizensorten ein wenig mehr Eiweiß und etwas mehr von manchen Mineralien. Die Unterschiede zwischen Weizen und Dinkel sind jedoch kaum von Belang.
Dass ein Brot dunkel ist, bedeutet nicht automatisch, dass es auch gesünder ist. Foto © James Harris via unsplash.com
Mythos #5: Durchs Kochen gehen Nährstoffe verloren
Von Vitamin C geht zwar ein Großteil verloren, dennoch befindet sich in gekochtem Grünkohl immer noch mehr davon als in rohem Salat. Bei den meisten Vitaminen ist durch den Kochvorgang der Verlust aber gering. Manche können sogar erst durch Hitze aus den Zellwänden gelöst und vom Körper aufgenommen werden. Außerdem gibt es Gemüsesorten, die giftig und erst gekocht essbar sind.
Mythos #6: Die Strahlung einer Mikrowelle zerstört Vitamine
Mikrowellenherde strahlen mit einer Frequenz von 2,45 Gigahertz, was mit Fernsehen und Mobiltelefonen vergleichbar ist. Diese Strahlung reicht aus, um Wasser oder Fett zu erhitzen und somit Essen aufzuwärmen. Effekte des Mikrowellenherdes auf den Vitamingehalt und auf die Bildung unerwünschter Stoffe im Essen sind umfassend untersucht worden. Dabei konnten keine Unterschiede zum üblichen Kochen oder Backen festgestellt werden. Man nimmt sogar an, dass Vitamin C und Folsäure im Gemüse bei einer Zubereitung im Mikrowellenherd etwas besser erhalten bleiben als beim üblichen Kochen. Auch Babyfläschchen und abgepumpte Muttermilch können sicher im Mikrowellenherd aufgewärmt werden. Mikrowellen sind also völlig unbedenklich für unser Essen.
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