Nicht Fisch, nicht Fleisch oder doch? Was es mit Hybridfleisch und In-vitro-Fleisch auf sich hat, erfährst du hier.

52 Kilo Fleisch pro Kopf haben Menschen in Deutschland 2022 durchschnittlich konsumiert, gibt das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) an. Das seien 7,4 Prozent weniger als im Vorjahr, heißt es weiter. Immer mehr Menschen verzichten außerdem ganz auf Fleisch. So schrieb die Verbraucherzentrale im Dezember 2022, dass sich rund acht Millionen Personen vegetarisch und „davon etwas über eine Million vegan – Tendenz steigend“ ernähren. Für diejenigen, die nicht auf vegetarische oder vegane Ersatzprodukte umsteigen wollen, gibt es inzwischen auch sogenanntes Hybridfleisch und mancherorts In-vitro-Fleisch. Was es damit auf sich hat und welche Vor- und Nachteile damit einhergehen, erfährst du hier.

Burger

Ist auf diesem Burger ein Patty aus Hybridfleisch, ein pflanzliches Ersatzprodukt oder gar Fleisch aus dem Labor? Foto © Pixel-Shot via Shutterstock.com

Was ist Hybridfleisch eigentlich?

Bei Hybridfleisch handelt es sich um eine Mischung aus Fleisch und anderen Zutaten (meist Gemüse). In welchem Verhältnis die Zutaten zueinanderstehen, ist unterschiedlich. Laut Verbraucherzentrale sind „40 bis 69 Prozent Fleisch“ und „zwischen acht und 40 Prozent Gemüse“.

Vor- und Nachteile von Hybridfleisch

Das Gemisch hat laut Verbraucherzentrale den Vorteil, dass es durch das Gemüse gesünder sein kann als herkömmliches Fleisch. Allerdings sollte man die Zutatenliste genau betrachten. Da es sich um ein Fertigprodukt handelt, sind nicht selten ungesunde Zusatzstoffe beigefügt. Außerdem geht die Zentrale davon aus, dass – weil weniger Fleisch drinsteckt – auch etwas weniger Emissionen entstehen.

Dennoch schätzt die Verbraucherzentrale Hybridfleisch insgesamt eher als kritisch ein. Denn zum einen stamme das verwendete Fleisch in den meisten Fällen aus „wenig tiergerechter Haltung“. „Produkte mit Biofleisch oder Fleisch aus den Haltungsformen 3 und 4 sind eine Ausnahme“, so der Verband. Die Zentrale empfiehlt daher, selbst aus Hackfleisch und geraspeltem Gemüse oder Hülsenfrüchten Hybridfleisch zuzubereiten. Eine Befürchtung der Organisation ist außerdem, dass es durch Hybridfleisch sogar zu einem gesteigerten Fleischkonsum kommen könnte, weil so vielleicht noch häufiger Fleisch auf dem Tisch landet.

Die Tierschutzorganisation Peta kann Hybridfleisch nichts abgewinnen. Die Tierschützerinnen und -schützer verweisen darauf, dass die Fleischindustrie immer mit „unvorstellbarem Tierleid“ einhergehe. Petas Fazit zu Hybridfleisch: „Solche angeblich innovativen Produkte beruhigen nur das Gewissen der Verbraucherinnen und Verbraucher – die beste Entscheidung für die Umwelt, die Gesundheit und die Tiere ist immer die Entscheidung für Produkte, die ohne Fleisch und andere tierische Inhaltsstoffe auskommen.“

Inzwischen lässt sich auch im Labor Fleisch züchten. Foto © tilialucida via Shuttertsock.com

Aus dem Labor

Mit Hochdruck wird an In-vitro-Fleisch gearbeitet. Fleisch, das – anders als Hybridfleisch – aus dem Labor stammt. Dafür wird zum Beispiel einem Rind Muskelgewebe entnommen. Stammzellen daraus werden zusammen mit einem Nährmedium vermehrt. „Dabei durchlaufen die Zellen verschiedene Stadien und entwickeln Muskeln. Über ein Trägergerüst, meist aus tierischem Kollagen, wachsen die Zellen zu einer größeren Masse zusammen“, schreibt die Verbraucherzentrale. 20 000 Muskelzellen benötigt man laut Zentrale für einen Burger.

Dazu, ob und wie gesund dieses gezüchtete Fleisch ist, lasse sich, so die Verbraucherzentrale, noch kein Urteil fällen, weil es „bisher weltweit praktisch noch nicht verzehrt wurde, gibt es keine validen Daten“. Derzeit lassen sich auch noch wenig Aussagen zur Umweltbilanz machen. Manche Studien gehen von einer Reduktion von Treibhausgasen aus, andere von einer Steigerung.

Clean Meat?

Sicher ist jedoch, dass die Produktion – wie beim Hybridfleisch – mit Tierleid verbunden ist. Denn einerseits werden die Muskelzellen Tieren durch einen medizinischen Eingriff entnommen.  Dazukommt, dass die Zellen sich nur in einem Nährmedium zu Fleisch entwickeln können. Dabei gilt fetales Kälberserum immer noch als bestes Medium. „Es wird aus dem Blut der noch schlagenden Herzen ungeborener Kälber (Kälberföten) gewonnen. Das Kalb stirbt bei der Entnahme“, so die Verbraucherzentrale. Somit ist der manchmal verwendete Begriff „Clean Meat“ irreführend, denn auch für Fleisch aus dem Labor müssen bisher Tiere sterben.

Gemüse

Nachhaltiger als Hybridfleisch und Co. und sicher tierleidfrei: pflanzenbasierte Ernährung; Foto © Tatjana Baibakova via unsplash.com

Aktuell gibt es In-vitro-Fleisch – im Gegensatz zu Hybridfleisch – noch nicht in europäischen Supermärkten zu kaufen. Es müsste zunächst auf EU-Eben zugelassen werden. Ein entsprechender Antrag wurde noch nicht gestellt. In anderen Ländern sieht das anders aus. Laut Tagesschau hat die amerikanische Firma Eat Just in 2020 „die weltweit erste Zulassung für synthetisches Fleisch aus echten Muskelzellen“ erhalten. Auszugehen sei aber davon, dass ein „wettbewerbsfähiger Preis“ frühestens 2030 erreicht sei. 2013, so die Verbraucherzentrale, kostete ein Labor-Burger-Patty rund 250.000 Euro, inzwischen gebe das Unternehmen Mosa Meat an, dass der Preis bei neun Euro liege.

Letztlich – so empfehlen es auch Peta und die Verbraucherzentrale – ist der hundertprozentig tierleidfreie und deutlich klimaschonendere Weg, anstatt zu Hybridfleisch – oder bald zu In-vitro-Fleisch – zu greifen, ein Verzicht auf Fleisch. Es gibt zahlreiche pflanzliche und natürliche Alternativen. Außerdem fristen vegetarische und vegane Ernährung längst kein Nischendasein mehr: Täglich kommen ständig neue vegane oder vegetarische Ersatzprodukte auf den Markt.

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